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24.10.2017 | 03:28 | VDL-Fachforum 

Digitalisierung der Arbeitswelt: Wohin führt der Weg?

Berlin - Unsere Arbeitswelt wird durch die fortschreitende Digitalisierung sehr stark beeinflusst.

Digitalisierung der Arbeitswelt
(c) proplanta
Doch welche Richtung wird die technologische Entwicklung zukünftig einschlagen? Welche Anforderungen stellen Arbeitgeber in puncto technischem Know-how an ihre Mitarbeiter? Und werden die Studierenden an den Hochschulen genügend auf den sich ändernden Arbeitsmarkt vorbereitet? Darüber diskutierten Experten aus der GrünenBranche beim VDL-Fachforum: „Landwirtschaft 4.0 – Digitalisierung in der Arbeitswelt“ des VDL-Berufsverbands Agrar, Ernährung, Umwelt e. V., das am 16. Oktober 2017 in Berlin stattfand.

„Für uns als VDL, dem größten akademischen Berufsverband im Agrar-, Ernährungs- und Umweltbereich in der Bundesrepublik Deutschland, stehen natürlich die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt besonders im Fokus. Wir haben erkannt, dass wir mit der Digitalisierung der Arbeitswelt in eine neue Ära eintreten; eine Ära, die gerne auch 4. Industrielle Revolution bezeichnet wird und mit der sowohl quantitative als auch qualitative Verschiebungen einhergehen werden“, erklärt VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann.

Die Ausbildung an den Hochschulen müsse sich sowohl auf systemisch-strategischer als auch auf operativer Ebene diesen erausforderungen stellen. „Medienkompetenz ist eine fundamentale Voraussetzung, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Diese schließt einschlägige Prozess-, System- und Problemlösungskompetenzen im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechniken mit ein“, so Ebel-Waldmann.

Karsten Borchard, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, bemängelte, dass die digitale Kompetenz bei Studienanfängern nur mangelhaft ausgeprägt sei: „Wir müssen unser Bild von den `Digital Natives‘ überdenken. Weitergehende Fähigkeiten, wie beispielsweise Programmierkenntnisse, sind bei den wenigsten vorhanden.“ Die Digitalisierung habe das gesamte Studium durchdrungen.

An der Uni Kiel würden bei Lehrveranstaltungen beispielsweise oft digitale Hilfsmittel eingesetzt. „Zur Praxisorientierung und Entwicklung neuer Methoden ist eine sehr gute technische Ausstattung und das entsprechende Personal notwendig. Voraussetzung hierfür ist eine ausreichende Finanzierung, die sowohl aus dem Grundhaushalt, aber auch durch Drittmitteleinwerbung von öffentlichen und privaten Auftraggebern sichergestellt sein muss“, erklärte Borchard.

Prof. Heinz Bernhardt Leiter des Lehrstuhls für Agrarsystemtechnik des Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der TU München wies darauf hin, dass sich mit zunehmender Digitalisierung auch das Betriebsklima ändere. „Wenn immer mehr Arbeitsschritte automatisiert werden, müssen bestimmte Prozesse vom Menschen nur noch überwacht, aber nicht mehr selbst ausgeführt werden. Hierbei besteht natürlich die Gefahr der Monotonie.“

Er betonte, dass bei aller Notwendigkeit, an den Hochschulen digitale Kenntnisse zu vermitteln, auch die landwirtschaftlichen Grundlagen nicht zu kurz kommen dürften. „Es darf nicht vergessen werden, dass wir es in der Landwirtschaft auch bei aller Technologisierung noch immer mit biologischen Systemen – mit Tieren, Pflanzen, Boden- und klimatischen Bedingungen – zu tun haben.“

„Digitalisierung braucht Systemdenker!“, erklärte der Bereichsleiter für Digital Farming bei der BayWa AG in München, Jörg Migende in seinem Vortrag zum Thema „Neue Anforderungen an die Berufsbilder durch Digitalisierung“. „In Zukunft werden immer häufiger Menschen mit ganz unterschiedlichem beruflichen Background zusammenarbeiten. Daher wird es beispielsweise immer wichtiger, komplexe Sachverhalte leicht verständlich erklären zu können.“ Die Agrarabsolventen sollten ein technisches Grundverständnis für die Prozesse mitbringen. Aber die Fähigkeit zum interdisziplinären Zusammenarbeiten sowie eine ausgeprägte Problemlösungsorientierung seien ebenso wichtig.

