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01.04.2017 | 08:56 | Kiffen in den USA 

Forscher sehen Cannabis-Boom kritisch

Washington - Kiffen wird in den USA zunehmend zum Freizeitvergnügen: Das einst stockkonservative Denver im Bundesstaat Colorado etwa avanciert zum beliebten Ausflugsziel für Cannabis-Fans, die in Partybussen durch die Stadt touren und dabei entspannt ihre Joints rauchen.

Hanfprodukte
In den USA sind Marihuana und andere Cannabisprodukte mittlerweile in vielen Staaten legalisiert - doch der Wirkstoffgehalt heutiger Produkte ist oft hoch. Forscher warnen vor Problemen für die Konsumenten. (c) proplanta
Es gibt organisierte Wochenendtrips, eine blühende Cannabis-Industrie mit Rekordzuwächsen und ganze Kleinstädte, die dank der Freigabe für den privaten Gebrauch ihre vormals maroden Haushalte wirtschaftlich sanieren.

Für medizinische Zwecke ist Cannabis in fast der Hälfte der US-Bundesstaaten zugänglich. Acht Bundesstaaten haben inzwischen aber auch die Freizeitnutzung komplett legalisiert. In der Hauptstadt Washington ist der Gebrauch ebenfalls legal, der kommerzielle Verkauf hingegen verboten - was zu einfallsreichen gegenseitigen «Schenk-Aktionen» führt.

Die Angebotspalette für sogenannte «Edibles», essbare Cannabis-Produkte, geht durch die Decke und reicht von Schokolade in den Geschmacksrichtungen Pistazie-Minze oder Erdbeer-Crunch über Gummibärchen bis zu Knoblauch-Crackern. Und in Kalifornien, dessen Einwohner im November ebenfalls für die Komplettfreigabe stimmten, entstehen Fahrdienste, die Cannabis-Produkte direkt nach Hause liefern. Konservativen Gegenstimmen zum Trotz: In einer Gallup-Umfrage gab 2016 jeder achte erwachsene Amerikaner an, derzeit Cannabis zu konsumieren, bald jeder zweite hatte es zumindest schon einmal ausprobiert.

In Europa sind die Vorbehalte stärker - und die Legalisierung für den Privatgebrauch ist längst nicht so weit fortgeschritten. 2015 waren es dem European Drug Report zufolge in 13 Staaten insgesamt 16,6 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, die im Vorjahr Cannabis konsumiert hatten. Cannabis-Hochburg Nummer eins in Europa ist dabei nach wie vor Amsterdam mit seinen Coffee-Shops. Aber auch Tschechien, wo der Anbau für medizinische Zwecke jedermann erlaubt ist, Portugal sowie Barcelona mit seinen Cannabis-Clubs ziehen reisefreudige Konsumenten an.

In Anbetracht des auch wirtschaftlich befeuerten Trends untersuchen Wissenschaftler verstärkt, wie sicher Cannabis ist und wie man es sicherer machen könnte. Denn: In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich der Wirkstoffgehalt der Produkte nach Analysen im Durchschnitt verdoppelt.

Forscher aus Philadelphia fanden kürzlich heraus, dass Marihuana-Gebrauch unter bestimmten Voraussetzungen das Risiko für einen Schlaganfall um 10 Prozent, für Herzversagen um 26 Prozent gegenüber Nicht-Nutzern erhöhen kann. Das berichtete das Team des Einstein Medical Center nach der Analyse von mehr als zwei Millionen Klinikdaten erwachsener US-Patienten - unter Herausrechnung sonstiger Faktoren wie Übergewicht oder hohem Blutdruck. Da die Daten sich jedoch auf erkrankte Menschen bezogen, seien sie nicht eins zu eins auf die Gesamtbevölkerung übertragbar. Auch die Gründe blieben zunächst unklar.

Daneben mehren sich Anzeichen, dass in den USA und Europa die Zahl der Hilfesuchenden wächst, denen ihr Cannabis-Konsum echte Probleme bereitet. Für ein britsches Forscherteam liegt der Hauptgrund dafür in der Kombination zweier Hauptwirkstoffe: Tetrahydrocannabinol (THC), das für die Rauschwirkung verantwortlich ist, und Cannabidiol (CBD), das kaum psychoaktiv wirkt und auch medizinisch verwendet wird.

