Niederländische Arbeiten hätten sogar gezeigt, dass bereits sehr kleine Veränderungen an den Viren zu deutlich besserer Übertragbarkeit führten, sagte Prof. Klaus Überla im Vorfeld der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie. Vom Mittwoch bis Samstag treffen sich in Bochum 1.000 Wissenschaftler, um sich über Themen wie
Vogelgrippe und Ebola auszutauschen.
In den Niederlanden hat Prof. Ron Fouchier bei Versuchen mit Frettchen gezeigt, dass gering mutierte H5N1-Vogelgrippeviren bei Säugetieren über die Atemwege übertragen werden können. Fouchier hatte nach und nach Tiere mit einem gezielt veränderten H5N1-Virus infiziert, das er ursprünglich von einem erkrankten Menschen isoliert hatte.
Erkrankte ein Frettchen, infizierte er das nächste Tier mit dem Virus des kranken Tieres, und so weiter. Durch die Kombination aus gezielter Veränderung und natürliche Mutation sei ein leicht verändertes Virus entstanden, das schneller übertragen werde, sagte Tagungsleiter Überla.
Ein möglicher Schluss sei nun, dass solch mutierte Viren auch natürlicherweise entstehen könnten und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Bisher wird die gefährliche Vogelgrippe nur sehr schwer oder gar nicht unter Menschen übertragen.
Virologen um Prof. Friedemann Weber von der Universität Marburg hatten kürzlich entdeckt, dass ein einziger ausgetauschter Proteinbaustein ausreicht, damit das Vogelgrippevirus neue Wirte befallen kann. Sie präsentierten ihre Ergebnisse im Fachjournal «Cell Host and Microbe».
Anders als in Asien besteht in Westeuropa eine geringere Ansteckungsgefahr von Menschen mit Vogelgrippeviren, da Mensch und Geflügel hier weniger in Kontakt kommen. In Deutschland ist es in den vergangenen Jahren immer wieder lokal zu Ausbrüchen in Geflügelhöfen gekommen. Die Tiere werden in der Regel getötet. (dpa)