Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.05.2016 | 11:05 | Wildtiere 

Zehn Jahre nach Bruno: Kann ein neuer Bär kommen?

München - Wochenlang wanderte Braunbär «Bruno» durch Bayern, fraß Schafe und Honig in Mengen - und kam immer wieder Menschen gefährlich nahe. Bärenexperten aus Finnland scheiterten ebenso an Fangversuchen wie Fachleute aus Zoos und Umweltschützer.

Braunbär Bruno
Wissenschaftlicher Name: «JJ1», Kosename: «Bruno». Der Braunbär aus dem Trentino erlangte im Sommer 2006 weltweit Berühmtheit. Er entkam allen Fangversuchen. Doch dann wurde er abgeschossen. War das richtig - und könnte ein neuer Bär kommen? (c) proplanta
Am Ende fiel Behörden für den ersten Bären seit 170 Jahren in Bayern nichts anderes ein, als ihn abschießen zu lassen. Die Deutsche Presse-Agentur sprach mit Jörn Ehlers vom WWF, der war damals wochenlang auf «Brunos» Spuren unterwegs war.

Frage: War der Abschuss die richtige Lösung?

Antwort: Hier scheiden sich auch nach zehn Jahren die Geister. Heute gibt es im Unterschied zu 2006 einen Managementplan. Das Verhalten von «JJ1» war auf jeden Fall so auffällig, dass eine Entnahme richtig war. Der WWF hat damals den Versuch unterstützt, das Tier lebend zu fangen und in ein Gehege zu bringen, aber es gibt durchaus auch Stimmen, die eine Haltung von frei geborenen Bären in Gefangenschaft als Tierquälerei einstufen.

Frage: Könnte Bruno noch leben?

Antwort: Wenn der Fang geglückt wäre sicherlich. Brunos Mutter «Jurka», die ihrem Sprössling die nötige Scheu vor Menschen nicht beigebracht hatte und selbst auffällig war, wurde 2007 in Italien gefangen und lebt heute in einem Gehege im Schwarzwald.

Frage: Damals hieß es, jederzeit sei wieder mit einem Bären zu rechnen - gekommen ist keiner. Warum eigentlich nicht?

Antwort: Bevor die Bären nach Bayern kommen, müssen sie durch Österreich, dort haben sich die Tiere nicht vermehrt. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere einwandern, nicht unbedingt gestiegen, aber durchaus möglich. In der Schweiz gab es nach 2006 einwandernde Bären. Auch hier wurde 2008 ein eingewandertes Tier, ein jüngerer Bruder von «JJ1», erschossen.

Frage: Was bringen Managementpläne etwa für Wolf, Luchs und auch Elch?

Antwort: Der Plan für den Luchs ist wichtig, er regelt etwa Kompensationszahlungen, wenn es zu Schäden kommt. Das Thema Elch ist bis auf weiteres weniger drängend, weil es weniger konfliktbehaftet ist. Beim Wolf wird es spannend. Der Managementplan wurde nach langem Ringen verabschiedet und ist wichtig, weil davon auszugehen ist, dass mittelfristig nicht nur sporadisch Wölfe in Bayern vorbeikommen, sondern sich dauerhaft Tiere ansiedeln. In anderen Bundesländern wie Sachsen hat man schon längere Erfahrungen mit Wölfen und ihrem Management. Letztlich ist es bei Managementplänen wie bei Teebeuteln: Ihre Qualität erweist sich erst, wenn man sie in heißes Wasser wirft.

ZUR PERSON: Jörn Ehlers leitet die Pressestelle des WWF in Deutschland. 2006 war er bei der Fangaktion «Bruno» mehrere Wochen im Oberland unterwegs. Der World Wide Fund For Nature hat in Dutzenden Ländern Büros und ist eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen.
dpa
zurück
Seite:123
weiter
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Samuel schrieb am 19.05.2016 17:57 Uhrzustimmen(63) widersprechen(32)
Gibt es eigentlich einen Namen für diese Geisteskrankheit bei der man die Bevölkerung grundlos Gefahren aussetzt und Schaden für die Forst, Vieh und Landwirtschaft begeistert beklatscht? Wir hatten 200 Jahre weder Wolf noch Bär und unsere Kulturlandschaft kam hervorragend damit zurecht. Man konnte Vieh frei laufen lassen und Kinder alleine im Wald spielen lassen. Da es schlichtweg keinerlei gefährliche Raubtiere gab. Warum genau wollen wir diesen Zustand nochmal aufgeben und Wolfsrudel und Bären rumlaufen lassen?
  Weitere Artikel zum Thema

 Zahl der Braunbären in französischen Pyrenäen steigt

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau