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24.09.2012 | 09:41 | Energieträger 

Brot statt Mais für kleine Biogasanlagen

Hannover - Statt Mais von riesigen Monokulturen könnten auch andere Produkte kleine Biogasanlagen füttern. Ein Bäcker in Niedersachsen will überschüssige Backwaren als Energiequelle nutzen.

Biogasanlage
(c) proplanta
Die Idee klang verlockend: Der Energieträger der Zukunft wächst einfach auf den Feldern. Riesige Maisplantagen liefern Strom und Wärme - für die Landwirte ein gutes Zubrot. Doch es gibt auch Schattenseiten: Kritiker sprechen längst von der «Vermaisung» der Landschaft.

Ein verändertes Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), mit dem der Einsatz von kleineren Biogasanlagen gefördert wird, soll Besserung bringen. Statt mit Mais werden sie mit Gülle und anderen organischen Abfallprodukten gefüttert.

Für die neue Technik interessiert sich auch der Lingener Bäckermeister Peter Lüttel. «Bäckereibetriebe werfen acht bis zehn Prozent ihrer Produktion jeden Tag weg», sagt der Unternehmer.

Bäckereiverkaufsstellen müssten bis kurz vor Ladenschluss einen großen Teil ihres Sortiments vorhalten, von dem nicht alles verkauft werde. «Brot vom Vortag kauft aber keiner», sagt Lüttel. Die überschüssigen Backwaren sind also Abfall. Lüttel hofft, sie künftig als Energiequelle zu nutzen.

Das neue EEG fördere kleine Biogasanlagen mit nicht mehr als 75 Kilowattstunden Leistung mit einer Vergütung von 25 Cent pro Kilowattstunde, sofern sie mit mindestens 80 Prozent Gülle gefahren werden, sagt der Biogasexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland in Niedersachsen, Michael Kralemann. «Als BUND finden wir das sehr positiv, weil das die Dezentralität stärkt.»

Lüttel überlegt nun, mit anderen Bäckern gemeinsam eine solch kleine Biogasanlage zu betreiben. «Die Gülle bekomme ich von meinem Schwiegervater, der Landwirt ist», sagt er. Für sein Unternehmen suche er ständig nach Möglichkeiten, die Energiekosten zu reduzieren. Schon vor zehn Jahren habe er ein erstes Blockheizkraftwerk (BHKW) gebaut. Jetzt seien für den Bäckerei-Betrieb mit 40 Angestellten zwei BHKW im Einsatz. «Jährlich sparen wir so 12.000 Euro.»

Auch BUND-Experte Kralemann lobt die neuartigen Biogasanlagen für die Verwertung von Reststoffen. «Die Verwertung von Reststoffen ist ja der Urgedanke des Biogases.» Es sei zu hoffen, dass die Anlagen von vielen Landwirten genutzt würden. In Niedersachsen sei die Zahl der Biogasanlagen, die mit Abfällen arbeiten, über die Jahre konstant bei unter hundert geblieben. Insgesamt gebe es in dem Bundesland 1.400 Biogasanlagen. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums werden in Niedersachsen Energiepflanzen auf derzeit rund 15 Prozent der Agrarflächen angebaut.

Als Reaktion auf das geänderte EEG bieten nach Angaben des Fachverbandes Biogas fast alle Biogasanbieter kleine 75-KW-Anlagen an, sagt Verbandssprecherin Andrea Horbelt. «Die Nachfrage ist nicht so toll», stellt sie jedoch fest. Hohe Auflagen stünden einem Erfolg derzeit im Wege - so müssten die Betreiber die vergorenen Reste noch 150 Tage lang lagern. «Das ist ein enormer finanzieller Aufwand», sagt Horbelt. Das EEG alleine werde sicher nicht zu einem Boom bei den kleinen Anlagen führen, meint sie. (dpa)
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Kommentare 
Heike Gantke schrieb am 30.09.2012 20:06 Uhrzustimmen(153) widersprechen(127)
Statt "Brot für die Welt" jetzt "Brot zu Biogas"? Und der BUND findet das auch noch gut... Wir müssen unser Konsumverhalten verändern! Lebensmittel sind keine "Erneuerbaren Energien" - egal, ob Brot oder anderes Essbares!!!
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