Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
10.08.2013 | 08:44 | Geschlechtsbestimmung von Küken 

Geschlecht von Küken bereits im Ei bestimmen

Leipzig - Tiermediziner der Universität Leipzig haben ein Verfahren entwickelt, mit dem das Geschlecht von Hühnern schon vor der Geburt bestimmt werden kann.

Eintagsküken
(c) proplanta
"Damit müssen künftig bei der Zucht von Hühnern als Legehennen männliche Küken nicht mehr direkt nach dem Schlüpfen aus dem Ei getötet werden, wie es bisher leider noch die Regel ist", sagt Almuth Einspanier, Professorin am Veterinär-Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Leipzig.

Bislang werden bei der Haltung von Legehennen männliche Nachkommen unmittelbar nach dem Schlupf aussortiert und anschließend getötet. Dabei werden sie meist mit Kohlendioxid vergast. Auf diese Weise verlieren allein in Deutschland jedes Jahr etwa 40 bis 50 Millionen dieser männlichen Küken, die als Eintagsküken bezeichnet werden, ihr Leben. Der männliche Nachwuchs von Legehühnern, der aufgrund seines Geschlechts keine Eier legen kann, findet in der Hühnerzucht keine Verwendung, da er sich für die Hähnchenmast ebenfalls nicht eignet.

Anne Weißmann, Tierärztin am Veterinär-Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Leipzig, entwickelte bei ihrer Promotion eine Untersuchungsmethode, mit der das Geschlecht künftiger Hühner im Ei noch vor dem zehnten Tag der Bebrütung sicher bestimmt werden kann. Der Zeitpunkt von zehn Tagen ist deshalb wichtig, weil sich danach das Schmerzempfinden der Embryos im Ei herausbildet.

Insgesamt werden Eier 21 Tage lang bebrütet. Bei der von Anne Weißmann entwickelten Methode wird durch ein sehr kleines Loch in der Eischale (Durchmesser: ein Millimeter) ein Tropfen von 15 Mikrolitern des Urins des Embryos entnommen. "Der Embryo kann dabei nicht verletzt werden", sagt Anne Weißmann. In dem Tropfen lassen sich Geschlechtshormone nachweisen, die vom Embryo produziert  und  über den Harn ausgeschieden wurden. Die Genauigkeit der Bestimmung des Geschlechts beträgt bei dieser Methode 98 Prozent. Die Mehrkosten für die Hühnerhalter liegen im Vergleich zur bisherigen Methode bei wenigen Cent.

Die Dauer der Untersuchung, die derzeit nach der Entnahme des Harns aus dem Ei bei rund vier Stunden liegt, wollen die Leipziger Forscherinnen noch stark reduzieren. "Unser Ziel ist es, dass ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest das Ergebnis, ob es sich um männliche oder weibliche Küken handeln wird, gleich erkennbar ist", sagt Almuth Einspanier. Doch schon an den bisherigen Forschungsergebnissen, die jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift "Theriogenology" veröffentlicht worden sind, ist das Interesse sehr groß. (PD)
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Manuel schrieb am 25.03.2016 05:15 Uhrzustimmen(123) widersprechen(139)
Habe durch Peta von dieser Methode erfahren und muss sagen, dass ich die Petition hierzu nicht mitmachen werde. In dem Moment, in dem ich gedanklich ein Tierschützer bin, lehne ich das Töten von Küken generell ab - auch vor dem 10 Bruttag.
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 11.08.2013 14:27 Uhrzustimmen(206) widersprechen(224)
Die Tötung der männlichen Föten vor dem 10. Bruttag mag ja ein gewisser Fortschritt sein, besonders auch wenn man tatsächlich davon ausgehen können sollte, dass die kleinen Lebewesen noch keinen Schmerz empfinden können. Fakt ist, dass wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen wird: Schon zum Zeitpunkt der Ablage des befruchteten Eis besteht der Embryo aus etwa 70.000 Zellen. Auch wenn wir nur mit der Brutzeit bis zur Geschlechtsbestimmung rechnen, erfolgt die Tötung nach ca. 43% der Gesamtentwicklungszeit. Übertragen auf den Menschen würde das einen Abbruch am 113. Tag oder zu Beginn der 17. Schwangerschaftswoche bedeuten. Wer würde das bei gesunden menschlichen Embryonen gutheißen? Es schein also im Fall der männlichen Küken wieder einmal "nur" um Tiere zu gehen. Übrigens nahmen irrtümlicherweise (oder etwa nur zum emotionalen Selbstschutz?) bis vor wenigen Jahren auch einige Wissenschaftler und viele Praktiker im Zusammenhang mit der Kastration männlicher Ferkel an, dass die Neugeborenen noch keinen Schmerz empfinden.
  Weitere Artikel zum Thema

 Intensivere Kontrollen für Kükentransporte möglich

  Kommentierte Artikel

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

 Bamberger Schlachthof vor dem Aus