Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.10.2013 | 08:46 | Gefährliche Gentechnik? 

1.800 Studien zu Genpflanzen bringen kaum Hinweise auf Schädlichkeit

Aachen - Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen haben keine nachweisbaren negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit – so das Ergebnis einer aktuellen Studie, für die fast 1.800 wissenschaftliche Veröffentlichungen aus zehn Jahren ausgewertet wurden.

Genmais-Versuch
(c) proplanta
Belege für ernstzunehmende Risiken ließen sich nicht finden, so die Autoren. Dass gentechnisch veränderte Pflanzen trotzdem immer noch auf große Ablehnung stoßen, führen sie auf Mängel bei der Wissenschaftskommunikation zurück.

1996 kamen die ersten gentechnisch veränderten Nutzpflanzen auf den Markt. Bis heute sind hauptsächlich herbizidtolerante Pflanzen sowie insektenresistente Bt-Pflanzen kommerziell erhältlich und werden auf mittlerweile 170 Millionen Hektar weltweit angebaut. Von Anfang an wurde der Anbau dieser Pflanzen kritisiert, vor allem unter Verweis auf Sicherheitsbedenken. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich seitdem damit befasst, ob von gv-Pflanzen besondere Gefährdungen für Umwelt und Gesundheit ausgehen.

Ein Team von der Universität Perugia (Italien) wertete nun die wissenschaftliche Literatur zur Sicherheitsforschung an gv-Pflanzen von 2002 bis 2012 aus. 1783 Publikationen – sowohl Originalarbeiten als auch zusammenfassende Artikel – wurden dabei erfasst.

Ein wichtiges Forschungsthema ist die Biodiversität. Insektenresistente gv-Pflanzen produzieren so genannte Bt‑Proteine, die gegen bestimmte Schadinsekten gerichtet sind. Es wurde vielfach untersucht, ob diese Bt-Proteine auch Nicht‑Zielorganismen, also beispielsweise andere Insekten, schädigen und die Populationen dezimieren könnten. Dafür lassen sich aber nach den Ergebnissen der Metastudie keine Anhaltspunkte finden.

Anders ist die Situation bei herbizidtoleranten Pflanzen zu bewerten: Der Einsatz von Herbiziden hat in gewisser Weise immer das Ziel, die Biodiversität – nämlich die von Unkräutern – zu verringern. Die Autoren verweisen auf Studien, nach denen beim Anbau konventioneller Pflanzen insgesamt mehr und giftigere Insektizide und Herbizide eingesetzt werden müssten als beim Anbau der gegenwärtig erhältlichen gv-Pflanzen. Sie erwähnen kurz das Auftreten von resistenten Unkraut- und Schädlingspopulationen und die Notwendigkeit eines integrierten Pflanzenschutzes, bei dem verschiedene Maßnahmen kombiniert werden.

Ein weiteres großes Forschungsthema ist der Genfluss – sowohl durch Kreuzung mit verwandten Arten als auch durch Aufnahme von DNA durch Bodenbakterien. Letzteres wurde vor allem im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenz‑Genen untersucht. Diese wurden lange Zeit als Marker eingesetzt, mit deren Hilfe man überprüfen konnte, ob die Übertragung von Genen erfolgreich war. Heute werden sie meistens nachträglich wieder entfernt. Dass diese Resistenzgene bei der Verrottung der Pflanzen von Bodenbakterien aufgenommen werden und so zu einer Zunahme der Antibiotikaresistenzen beitragen könnten, hat sich als äußerst unwahrscheinliches Ereignis herausgestellt, das nur im Labor, nicht aber unter Freilandbedingungen beobachtet werden konnte.

Der Genfluss zu verwandten Wildpflanzen ist dagegen möglich und konnte in Einzelfällen auch beobachtet werden. Negative Effekte auf die Umwelt wie eine invasive Ausbreitung solcher Wildpflanzen konnten bisher aber in keinem Fall nachgewiesen werden. Die Autoren verweisen darauf, dass seit langen bekannt ist, dass der Genfluss zwischen Kulturarten und verwandten Wildarten die Biodiversität beeinflussen kann, unabhängig vom Einsatz der Gentechnik.

Bei der Verwendung von gv-Pflanzen als Lebens- und Futtermittel ist vielfach untersucht worden, ob die gentechnische Veränderung zu einer veränderten stofflichen Zusammensetzung der jeweiligen Pflanze führt. Alle in der Metastudie ausgewerteten Untersuchungen zeigen, dass gv-Pflanzen äquivalent zu ihren konventionellen Ausgangspflanzen sind, was etwa den Gehalt an Nährstoffen und toxischen Substanzen angeht. Zur Untersuchung dieser „substanziellen  Äquivalenz“ werden bestimmte, vorher ausgewählte Pflanzeninhaltsstoffe gemessen.

