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05.12.2017 | 08:48

Immer mehr brutale Wildschweinattacken

Neuenkirchen / Berlin - Im Norden Deutschlands hat es erneut eine Wildschweinattacke auf Menschen gegeben. Diesmal endete sie sogar tödlich.

Wildschweinangriff
Wildschweine können gefährlich werden - auch für Jäger. Jetzt gab es einen tödlichen Zwischenfall. (c) proplanta
In Vorpommern wurde ein 50 Jahre alter Jäger von einem Keiler angegriffen und getötet. «Der Vorfall zeigt, wie wehrhaft Wildschweine sind», erklärte am Montag Achim Froitzheim, Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald, der selbst erfahrener Jäger ist.

Behörden und Verbände empfehlen deshalb Jägern, Schutzhosen zu tragen und auch Hunden Schutzwesten anzulegen. «Und man sollte nur zu zweit auf die Nachsuche gehen», ergänzte Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbandes in Berlin. Bei der Nachsuche geht es um das Aufspüren und zur Strecke bringen des getroffenen Wildes.

«Das Schwarzwild ist der Gewinner des Klimawandels und der Agrar- und Energiepolitik», sagte Reinwald. Die Wildschweine fänden fast das ganze Jahr über ideale Nahrungssituationen vor. «Sie bedienen sich, wenn der Mais gedrillt wird, gehen dann in den Raps, ins Getreide und dann in die großen Maisschläge», sagte Reinwald. Auch Buchen und Eichen produzierten immer mehr Früchte, weshalb die Tiere auch im Wald noch genug Nahrung fänden. Wildschweine gibt es inzwischen auch in Dänemark und Schweden, wo sie früher nicht verbreitet waren.

Pro Jahr werden um die 500.000 Wildschweine in Deutschland von Jägern erlegt. Aber das reiche nicht, um den Bestand entscheidend zu dezimieren. In Nordrhein-Westfalen wurde den Jägern eine Gebühr für die sonst übliche Parasiten-Untersuchung, die Trichinenschau, erlassen. «Der richtige Weg», sagte Reinwald.

Mecklenburg-Vorpommern hat als einziges Bundesland sogar eine «Pürzel-Prämie» ausgelobt: 25 Euro pro erlegtem Stück Schwarzwild. Mit einem dringenden Appell an die Jäger und der Prämie will der Schweriner Agrarminister Till Backhaus (SPD) den Bestand deutlich senken, vor allem aus Furcht vor der Afrikanischen Schweinepest, die von Osteuropa immer näher rückt.

Warum niemand dem Jäger in Vorpommern helfen konnte, obwohl bei dem Unfall nahe Greifswald acht weitere Jäger dabei waren, muss noch ermittelt werden. Er hatte laut Polizei auf den Keiler geschossen und ging hinterher, um das Tier zu erlegen. Da griff der Keiler seinerseits überraschend den Jäger an und verletzte ihn am Oberschenkel so schwer, dass dieser stürzte, viel Blut verlor und auch noch unter Wasser geriet. Ein benachbarter Treiber soll schnell zu Hilfe geeilt sein. Aber der Jäger konnte trotz Rettungshubschrauber nicht mehr gerettet werden.

Ein ähnlicher Fall hatte sich im März in Lübeck ereignet. Ein Keiler hatte sich angeschossen in den Schilfgürtel eines Teiches zurückgezogen. Als sich der Stadtjäger näherte, sei dieser mit den Hauern ebenfalls am Oberschenkel verletzt worden. Hund und Jäger konnten das Wildschwein festhalten und die Polizei rufen, die das Tier erschoss. Der Jäger hatte im Gerangel sein Gewehr verloren, zum Glück nicht auch das Handy.

Für bundesweite Schlagzeilen hatten im Oktober aggressive Wildschweine in Dithmarschens Kreisstadt Heide gesorgt. Sie verletzten auf ihrem Weg durch die Stadt vier Menschen. Die Behörden warnten viele Bewohner, sicherheitshalber in Gebäuden zu bleiben.

Schließlich konnte ein Keiler erschossen werden, das andere Wildschwein flüchtete, bevor es ebenfalls getötet wurde. Besonders in einer Bank hatten sich dramatische Szenen abgespielt, nachdem der Keiler dort eingedrungen war. Mitarbeiter und Kunden wurden über Fenster und Drehleitern aus dem Gebäude geholt.
dpa
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Kommentare 
Naturfreund schrieb am 19.01.2018 10:31 Uhrzustimmen(25) widersprechen(20)
Das Wild gewöhnt sich nun mal an uns und merkt das in Wohngebieten nicht geschossen wird. Schlaue Viecher!
Die Lösung wären mehr natürliche Feinde um die Wildbestände zu kontrollieren. Für unsere Jäger sind die zu schlau geworden.
Und Wolf und Luchs lassen noch genug für den Abschuss übrig.

Zu guter Letzt ist es für mein Verständniss Berufsrisiko für Jäger und Konsorten. Dann hat der erste Schuss nicht gesessen.
Verständlich schrieb am 09.12.2017 19:41 Uhrzustimmen(42) widersprechen(38)
Der Lebensraum der Tiere wird ja vom Menschen immer weiter ganz selbstverständlich reduziert.
Ulrich Dittmann schrieb am 05.12.2017 21:02 Uhrzustimmen(59) widersprechen(35)
... wenn man mich angreift, gar anschießen würde, würde ich mich auch mit einer "brutalen Attacke" wehren!

Irgendwie ist das doch nachvollziehbar. Oder wie, oder was?
Timm Thaler schrieb am 05.12.2017 20:12 Uhrzustimmen(24) widersprechen(44)
Was war denn im Sept 17? Sind da wieder die Chemtrails umher geflogen und nur die mit Aluhut haben sich richtig vorbereitet? Einfach weiter Gatterwild aus NZ essen, dann hat man solche Probleme nicht, also alles ok.
Norbert Häuser schrieb am 05.12.2017 16:02 Uhrzustimmen(40) widersprechen(44)
vor zwei Wochen bei einer Treibjagd in der Wetterau ist mir gleiches passiert, als Treiber mit auf der Jagd wurde ich von einem Wildschwein angegriffen, der Keiler verletzte mich am Oberschenkel. Zugute kam mir, das ich einen alten Skistock dabei hatte mit dem konnte ich mich so wehren, das der Keiler von mir ablies und weiter gelaufen ist. Ein herbei geeilter Jäger erschoß das Tier, sein Kommentar: Der Skistock hätte mir das Leben gerettet.
cource schrieb am 05.12.2017 08:53 Uhrzustimmen(43) widersprechen(55)
und was ist mit der strahlenbelastung alte und die neue vom september'17
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