In vielen neuen, oft unter Kunstlicht wachsenden Züchtungen sei der THC-Gehalt der Hanfpflanzen deutlich höher als bei traditionell im Freien gezogenen Gewächsen. Gleichzeitig habe sich der Anteil von CBD in den Pflanzen teils bis auf Null verringert. Es gebe aber Hinweise, dass CBD vor unerwünschten Wirkungen des THC wie Gedächtnislücken und Angstzuständen schützen könne, schreiben Amir Englund und Kollegen vom Londoner King's College im Fachjournal «Lancet».

«Obwohl die meisten Nutzer keinerlei Probleme entwickeln werden, ist es wichtig, dass wir nun, wo Cannabis zunehmend liberalisiert wird, neue Wege finden, um mögliche Schäden durch Cannabis reduzieren zu können», betont Englund. Ko-Autor Tom Freeman ergänzt: «In den vergangenen acht Jahren ist in Großbritannien die Zahl der Menschen, die sich wegen Cannabis in Behandlung begeben haben, um mehr als 50 Prozent gestiegen.»
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 02.04.2017 09:37 Uhrzustimmen(17) widersprechen(22)
mit solchen drogen kann man die systembedingte hohe arbeitslosenrate auch lösen, weil die drogensüchtigen kaum in der lage sein werden einer regelmäßigen arbeit nachzugehen, werden sie bei der bewerberauswahl immer das nachsehen haben und nur die belastbaren suchtfreien bewerber können die wenigen gut bezahlten jobs unter sich aufteilen---das nennt man auch soziale auslese/sozialdarwinismus
Michaela schrieb am 02.04.2017 07:57 Uhrzustimmen(20) widersprechen(9)
CBD haltige Sorten sind, gerade im medizinischen Bereich, stark im kommen. Umso erstaunlicher, dass seit dem Winter das nicht berauschende CBD nicht mehr frei gehandelt werden darf.

Generell gibt es mitlerweile zahlreiche Studien aus den USA die klar zeigen, dass in den legalisierenden Bundeststaaten die Anzahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle stark rückläufig ist, Jugendliche insgesammt nicht mehr konsumieren und insbesondere die enorme Anzahl der Opiod- und Opiattoten sehr stark zurückgeht.

Selbstverständlich ist Cannabis nicht ungefährlich. Kein Rauschmittel ist ungefährlich, das gilt insbesondere für Tabak und Alkohol.
Die Studienlage ist allerdings eindeutig. Im Vergleich zu diesenbeiden legalen Drogen ist Cannabis erheblich weniger suchtauslösend und vor allem deutlich weniger gesundheitsschädlich.

Die oben genannte Studie rechnet btw die schädlichen Wirkungen des häufig beikonsumierten Tabaks nicht herraus und ist deshalb aktuell hoch umstritten.
Franz schrieb am 01.04.2017 17:11 Uhrzustimmen(55) widersprechen(19)
Also erst mal Alkohol ist auch eine Droge und zwar eine harte Droge. Weiters vernichtet die Landwirtschaft mit Clyphosat, Gülle und anderem Dreck alles, was ihr in die Quere kommt, verseucht das Grundwasser mit Nitraten und beschert uns viele, viele Karzinome. Was sie da über die Indianervölker abgesondert haben, dass glauben sie doch selber nicht? Ihre Wortwahl sagt schon einiges: Suchtmittel ... betäuben. Das mit dem höheren THC Gehalt, ist auch so eine hartnäckige Unwahrheit, die wie viele Lügen über Cannabis durch ständiges wiederholen nicht wahrer werden. Den Verbrechern, die den ganzen Chemie Mist auf die Lanschaft sprühen sollte man sofort mal das Handwerk legen. Gnadenlos wird wieder Chemie Dreck verpritzt, egal ob die Scheiße durch Windabdrift über Wohngebiete zieht ... das interessiert die Schweine, die das aus Geldgier machen nicht die Bohne. Ab in den Knast dafür!!!
cource schrieb am 01.04.2017 09:07 Uhrzustimmen(28) widersprechen(12)
die selbstzerstörung kennt keine grenzen, schon die indianervölker haben ihre überschüssigen kräfte durch suchtmittel betäubt und damit ihren eigenen untergang verschuldet--der natur ist es völlig egal ob sich die spezies homo sapiens durch fresserrei/alkohol/nikotin/drogen/schinderrei selbst zerstört--nur der buddhismus hat dieses destruktive verhalten des menschen durchschaut und ein disziplin zur selbsterhaltung kultiviert, deshalb ist der buddhismus/dalei lama die größte gefahr/feind für china und all die anderen sklavenhaltergesellschaften
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