In diesem Jahr fiel die Wahl auf eine
Heilpflanze, die auf den ersten Blick recht alltäglich erscheint: Wiesenkümmel oder auch als „Echter Kümmel“ bezeichnet. Die Einen lieben ihn, andere mögen ihn überhaupt nicht. Wie man inzwischen weiß (archäologischen Befund) ist der Kümmel bereits seit der Steinzeit bekannt und gehört somit zu den ältesten Gewürzpflanzen in Europa, die wild auf Wiesen in den gemäßigten europäischen und asiatischen Zonen wachsen. Vornehmlich wird der
Kümmel in Deutschland, Polen und Holland angebaut.
Viele kennen den Kümmel nur als Gewürz, aber er ist weit mehr, da er eine intensive medizinische Wirkung entfalten kann. Hierzu werden nur die getrockneten Früchte des Kümmels verwendet. Durch Wasserdampfdestillation entsteht das reine Kümmelöl, eine leicht gelbliche Flüssigkeit, die über 50 % des typischen Kümmelstoff
Carvon enthält, der Substanz, die die nachfolgenden Wirkungen beim menschlichen Organismus (vielleicht auch beim tierischen, was mir als Humanmediziner aber nicht bekannt ist) entfaltet.
Die Wirkung als Carminativum (
Mittel gegen Blähungen) beruht auf einer krampflösenden im Magen-Darm-Bereich. Nach Prof. Schilcher (Universität Würzburg) gehört Kümmel zu den stärksten Carminativa. Auch bei dem sog. Roemheld-Syndrom, das charakterisiert ist durch Brustschmerzen mit Beklemmungsgefühl in der Herzgegend und infolge dessen sogar panische Angstattacken entstehen können, weil der Verdacht auf einen Herzinfarkt aufkommen kann oder anderer Erkrankungen im Brustbereich, die auf Grund von Gasansammlungen im Magen und Darm ausgelöst werden können und das Zwerchfell hochdrücken.
Durch blähende Speisen (z.B. Hülsenfrüchte, Kohl etc.) oder gestörtem Weitertransport des Mageninhalts in den Dünndarm, ist Kümmel das Mittel der Wahl. Somit gilt auch Kümmelöl bei Reizdarmsyndrom, wo vermehrt Gase im Darm produziert und er dadurch überdehnt wird, was zu krampfartigen Bauchschmerzen führt, als wirksames natürliches Heilmittel. Das Öl zeigt zudem ausgeprägte schaumverhütende und damit entblähende Effekte, die vor allem durch eine Senkung der Oberflächenspannung des Magen- bzw. Darmsaftes erreicht werden.
Daneben wirkt Kümmel appetitanregend, fördert die Sekretion des Magensaftes und die Durchblutung von Magen- und Darmschleimhaut. Ferner wirkt es im Darm auf bestimmte krankmachende Keime abtötend und auf erwünschte Darmflora günstig.
Bei Säuglingen und Kleinkindern wird verdünntes Kümmelöl nur äußerlich auf den Bauch aufgetragen. Natürlich gibt es auch Tees mit einer insgesamt schwächeren Wirkung.
Vorsicht ist geboten, wenn man den Echten Kümmel auf einheimischen Wiesen selbst sammelt, da es ähnliche Doldenblütler gibt, die überaus giftig sind. Die Verwendung des Kümmels als Gewürz kann man vielen Kochrezepten entnehmen, vornehmlich findet er jedoch Anwendung bei blähenden Lebensmitteln wie Kohl, Hülsenfrüchte - aber auch in Brot und vielen anderen mehr.
FazitKümmel ist ein seit Jahrtausenden bekanntes und verwendetes Gewürz, aber auch ein Naturheilmittel, in Form von Kümmelöl und Tees zur innerlichen Anwendung bei Erwachsenen. Bei kleinen Kindern darf es nur verdünnt äußerlich angewandt werden. Vorsicht ist geboten, wenn man den wild wachsenden Kümmel auf Wiesen pflückt, da er mit anderen hochgiftigen Doldenblütlern Ähnlichkeit hat.
In fertigen Arzneimitteln findet man auch Mischungen mit
Pfefferminzöl, was die Wirkung im Verdauungsbereich noch steigert. Namen von Fertig-Arzneiprodukten nennt Ihnen Ihr Apotheker oder er berät Sie, wenn er Kapseln oder Flüssigkeiten mit Kümmelöl auch gemischt mit anderen Phytotherapeutika zubereiten kann. Er gibt Ihnen Auskunft über Indikationen für diese Naturheilmittel und natürlich macht er auch Dosierungsangaben für die jeweilige Verwendung. Die Verwendung als Gewürz wird entsprechend dem persönlichen Geschmack gehandhabt.
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