Ein großes Forschungsthema ist schließlich die Frage, ob gentechnisch veränderte DNA und RNA in den Organismen, von denen sie verzehrt werden, biologisch aktiv werden könnten. Nach Auswertung zahlreicher Studien zu diesem Thema kommen die Autoren der Metastudie zu dem Schluss, dass das Risiko genauso vernachlässigbar ist wie bei der Aufnahme von DNA und RNA aus konventionellen Nahrungs- und Futtermitteln. Der weitaus größte Teil dieser Moleküle wird bei der Verdauung so weit degradiert und abgebaut, dass die biologische Aktivität verlorengeht. In den seltenen Fällen, in denen intakte DNA-Fragmente aus der Nahrung in inneren Organen gefunden wurden, konnte keine damit verbundene Veränderung oder gar Schädigung nachgewiesen werden.

Bei gentechnisch veränderten Proteinen stellt sich die Frage, ob sie toxische oder allergieauslösende Effekte haben können. Auch hier stellen die Autoren fest, dass das Risiko nicht größer ist als beim Verzehr von konventionellen Nahrungsmitteln. Sie verweisen darauf, dass es überhaupt nur zwei Falle gibt, in denen eine allergene Wirkung von Proteinen aus gv-Pflanzen näher untersucht werden musste.

Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Ablehnung gentechnisch veränderter Pflanzen aus Sicherheitsgründen wissenschaftlich nicht haltbar ist. Sie plädieren dafür, dass diese Ergebnisse besser und häufiger kommuniziert werden müssten. (TransGen)
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Solanum schrieb am 22.11.2013 17:39 Uhrzustimmen(84) widersprechen(130)
Liebe/r nietz schön, dass du dir solche Gedanken über die Dauer einer Studie machst, aber wenn du schon so (wissenschaftlich) korrekt sein möchtest, dann überleg dir doch mal, ob ein abgeschlossenes Areal repräsentativ ist. Antwort: natürlich nicht! Dadurch würden die ganzen Umweltbedingungen verändert werden und man könnte wieder keine allgemeingültige Aussage treffen, sondern nur eine annähernde Aussage. Ich würde dir empfehlen, dich erst mal über wissenschaftliches Versuchswesen zu informieren, sowie die Repräsentierbarkeit von Versuchsanlagen, bevor du das hier öffentlich beurteilst. Und nun betrachte mal die USA, dort werden gentechnisch veränderte Lebensmittel schon lange verzehrt, aber bisher ist es nicht bekannt, dass dies negative Effekte auf den Menschen hat. Letztendlich isst und verdaust du die DNA, ob sie nun künstlich oder natürlich integriert wurde, ist vollkommen egal, solange keine bereits synthetisierten Proteine vorliegen, die allergische Reaktionen hervorrufen. Wo wir schon bei den Allergenen angelangt wären: durch die klassische Pflanzenzüchtung mag es möglich sein, beispielsweise Resistenzgene in Kulturpflanzen zu integrieren, aber die wenigsten Verbraucher machen sich darüber Gedanken, dass durch diese Kreuzungszüchtung auch wiederum rezessive Gene aktiviert werden könnten, die dann zu allergischen Reaktionen führen können (durch die Proteine, für die diese Gene codieren). Mit der Gentechnik wiederum hat man den Vorteil, solche Resistenzgene in besetehende, etablierte Sorten zu integrieren, ohne solche Nebeneffekte zu erzielen. Ich möchte nicht die Gentechnik als das non plus ultra darstellen, denn sie wird teilweise von Firmen wie Monstanto nicht verantwortungsbewusst genug eingesetzt, aber sie bietet enorme Chancen, und das verschweigen Gentechnik Gegner immer gerne..... Alle, die sich ein Urteil über Gentechnik erlauben möchten, sollten sich erst darüber informieren, und zwar nicht in der Bildzeitung oder anderen Käseblättern, sondern neutralen Quellen (Bücher von wissenschaftlichen Verlägen sind sehr zu empfehlen), denn leider lassen sich die Deutschen viel zu sehr von den Medien beeinflussen, anstatt sich selbst zu informieren und sich daraufhin erst eine Meinung zu bilden.
nietz schrieb am 24.10.2013 23:47 Uhrzustimmen(130) widersprechen(107)
1992 ist KEINE Zeit! Die Industrie arbeitet so, dass Auswirkungen erst Jahrzehnte später auffallen. Die Natur richtet viel, das muss sie, sonst gäbe es kein Leben! Man hätte die Gentechnik mindestens 50-60 Jahre, wenn nicht sogar länger testen müssen. Am Besten auf einem geschlossenen Areal, in dem das normale Leben stattfindet. ich stell mir das so vor: 5 große überdachte Fußballfelder. Auf der einen Hälfte normale Pflanzen, auf der anderen Hälfte Gentechnik-Pflanzen. Ein natürlicher Boden aus Erde, Insekten, künstlichen Wind etc. Abgekapselt von der Außenwelt. SO hätte man die Gentechnik, und ihre Auswirkung am besten testen können! Wir sollten nicht vergessen, die Industrie arbeitet nicht immer sauber! Und ein Verständnis für die Umwelt haben die schon gar nicht!
  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau