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10.01.2015 | 14:15 | Neobionten 

Mehr und weniger willkommene Natur-Neulinge in Sachsen

Leipzig - Sachsens Wälder und Wiesen sind in den vergangenen Jahren deutlich vielfältiger geworden. Dazu haben auch einst ausgerottete Tiere beigetragen, die sich wieder angesiedelt haben.

Riesenbärenklau
Manche ausgerotteten Tierarten kehren nach Sachsen zurück. Trotz Problemen mit ihnen haben sie ein historisches «Bleiberecht». Zugewanderte und eingeschleppte Neulinge können dagegen der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt gehörig zusetzen. (c) proplanta
So gibt es den Wolf und auch der Uhu findet Brutstätten, wie der Naturschutzbund (Nabu) beobachtet. Daneben breiten sich aber Tiere und Pflanzen aus, die hierzulande nie heimisch waren, wie etwa Marderhund und Nutria, Riesenbärenklau und Ambrosia. Die Konsequenzen sind nicht immer willkommen - im Gegenteil.

Aktuell sind in Sachsen nach Angaben des Kontaktbüros der Wolfsregion Lausitz zwölf Wolfsfamilien oder -paare nachgewiesen. Davon haben zehn ihr Territorium überwiegend im Freistaat. Das sogenannte Spremberger Rudel sei grenzübergreifend auch in Brandenburg unterwegs, das Hohwald-Rudel in der Tschechischen Republik, wissen die Spezialisten.

Das Rudel in der Annaburger Heide wiederum habe sein Territorium überwiegend in Sachsen-Anhalt und werde deshalb dort gezählt. Doch auch jenseits der bekannten Wolfsgebiete wurde Isegrim in den Landkreisen Zwickau und Nordsachsen gesichtet.

Nicht unumstritten ist die Wiederansiedlung der Raubtiere unter den Tierhaltern in Sachsen. Tatsächlich sind 2014 in 47 Fällen, in denen Schafen oder Ziegen gerissen wurden, Wölfe als Verursacher nachgewiesen worden oder konnten zumindest nicht als solche ausgeschlossen werden. In diesen Fällen wurden laut Kontaktbüro 86 Nutztiere getötet oder als vermisst gemeldet und 6 Schafe verletzt.

Galten Uhus nach 1918 in Sachsen als ausgestorben, so hat sich ihr Bestand mittlerweile deutlich erholt. «Seit den 1970er Jahren steigt die Zahl der Brutpaare langsam wieder an», berichtete Ina Ebert vom Nabu Sachsen. Hochrechnungen zufolge dürften derzeit 70 bis 100 Brutpaare im Land leben. Ansässig sind die scheuen und großen Eulen vor allem im Erzgebirge und in der Sächsischen Schweiz.

Ebenfalls wieder heimisch geworden ist der Lachs. 1994 war ein Programm zur Wiederansiedlung des Edelfisches ins Leben gerufen und dafür Wildlachseier aus Schweden geholt worden. Seitdem werden jedes Jahr Tausende Junglachse in den Nebenflüssen der Elbe ausgesetzt. Sie bleiben eine Zeit lang in der Region und wandern dann über Elbe und Nordsee in den Atlantik, bevor sie nach etwa drei Jahren zum Laichen zurückkehren.

Die ersten Rückkehrer der Saison wurden Anfang November registriert: Im Lachsbach bei Bad Schandau wurde ein Lachs-Weibchen von 80 Zentimetern Länge und 3.842 Gramm Gewicht kurzzeitig festgehalten.

Sind die Rückkehrer meistens durchaus willkommen, so machen manche Neuankömmlinge, die eine Studie der TU Dresden untersuchte, eher Ärger. Häufig aus Pelzzuchten entkommene oder freigelassene Waschbären werden bis in die Städte hinein zur Plage, wenn sie zum Beispiel Mülltonnen nach Nahrung durchsuchen. Nutrias - auch bekannt als Biberratten oder Sumpfbiber - können schwere Schäden an Deichanlagen anrichten.

