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30.06.2017 | 11:19 | Bio-Produktion in Europa 

Bio-Branche bekommt neue Regeln auferlegt

Brüssel / Berlin - Für immer beliebtere Bio-Lebensmittel sollen von 2020 an neue europäische Regeln kommen - mit einheitlicheren Standards und schärferen Kontrollen gegen Etikettenschwindel.

Bio-Gemüse
Bei Tomaten oder Äpfeln greifen viele Kunden gern zu «bio». Nun gibt es einen Kompromiss für neue EU-Vorgaben, mit denen auch die Bauern leben können. Beim Geld richten sich ebenfalls Blicke nach Brüssel. (c) proplanta
Darauf zielt eine neue EU-Verordnung, für die nach jahrelangem Ringen ein Kompromiss von EU-Kommission, EU-Parlament und den Mitgliedsländern gefunden wurde.

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sprach am Donnerstag in Berlin von einem «Sieg der Vernunft», der Ökolandbau wie konventionelle Landwirte weiterbringe. Vom Bauerntag in Berlin kamen Appelle, die EU-Agrarfinanzierung insgesamt nicht abzubauen.

Für Bio-Lebensmittel wurden unter anderem eine Vereinheitlichung und Vereinfachung von Produktionsregeln vereinbart. Spezielle Kontrollen beim Anbau würden ergänzt durch Inspektionen entlang der gesamten Produktionskette.

Auch Überprüfungen bei Händlern sollen eingeführt werden. Zudem sollen EU-Standards künftig auch für Importware gelten. Der Bauernverband bezeichnete die Einigung als tragbaren Kompromiss.

Werden nicht erlaubte Pflanzenschutzmittel oder Dünger festgestellt, dürfen Produkte bis zu einer Überprüfung kein Biosiegel tragen. «Es wird keine automatische Dezertifizierung geben, wenn irgendwas gefunden wird», sagte der EU-Abgeordnete Martin Häusling (Grüne), der auch Mit-Unterhändler war.

Man könne Biolandwirte nicht in Haftung nehmen, «wenn ihr konventioneller Nachbar übers Ziel hinausschießt mit seinen Spritzmitteln.» Bei absichtlichen Verunreinigungen oder mangelnder Vorsorge kann das Label aber aberkannt werden. Der Rat der Mitgliedsländer und das EU-Parlament müssen noch formal zustimmen.

EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger wandte sich trotz des Brexits und zusätzlicher europäischer Aufgaben gegen größere Einschnitte bei EU-Agrarzahlungen an die Betriebe.

«Den Konflikt sollten wir nicht eingehen, dass man sinnvollerweise neue Aufgaben finanziert, aber einen Kahlschlag bei bestehenden Aufgaben in Kauf nimmt oder gar anstrebt», sagte der CDU-Politiker beim Bauerntag. Schmidt sagte: «Der Agrarhaushalt ist kein Steinbruch.» Er dürfe nicht verwendet werden, um Lücken nach einem Austritt Großbritanniens zu stopfen.

Umstrittene Agrarexporte will der Minister weiter unterstützen. «Wir freuen uns über jeden BMW, der in Japan herumfährt. Warum nicht auch deutsche Milch in einem chinesischen Kühlschrank?», fragte Schmidt.

Nahrungsmittel seien nachhaltige Exporte, die Arbeit und Wohlstand im ländlichen Raum schafften. Er rief die Bauern auf, kreativ zu sein und auch auf Nischen zu setzen. Verbraucher seien bereit, etwa für Regionalität mehr zu bezahlen. Mit Blick auf eine weitergehende Kennzeichnung von Lebensmitteln und eine gesündere Ernährung sagte Schmidt: «Lasst uns den Weg der Freiwilligkeit weitergehen.»

Deutschlands größte Molkerei DMK will mit höheren Milchpreisen und kürzeren Vertragslaufzeiten Vertrauen ihrer Genossenschaftsbauern zurückgewinnen. Für Juli kündigte Geschäftsführer Ingo Müller eine Preiserhöhung um 2 auf 36 Cent je Liter an. Zudem sollen Verträge zwischen Genossenschaft und Bauern flexibler werden. «Wir werden um jeden Bauern kämpfen», sagte er in Bremen.

Zum Deutschen Milchkontor (DMK) zählen Marken wie Milram, Osterland, Oldenburger, Humana und Casarelli. Beim DMK, das jährlich rund 7,3 Milliarden Kilogramm Milch an 20 Standorten verarbeitet, hatten rund 1.100 Landwirte gekündigt.

Insgesamt bekommen die Milchbauern wieder mehr Geld, nachdem die Preise im vergangenen Jahr teils auf unter 23 Cent abgesackt waren. Um die Kosten zu decken, gelten mindestens 35 Cent als nötig.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 05.07.2017 07:57 Uhrzustimmen(24) widersprechen(34)
in kalifornien/USA wurde glyphosat als k r e b s e r r e g e n d eingestuft.
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