Dr. Bernhard Polten, Beauftragter für Digitalisierung und Landwirtschaft 4.0 beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), ging auf die Aspekte Datensicherheit und Datenhoheit ein. Rechtliche Grundlagen seien notwendig, er appellierte aber auch an die Landwirte: „Jeder hat es auch selbst in der Hand, welche Daten er von sich preisgibt. Wichtig sei, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. „Die Sensibilisierung für Datensicherheit und Datenschutz muss auch an den Schulen und Hochschulen vermittelt werden.“

Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Landfrauenverbands, Caroline Dangel-Vornbäumen, sprach zum Thema Digitalisierung im Ehrenamt: „Durch die Digitalisierung ist es den Menschen leichter möglich, sich auch unabhängig von Vereinen oder Verbänden ehrenamtlich zu engagieren.“ Als Beispiel nannte sie die Flüchtlingshilfe, die vielerorts regional und unabhängig von Vereinen oder Institutionen organisiert sei. Viele Menschen würden bereits Online-Plattformen zur Vermittlung von ehrenamtlichen Engagement nutzen. „Essenzielle Voraussetzung hierfür ist jedoch schnelles Internet. Dieses ist gerade auf dem Land vielerorts noch nicht gegeben“, mahnte Dangel-Vornbäumen.
vdl
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Kommentare 
cource schrieb am 26.10.2017 17:24 Uhrzustimmen(10) widersprechen(52)
die brillenindustrie erobert sich nun auch noch die bauern, die bisher nur ihren rücken als treckerfahrer, zur sau gemacht haben und die augen eher durch den blick in die weite landschaft schonen konnten---die computer-/softwareindustrie hat auf jeden fall einen vertrag mit der brillenindustrie bzw. könnte sie gewinnbeteiligung verlangen
agricola pro agricolas schrieb am 24.10.2017 09:16 Uhrzustimmen(30) widersprechen(5)
Warum belächelt man in jenen Reihen mitleidig unsere heutigen Studienanfänger, seufzt über diese enttarnten „digitalen Barfußgänger“? Welches Schulsystem, welches Lehrerkollektiv
hat die jungen Menschen mit Wissenslücken ins große Haifischbecken entlassen? Darf man im zeitlichen Fortgang heute einen weiterhin lückenhaften Wissenstransfer dahingehend nicht noch an vielen unserer Hochschulen attestieren!?
Eine Masse von Mentoren selbst läuft immer wieder der Zeit hinterher, fatalerweise sogar an unseren Hochschulen hier weitreichenden Zeiträumen von 10-15 Jahren!!!

Retrospektive: Die Ära des C 64 liegt wie lange, wie viele Lehrergenerationen schon zurück? Umweht diesen Oldtimer unter den Computern nicht längst der sanfte Hauch eines sehnsuchtsvoll milden Nostalgielüftchens?
Ich erinnere mich noch bestens, wie in damaliger Zeit der gesamte Lehrkörper vor den Einflüssen dieser Technik eindringlichst gewarnt hat, die Eltern beunruhigte, sogar verängstigte, und Ihnen jeweils nachdrücklich die zeitliche Limitierung beim täglichen Umgang ihrer Kinder mit dieser „Teufelstechnik“ nahelegten. Man warnte sogar sagenumwoben vor den Folgen des Einsatzes einer solchen. - Eine weitreichende Fehleinschätzung unserer zu damaligen Zeiten hochintellektuell befähigten Eliten.

Zeitsprung: Wie so oft, schlägt heute das Pendel genau in die entgegengesetzte Richtung aus!!! - In unserer Werbung live zelebriert man gegenläufig leidenschaftlich nostalgisch angehaucht die Mär einer neuzeitlichen Landwirtschaft in „Alm-Heidi-Idylle“ während uns im Nahrungsmittelsektor die digitale Revolution 4.0 förmlichst überrennt. - Ja, auch ich als Praktiker wünsche mir sehnlich, dass die digitale Abschleppstange bald kommt, weil dann viele Schwätzer, die über den Bauernstand richten dürfen, sehr schnell weitgehend verzichtbar für uns wären.
Auf die Qualität unserer Nahrungsmittel im Generellen wird diese digitale Revolution innerhalb der landwirtschaftlichen Urproduktion jedoch kaum Einfluss ausüben.