Breit gemacht hat sich auch der ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau, der mehr als zweieinhalb Meter hoch werden kann. Er verdrängt andere Pflanzen und sein Pflanzensaft kann auf der Haut von Menschen Verbrennungen dritten Grades auslösen.

Aus Nordamerika eingeschleppt, kann die Ambrosia bei Allergikern schwere Reaktionen hervorrufen. Und oft ist es der Mensch selbst, der dem Kraut den Weg ebnet: Ohne es zu ahnen, streut er es selbst aus - mit verunreinigtem Vogelfutter.

Verlierer und Gewinner im Tierreich in Thüringen



Dutzende Tierarten wie Rebhuhn, Feldhamster, Feldlärche oder Edelkrebs sind in Thüringen stark bedroht. Dass Schutzmaßnahmen helfen können, zeigt die Wiederansiedlung von Wildkatze, Biber oder Otter. Doch auch nicht willkommene Arten wie der Waschbär oder aus Amerika eingeschleppte Krebsarten zählen zu den Gewinnern.

Besonders gute Nachrichten gab es zum Jahresbeginn von der Wildkatze: In einer aktuellen Erhebung wurden allein in der Rhön 200 Exemplare gezählt. «Eines der zentralen Probleme ist die stetige Intensivierung des Ackerbaus», sagt Mike Jessat, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Thüringen.

Auch bei der Wiederansiedlung des streng geschützten Wolfs ist Thüringen einen wichtigen Schritt vorangekommen. Die voriges Frühjahr erstmals auf einem Truppenübungsplatz in Ohrdruf bei Gotha gesichtete Wölfin sei nicht weitergezogen, teilte der Wolf-Experte des Nabu Thüringen, Silvester Tamás, am Freitag mit. Das habe anhand neuer Kotproben sowie eines Videos belegt werden können. «Wir gehen davon aus, dass die junge Wölfin vorerst in Thüringen bleibt», sagte Tamás. Sie sei nun das erste und bisher einzige Tier, dass sich auf natürliche Weise hierzulande wieder angesiedelt habe.

Untersuchungen hatten ergeben, dass das Jungtier einem Rudel in der Lausitz entstammt und über die Region Zwickau nach Thüringen gewandert ist. Nun hat es offensichtlich an dem Truppenübungsplatz einen Rückzugsraum gefunden. Laut Tamás kommt es darauf an, dass es dort möglichst ungestört bleibt.

Bis sich der erste Nachwuchs einstellt, wird es nach Einschätzung des Experten aber noch etwas dauern. Zunächst werde die Wölfin wohl noch allein bleiben. Da Wölfe weite Strecken wandern, sei es aber sehr wahrscheinlich, dass sich eines Tages auch noch ein männliches Tier zu ihr gesellen werde. Erst in zwei bis fünf Jahren könnte sich um diese «Pionier-Wölfin» ein Rudel bilden, wie Tamás erläuterte.

Waschbären überschwemmen Berlin



Waschbären haben sich in Berlin im vergangenen Jahr weiter vermehrt. Mittlerweile gebe es bis zu 800 Exemplare in der Stadt, sagte ein Sprecher der Berliner Forsten der Deutschen Presse-Agentur. Von Krankheiten wie der Staupe im Sommer 2013 hätten sich die Tiere gut erholt. Waschbären ernähren sich oft von Müll und sind vor allem in Spandau, Reinickendorf, Marzahn und Treptow-Köpenick zu Hause.

Vögel wie Dohlen und Saatkrähen würden dagegen in Berlin seltener: Eine Ursache könnte die Bebauung von Freiflächen und das dadurch veränderte Nahrungsangebot sein, sagte Nabu-Artenschutzreferent Jens Scharon. (dpa)
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Kommentare 
Tierfreundin schrieb am 12.02.2015 15:56 Uhrzustimmen(117) widersprechen(94)
Ja vielleicht hatten Romeo und Julia in Biologie nicht aufgepasst? "Die Lerche war`s und nicht die Nachtigall" ... die in den Lärchenzweigen sang :)
Vulpes Vulpes 1.0 schrieb am 11.01.2015 18:08 Uhrzustimmen(118) widersprechen(87)
Feldlärche eine neue Baumart ????
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