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22.01.2017 | 01:18 | Wir haben es satt 

Berlin: Tausende demonstrieren gegen Agrarindustrie

Berlin - Unter dem Motto «Wir haben es satt!» haben mehr als 10.000 Menschen in Berlin gegen die «Agrarindustrie» und für eine grundlegende Neuausrichtung der Landwirtschaft demonstriert.

Wir haben es satt
Die Grüne Woche ist nicht nur «Fress-Messe» und Schaufenster für die Ernährungsbranche. In Berlin gehen Tausende für eine «Agrarwende» auf die Straße. Daneben gibt es noch andere politische Botschaften. (c) proplanta
Zu dem Protest parallel zur Agrarmesse Grüne Woche rollten am Samstag auch Traktoren in die Hauptstadt. Rund 100 Organisationen, darunter Verbände konventionell und ökologisch wirtschaftender Bauern, sowie Tier- und Umweltschützer hatten dazu aufgerufen.

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) rief für notwendige Verbesserungen zu einer «Gemeinschaftsaktion» mit den Bauern auf. Minister aus mehr als 80 Staaten mahnten einen sparsameren globalen Umgang mit Wasser an.

Den Auftakt der Demonstration bildete ein Konvoi, an dem sich nach Veranstalterangaben 130 Traktoren beteiligten. Auf Transparenten stand «Agrarkonzerne - Finger weg von unserem Essen» oder «Bäuerliche Landwirtschaft stärken». Die Veranstalter sprachen von rund 18.000 Teilnehmern, die Polizei von mehr als 10.000.

Der Zug führte vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor. Auch Politiker der Grünen nahmen teil. Der Protest richtete sich auch gegen Massentierhaltung und «Dumpingexporte» von Lebensmitteln. Nötig seien ein Stopp von Mega-Fusionen im Agrarsektor sowie Anreize für Bauern, die Tiere besonders artgerecht halten und umweltschonend wirtschaften.

Schmidt sagte, für mehr Tierschutz oder geringeren Düngemitteleinsatz müsse auch gestritten werden. «Es wird nicht so bleiben können wie es ist.» Wer an Lösungen in «revolutionären Akten» glaube, übersehe dabei jedoch, dass Verbesserungen unter dem rollenden Rad erreicht werden müssten. «Kernaufgabe der Landwirtschaft ist und bleibt die Ernährungssicherung.»

Ähnlich argumentierten Gegendemonstranten am Berliner Hauptbahnhof. Dort kamen nach Angaben der Veranstalter rund 700 Menschen und 50 Traktoren zusammen. Sie warfen der «Wir haben es satt»-Demonstration Diffamierung vor. Ihr Motto lautete «Wir machen Euch satt». Es sei die vorrangige Aufgabe «Lebensmittel in ausreichender Menge und sicherer Qualität ressourcenschonend zu erzeugen», sagte eine Sprecherin. «Das wird in den gesellschaftlichen und politischen Diskussionen heute leider viel zu häufig vergessen.»

Bei einer Agrarministerkonferenz am Rande der Grünen Woche sprachen sich Regierungsvertreter aus 83 Staaten für eine verantwortlichere Nutzung knapper Wasservorkommen auf der Erde aus. «Ohne Wasser kann es keine Ernährungssicherung geben», sagte Schmidt als Gastgeber.

Landwirte stünden vor der Aufgabe, mehr Lebensmittel mit weniger Wasser zu produzieren. Dafür seien etwa Verunreinigungen stärker zu vermeiden. Der Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), José Graziano da Silva, warnte auch angesichts des Klimawandels vor verschärften Konflikten um Wasserzugänge etwa in Asien und Afrika.
dpa
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Kommentare 
Waldbauer schrieb am 22.01.2017 19:33 Uhrzustimmen(63) widersprechen(61)
Es ist schon sehr leicht, eine Agrarwende zu fordern, weg von der industriellen Landwirtschaft hin zu einer bäuerlichen. Erkläre mir einmal wer den Unterschied. In unserer Region, südliches Oberbayern, geprägt von eher kleinstrukturierter Landwirtschaft, ist man ja schon industrieller Landwirt, wenn man mit einem schon eher standartmäßigen 150 PS Schlepper und 8000l Güllefass seine Gülle von 50 Milchkühen plus Nachzucht ausbringt. Der Wunschbetrieb wäre natürlich der Betrieb von früher, 50 PS Traktor, 3000 ltr. Jauchefass, Stalldungstreuer und Weidehaltung mit täglichem Viehaustrieb durchs Dorf, weil die wenigsten Landwirte ihre Wiesen und Weiden gleich hinter der Stalltüre haben. Der Ackerbauer mit sagenhaften 100 Ha ist natürlich in den Augen der aufgehetzten Verbraucher durch Presse, Radio und Fernsehen, grünen Ideologen und all den Experten von Foodwatch, Greenpeace usw. der Verursacher von pestizidbelasteten Böden, Nitrat im Grundwasser und natürlich Hauptveranwortlicher für Artenschwund. In den Augen dieser Leute ist das Heil und die Lösung der Biobetrieb, der dann auch gern mal 200 Kühe im gleichen Laufstall stehen haben kann,ist ja bäuerlich, Biogülle enthält natürlich kein Nitrat oder ist zumindest nicht schädlich. Der grosse 200 PS Bolide verursacht natürlich keinen Bodendruck auf diesen sogenannten bäuerlichen Betrieben. So sind halt die Voraussetzungen in jedem Bundesland etwas anders, aber die Diskussion über industriell und bäuerlich ist überall die gleiche und die daraus entstehenden Vorschriften und Auflagen werden auch die selben sein, ob groß oder klein. Unsere Bürokraten haben dann für jeden etwas, woran er zu knabbern hat. Es wird sich an dieser Vorgehensweise oben genannter Personen auch nichts ändern, solange dieser "Wünsch dir Was" Debatte nichts entgegengesetzt werden kann. Aber leider hauen sich unsere berufsständischen Organisationen alle noch so guten Fakten um die Ohren, nur um Recht zu haben und wer der bessere ist. Die Hoffnung, so heisst es, stirbt zu letzt, aber sie liegt schon auf der Intensivstation.
cource schrieb am 22.01.2017 08:48 Uhrzustimmen(63) widersprechen(66)
es tut sich was, einige aufgeklärte wehren sich gegen die mästung und vergiftung der bevölkerung durch die landwirtschaft/ernährungsindustrie
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