dlv-Präsidentin
Brigitte Scherb wies auf dem diesjährigen Bäuerinnenforum am vergangenen Samstag in Berlin darauf hin, dass die letzte vom Bund veranlasste Studie zu diesem Thema 1992 durchgeführt worden sei. Wolle man die Lage der Frauen auf dem Land nachhaltig verbessern, müsse zuvor aber die aktuelle Lage in ganz Deutschland untersucht werden. Hier stehe auch
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Wort, betonte Scherb.
Die dlv-Präsidentin hob in Berlin die Leistungen der Frauen auf den Höfen hervor: Diese seien nicht nur mit der Arbeit auf dem landwirtschaftlichen
Betrieb belastet, sondern engagierten sich bei der Erziehung des Nachwuchses, der Pflege der älteren Generation und zudem oft auch noch im Ehrenamt. Gleichzeitig sehe man sich als Frau in der
Landwirtschaft heute mehr denn je mit belastenden Fragen zum Strukturwandel, einer bröckelnden gesellschaftlichen Akzeptanz und persönlicher Zukunftsangst konfrontiert.
In einer anschließenden
Podiumsdiskussion beklagte die CSU-Bundestagsabgeordnete
Marlene Mortler die oft unsachlichen Angriffe mancher Akteure, die beim Thema Landwirtschaft praktisch jede Woche „eine neue Sau durchs Dorf treiben“ würden. Sie warb dafür, wieder ein positives Bild von der modernen Landwirtschaft aufzubauen. Dies sei schwierig, aber möglich, so Mortler. Eine Bundesstudie zur Situation auf den Höfen ist nach ihrer Überzeugung ein sinnvoller Schritt in diese Richtung. Die CSU-Politikerin versprach daher, sich für eine solche stark zu machen.
Nach Ansicht der Agrarsprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke, Dr. Kirsten
Tackmann, haben Frauen in der Landwirtschaft auch heute noch nicht die gleichen Chancen wie Männer. Beispielsweise sei es für weibliche
Betriebsleiter in der Praxis ungleich schwerer, Zugang zur
Agrarförderung zu erhalten. Hinzu kämen soziale Rahmenbedingungen, die weder frauen- noch familienfreundlich genannt werden könnten. Das größte Problem sieht die Linken-Politikerin derzeit allerdings im zunehmenden Einfluss außerlandwirtschaftlicher Investoren. Diese heizten den
Strukturwandel an und setzten die verbleibenden Höfe unter immer stärkeren Druck. Erforderlich sei deshalb ein Systemwechsel, der neben
Tierwohl auch „Menschenwohl“ möglich mache, sagte Tackmann.