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19.01.2014 | 12:43 | Flurschäden 

Gänseplage in Ostfriesland

Hannover - Es ist ein Naturereignis, wenn sich tausende Gänse auf den Wiesen und Äckern in Ostfriesland niederlassen.

Gänseplage
(c) proplanta
Den Landwirten, denen die Wiesen und Äcker gehören, bereitet dieses Schauspiel allerdings ziemliche Probleme. Wie der Landvolk-Pressedienst berichtet, bekommen sie schon Albträume, sobald sie die Gänse nur über ihren Hof fliegen hören. „Komplett abgefressene Getreidebestände sind an der Tagesordnung“, sagt Karl Hedden, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland.

Auch der für die Milchviehfütterung wertvollste erste Schnitt vom Grünland sei in vielen Fällen unbrauchbar, weil die Gänse das Gras nicht nur abfressen, sondern auch stark verkoten. Hedden fordert einen finanziellen Ausgleich des Schadens „ohne Wenn und Aber“. Die Landwirte erbrächten eine Leistung für die Gesellschaft, die sich den Schutz der Tiere wünsche, diese Leistung müsse auch honoriert werden.

In den vergangenen Jahren hat die Gänsepopulation in Niedersachsen enorm zugenommen. Allein in Ostfriesland werden deutlich mehr als 100.000 Tiere gezählt. Dort sind von den 190.000 Hektar (ha) landwirtschaftlich genutzter Fläche 38.000 ha als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Das sind immerhin 20 Prozent. Schutzbestimmende Art ist die Gans, die sich zum Teil dort so wohl fühlt, dass sie gar nicht mehr wegfliegt und ganzjährig bleibt. „Vor allem an den Binnengewässern wie dem „Großen Meer“ hat sie sich zur Plage entwickelt“, sagt Hedden.

Erleichterung für die Landwirte soll das als Pilotprojekt vier Jahre lang erprobte „Rastspitzenmanagement“ bringen. Doch auch hier sieht Hedden ein Problem: „Das ist ausschließlich für Landwirte gedacht, die ohnehin schon am Vertragsnaturschutz teilnehmen“. Die Gänse würden auf die Kernzonen der Förderkulissen jedoch keine Rücksicht nehmen. Die Folge: Landwirte, deren Felder nicht in der Kernzone liegen, müssen sich zwar von den Gänsen die Felder abfressen lassen, bekommen aber kein Angebot zur Entschädigung.

Weil die Flächen zudem im Landschaftsschutzgebiet liegen, dürfen sie die Vögel nicht einmal verscheuchen. Für den Vorschlag aus dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, die Jagd in Schutzgebieten einzuschränken oder sogar ganz zu verbieten, haben die Landwirte vor Ort kein Verständnis. „Wir sehen ja, dass die Jagd den Tieren nicht gefährlich wird“, sagt Hedden.

Probleme sieht er auch bei den geplanten Maßnahmen zum Wiesenvogelschutz. Vor allem die Frühjahrsruhe und eine eingeschränkte Weidebesatzdichte könnten von den Landwirten nicht akzeptiert werden. Die Tatsache, dass alle Landwirte, die am Vertragsnaturschutz teilnehmen, auch am Wiesenvogelschutz teilnehmen sollen, empfinden die ostfriesischen Bauern zudem als Erpressung. (LPD)
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Kommentare 
Kaumzuglauben schrieb am 18.02.2014 20:37 Uhrzustimmen(121) widersprechen(114)
Es ist doch erstaunlich, wie realitätsfremd der selbst ernannte Wattenrat ist. " Die Gänsepopulation an sich hat überhaupt nicht zugenommen" nein, gar nicht, oder "In Ostfriesland wurden sie von Jägern am Großen Meer angesiedelt..." klar damit sie im Winter als Zugvögel dann wegfliegen.
Wattenrat Ostfriesland schrieb am 20.01.2014 08:54 Uhrzustimmen(71) widersprechen(91)
Erstens: Wenn die Gänse tatsächliche eine "Plage" geworden sein sollen, dann bitte auch eine Bild von einer wildlebenden Gänseart und keinen Hausgänsen. Zweitens: "Die Gänsepolulation" an sich hat überhaupt nicht zugenommen. Graugänse haben zugenommen, damals fast ausgestorben, von Jägern in den Sechzigern als jagdbares Wild wieder ausgewildert. In Ostfriesland wurden sie von Jägern am "Großen Meer" angesiedelt und haben sich dort deutlich vermehrt. Und Nonnengänse als Zugvögel haben zugenommen, zweifelos, aber die kommen aus Nordosteuropa und Asien als Gäste zu uns. Drittens: Gänse kötteln, ja und? Landwirte sprühen tonnenweise Gülle aufs Grünland, das ist das Problem, nicht die Gänse. Landwirtschaft ohne naturgegeben Beeinträchtigungen gibt es nicht, Eigentum verpflichtet. Und wer EU-Direktzahlungsempfänger ist, darf Gänse auch nicht verscheuchen. Also hört auf zu jammern!
KeinVerständnisMehr schrieb am 19.01.2014 19:32 Uhrzustimmen(123) widersprechen(100)
Okay, die Kombi von Wiesenvogelschutz und Gänseverträgen, sagt Hedden, empfinden viele Landwirte als "Erpressung". Soll heißen: man wehrt sich gegen eine Strategie, die man selbst seit vielen Jahrzehnten mit unsäglicher Frechheit selbst anwendet? Ehrlich: lasst die Kirche im Dorf. Ein Landwirt im Rheiderland bekommt bei durchschnittlich 100ha momentan ca. 25.000€ ± fürs Nixtun. Ich denke, manch eine Kassiererin bei ALDI und selbst manch Akademiker sieht das nicht einmal für Arbeiten.
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