Aufgrund der begrenzten Produktionsmöglichkeiten im eigenen Land muss mehr als die Hälfte des verzehrten Rind- und Schweinefleisches sowie rund 40 % des Hähnchenfleisches aus dem Ausland bezogen werden. Das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (
USDA) geht in einer aktuellen Marktanalyse davon aus, dass die Importanteile im laufenden Jahr noch höher als üblich ausfallen werden, denn die Japaner hat die „Fleischeslust“ gepackt.
Laut Daten der Marktordnungsbehörde Alic hat der Absatz von Rindfleisch im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8 % und derjenige von
Schweinefleisch um 5 % zugelegt. Bei
Hähnchenfleisch, das im vergangenen Jahr einen neuen Verbrauchsrekord verzeichnete, fiel der Zuwachs geringer aus.
Die deutliche Nachfragebelebung könne aufgrund der im Vorjahresvergleich praktisch unveränderten Eigenerzeugung nicht ausgeglichen werden, was zu einem höheren Einfuhrbedarf führe, erläuterte das USDA. So ist der japanische Import von gekühltem und gefrorenem Rindfleisch gegenüber der ersten Jahreshälfte 2016 um 18 % auf 277.000 t gestiegen; bei Schweinefleisch wurde ein Zuwachs von 7 % auf 459.000 t verzeichnet.
Im Geflügelbereich nahm die Importmenge insgesamt dagegen nur um 1 % auf 567.000 t zu, weil der höheren Einfuhr von Verarbeitungsware ein geringerer Bezug von rohem Geflügelfleisch gegenüberstand.
Beim japanischen Einkauf von Rind- und Geflügelfleisch am
Weltmarkt spielen Anbieter aus der Europäischen Union bisher keine große Rolle. Bei Schweinfleisch einschließlich Nebenerzeugnissen konnten sie ihre Ausfuhren nach Nippon gegenüber der ersten Jahreshälfte 2016 jedoch um 7 % auf 210.300 t steigern. Geliefert wurden in erster Linie gefrorene Bäuche und knochenlose Teilstücke sowie genießbare Schlachtnebenerzeugnisse.
Warten auf FreihandelsabkommenDie Fleischexporteure in der Gemeinschaft machen sich Hoffnungen, nach dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Japan (JEFTA) größere Mengen in das asiatische Land verkaufen zu können. So sollen nach derzeitigem Verhandlungsstand die Einfuhrzölle für Schweine- und Rindfleisch merklich gesenkt werden; zudem soll eine Quote von jährlich 50.500 t EU-Rindfleisch zollfrei nach Japan ausgeführt werden dürfen. Ein endgültiger Abschluss der Detailverhandlungenwird für Ende 2017 angestrebt.
Bisher haben bei den japanischen Fleischimporten, die sich im vergangenen Jahr ohne Wurst und Verarbeitungsfleisch laut Datenbank der Vereinten Nationen (UN) auf 9,1 Mrd. $ (7,7 Mrd. Euro) beliefen, die USA die Nase vorn. Die Nordamerikaner führten 2016 Fleisch im Wert von 2,85 Mrd. $ (2,4 Mrd. Euro) dorthin aus, gefolgt von Australien mit 1,73 Mrd. $ (1,46 Mrd. Euro) und Kanada mit 1,04 Mrd. (876 Mio. Euro).
Der wichtigste Lieferant aus der EU war Dänemark mit einem Handelsvolumen von 573 Mio. $ (483 Mio. Euro); für Deutschland wird bei der UN nur ein Wert von 75 Mio. $ (63 Mio. Euro) ausgewiesen.
Zahlreiche nichttarifäre HürdenNeben Einfuhrzöllen oder Importquoten bestehen jedoch auch eine ganze Reihe nichttarifärer Handelshemmnissen, die den Export von tierischen Erzeugnissen und Fleisch nach Japan erschweren. Diese betreffen neben hygienischen Produktanforderungen vor allem veterinärrechtliche Vorschriften. So durften viele Länder wegen der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (
BSE) kein Rindfleisch liefern, andere wegen der
Vogelgrippe kein Geflügelfleisch, und deutsche Anbieter wurden wegen Fällen der klassischen
Schweinepest bei Wildschweinen ausgebremst. Diese Handelshemmnisse werden voraussichtlich auch nach Abschluss von JEFTA nicht vom Tisch sein.