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30.04.2018 | 08:12 | Bienenschutz 

Neonicotinoid-Freilandverbot: Zweifel am Nutzen für Bienen werden laut

Stuttgart - Das am vergangenen Freitag beschlossene EU-Freilandverbot für drei bienenschädliche Pflanzenschutzmittel ist unter Fachleuten umstritten.

Bienenschutz
Von den einen bejubelt, von den anderen bedauert - am EU-Verbot von drei bienenschädlichen Pestiziden scheiden sich die Geister. Ein Wissenschaftler fürchtet gar, dass das Verbot den Insekten langfristig schaden könnte. (c) proplanta
«Das generelle Verbot sehe ich nicht unkritisch», sagte der Agraringenieur und Imker Klaus Wallner von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Er hätte sich eine detaillierte fachliche Diskussion gewünscht.

«Der gesamte Naturhaushalt hätte in den Blick genommen werden müssen.» Für das Überleben der Bienen sei es wichtiger, den Rapsbestand als entscheidende Nahrungsquelle zu erhalten als drei Neonicotinoide aus dem Ackerbau zu verbannen.

Die EU-Staaten hatten einem Freilandverbot für drei bienenschädliche Insektenmittel am Freitag zugestimmt. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sprach von einem «guten Tag für den Schutz der Bienen in Deutschland und in Europa». Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, das Artensterben aufzuhalten, «ist eine der zentralen politischen Aufgaben unserer Zeit». Die Entscheidung in Brüssel sei aber nur einer der Bausteine, um das Insektensterben aufzuhalten.

Die sogenannte Beizung, also das direkte Behandeln des Saatgutes mit Pflanzenschutzmitteln, ist mit der Entscheidung nicht mehr möglich. Es sei zu vermuten, dass die Bauern andere Wirkstoffe großflächig auf die Äcker brächten, die neben Schädlingen nützliche Kleinstlebewesen wie Käfer und Spinnen vernichten, meinte Wallner. Der für die Landwirte künftig aufwendigere Pflanzenschutz insbesondere beim von Bienen bevorzugten Raps könne sie zu einem Umstieg auf Sojapflanzen bewegen. «Das wäre dann ein dramatischer Bumerang», sagte Wallner.

«Den wenigsten Imkern und Politikern ist bewusst, dass diese Entscheidung den Bienen gar nichts bringt und die Ersatzmaßnahmen die Lage verschlechtern können.» Spritzmittelspuren im Honig seien an seinem Institut in den vergangenen Jahren nicht nachweisbar gewesen, betonte Wallner, der das Rückstandslabor leitet.  

Das größte Problem für das Überleben der Bienen ist nach Auskunft Wallners der Verlust von blühenden Pflanzen. «Die Tiere finden weder auf den Wiesen noch in den Hausgärten blühende Pflanzen und Kräuter.» Vor allem die Wildbienen leiden nach seinen Worten unter den «grünen Wüsten». Unter den 560 Wildbienenarten mit einem Flugradius von gerade mal wenigen hundert Metern seien viele hoch spezialisiert.

«Wenn die Glockenblumen-Scherenbiene keine Glockenblumen findet, wird sie untergehen», sagte der Experte. Er gab die Zahl der Bienenvölker in Deutschland mit rund einer Million an.
dpa
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Kommentare 
trakifreund schrieb am 02.05.2018 09:48 Uhrzustimmen(36) widersprechen(26)
ich kann Herrn Wallner nur zustimmen.
Wichtig wäre, dass das Greening (ÖVF) nur in Form von mindestens 6 mtr.breiten Blühstreifen zu erfüllen sei.
Hier müssten ausgesuchte Blühmischungen aufgebracht werden, die unterschiedlich lange blühen.
Die Schlaggrößen müssten so sein, dass spätestens nach 20 ha ein Blühstreifen mit 6 mtr Breite angelegt werden muss.
cource schrieb am 01.05.2018 06:56 Uhrzustimmen(37) widersprechen(26)
"..Vor allem die Wildbienen leiden nach seinen Worten unter den «grünen Wüsten». .." allerdings, aber nur wegen der rapsblüte die vergiftung der ganzen natur/schinder in kauf zu nehmen ist mehr als ignorant, denn Insektizide/ O r g a n i s c h e P h o s p h a t e erhöhen u.a. das diabetesrisiko, weil sie das mikrobioms des darms verändern/durch das abbauprodukt A z e t a t / ausgangsstoff für glukose erhöht sich der blutzucker­spiegel/glukoseintoleranz---schande über die etablierten/gekauften entscheider/biologen/wissenchaftler die solche gifte zulassen
Roland Netter schrieb am 30.04.2018 18:37 Uhrzustimmen(47) widersprechen(71)
Ein Landesrat aus der Beiz- u. Spritzmittelsteinzeit, er versteht's einfach nicht!
Mitleser schrieb am 30.04.2018 17:04 Uhrzustimmen(31) widersprechen(21)
Es scheint, als wüßte jeder, was das Problem ist, da fragt man sich, warum dann nicht einfach einmal mit den Maßnahmen, die alle proklamieren, begonnen wird. Wir alle können noch ein paar Jahre weiter diskutieren, nur gibt es dann vielleicht nichts mehr zu retten.
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