Was für uns Praktiker alle im Raum steht, ist jedoch die äußerst bedrohliche Existenzfrage: Erteilt man damit andererseits aber dem Liter Milch zum Erzeugerpreis von unter 20 Cent, der Dezitonne Weizen, mit durchgängigen Erzeugerpreiszugeständnissen, angesiedelt unterhalb der 10-EURONEN-MARKE die Absolution!? - Der moderne Melkroboter in unseren Ställen, direkt vernetzt mit unseren raffgierigen Discounterzentralen!? - NEIN DANKE - OHNE UNS BAUERN!!!
Es grüßte damit bereits hämisch grinsend eine neuzeitliche Feudalherrschaft, wo die Bauern zurückkatapultiert ins Mittelalter, wieder den Sklavenstatus annähmen.

Demnach ist zumindest für die Bauern eine solche folgenschwer belastende digitale Welt 4.0 unter selbigen Umständen verzichtbar; umgeben uns doch heute schon unzählig gierigst geöffnete Hände, die herausragend ausschließlich AN DER LANDWIRTSCHAFT verdienen und dabei hochpräzise effizient, sittlich mittlerweile vollkommen enthemmt, unsere Bauernmargen gleichwohl mitveratmen. - Das allenfalls bei einer solch emsigen Geschäftigkeit zynisch mitleidig, nur randständig, wenn überhaupt, wahrgenommene kleine tumbe Bäuerlein innerhalb dieser allmächtigen Wirtschaftsverflechtungen entspricht zunehmend aber nicht mehr selbigen gerne gemutmaßten imaginären Attitüden. Gerade infolge einer derzeit brutalen Selektion bilden sich auch in Reihen der Bauern nun jene widerstandsfähig überlebenswilligen Einzelkämpfer heraus, die eurer geistigen Bevormundung tatsächlich nicht mehr bedürfen.

Herausragend forciert wird in einer digitalen Welt 4.0 zudem ein Überwachungsstaat, wo unsere bedeutungsschwere Währung der Zukunft -FREMDE DATEN- systematisch abgegriffen und an vielen unbekannten Orten (weltweit) gespeichert werden, wo der Einzelne keinesfalls weiß, wer alles, in welchem Umfang Zugriff darauf haben darf, sich sogar ungefragt unberechtigt Zugriff verschafft.

Ich persönlich jedenfalls wünsche mir innerhalb der Grenzen Europas jedoch keine chinesischen Verhältnisse, wie sie aktuell auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas beschlossen werden.

Vorstehender Artikel suggeriert im übrigen dem aufmerksamen Leser eine sehr hohe Erwartungshaltung. Die derzeit mannigfaltigen Technikversprechen entpuppen sich allerdings sehr schnell als insbesondere verbale „Luftnummer“ sobald man als Praktiker, ausgestattet mit der unverzichtbaren Technikaffinität, diese verfügbare Wunderwelt bis an ihre Grenzen auszureizen weiß.

Eine heute z.B. technisch vernünftig ausgestattete Drohne jenseits des Hobbybereiches, offeriert zu einem passenden Preisniveau, erfüllt 10 Mal die in dieses technische Gerät gesetzte Erwartungshaltung, beim 11. Start versagt diese ohne Fehlermeldung ihre Dienste und entschwindet unangekündigt im einem noch nicht beernteten 20 Hektar großen Maisschlag. Viel Spass beim Suchen, ...und noch mehr Geduld, wenn der Hersteller selbst hier eine Ursächlichkeit nicht beheben kann, nachdem ein Bedienungsfehler allerdings auch nicht vorliegt. Das Signal ist einfach soeben mal weggebrochen. - SOLLBRUCHSTELLEN generieren hier vielleicht heute schon mehr Umsatz innerhalb einer Wachstumsbranche, wo sicherlich gigantische Margen lauern und nur abgegriffen werden müssen!?...
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