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03.05.2018 | 08:36 | Übergewicht 

Zucker als neuer Tabak? Ärzte wollen Vorgaben für gesundes Essen

Berlin - Die Limo hätte weniger Zucker. In Schulen gäbe es keine Cola-Automaten und auch keinen Hausmeister mit Schokoriegel-Angebot.

Übergewicht bei Jugendlichen
So etwas wie Sahnetorte zu essen, das ist in manchen Kreisen schon heute verpönt. Gleichzeitig bringen Tausende Deutsche zu viel auf die Waage und leiden unter Folgekrankheiten. Ärzte fordern, dass die Politik einschreiten soll. Wie soll das aussehen? (c) proplanta
Im Supermarkt wären Quengelkassen ebenso abgeschafft wie die Werbespots für überzuckerte Kinderprodukte im TV. Und Zutatenlisten von Lebensmitteln könnten Verbraucher ohne Fremdwörterbuch verstehen.

So oder so ähnlich sähe die Zukunft aus, wenn ein Bündnis aus mehr als 2.000 Ärzten - darunter Eckart von Hirschhausen -, Fachorganisationen und Krankenkassen mit seinen Forderungen Gehör fände.

Zum Schutz der Menschen vor ungesunder Ernährung appelliert das Bündnis in einem am Mittwoch vorgestellten offenen Brief an die Bundesregierung, verbindliche Vorgaben zu machen. Die Unterzeichner sprechen sich für eine Zuckersteuer, verständlichere Kennzeichnungen, Werbeverbote und Standards für die Schul- und Kitaverpflegung aus. Nur damit könnten auch bildungsferne Schichten erreicht werden, hieß es - Aufklärung allein reiche nicht.

Die Forderungen stehen teils schon seit Jahren im Raum, bislang setzt die Bundesregierung aber auf freiwillige Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie und Programme zur Ernährungsbildung. Auch die Industrie lehnt etwa eine Zuckersteuer als «Symbolpolitik» ab, krankhaftes Übergewicht hänge von vielen Faktoren ab, zum Beispiel dem Lebensstil.

«Wir haben einfach keine Geduld mehr», sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVJK), Thomas Fischbach, in Berlin über die gemeinsame Initiative mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft, der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, der Techniker Krankenkasse und dem AOK Bundesverband.

Die Ärzte sähen, dass die Gesundheit der Menschen in Deutschland drastisch leide, so Fischbach. «Bitte machen Sie ernst mit der Prävention von Adipositas, Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Krankheiten», heißt es in dem offenen Brief.

Gegen die Folgeerkrankungen gebe es keine Tablette und keine OP, vorbeugen lasse sich am besten mit Bildung und auch staatlicher Lenkung, sagte der Arzt und TV-Moderator Eckart von Hirschhausen. Er wundere sich, warum man Deutschland bei dem Thema «so einen Eiertanz» mache - zumal Zucker ein gewisses Suchtpotenzial habe.

Er rechne damit, dass es einen ähnlichen Verlauf geben werde wie bei der Einführung des Rauchverbots in Kneipen und Restaurants vor Jahren. Nach anfänglichem Aufschrei vermisse dort inzwischen niemand den Qualm.

Die Einführung einer Steuer auf gesüßte Getränke könne ein Anreiz für Hersteller sein, den Zuckergehalt zu senken, wird im offenen Brief argumentiert. Die Einnahmen daraus ermöglichten es auch, Obst und Gemüse billiger zu machen. Erfahrungen aus Ländern wie Mexiko, Finnland und Frankreich zeigten darüber hinaus, dass mit dem höheren Preis auch der Konsum dieser Getränke zurückgehe.

Keinen Handlungsbedarf sehen hingegen die Hersteller: Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke verweist darauf, dass der Konsum von Erfrischungsgetränken pro Kopf in Deutschland bereits von 125,5 Litern 2013 auf 113,9 Liter 2017 gesunken sei.

«Wir als Lebensmittelwirtschaft benötigen keine Belehrungen von Interessensgruppen, weil wir seit Jahren handeln und beispielsweise stetig innovative Rezepturen entwickeln, bestehende optimieren und über Nährwerte und Inhaltsstoffe aufklären», erklärte der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL. «Wir zeigen Verantwortung und sind dialogbereit.»

BVKJ-Präsident Fischbach konterte: «Wir sind der Überzeugung, dass man nicht die Frösche fragen kann, wenn man den Sumpf trockenlegen will.»
dpa
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Mabruk schrieb am 03.05.2018 15:22 Uhrzustimmen(15) widersprechen(14)
SCHWACHSINN!!! Nur weil mal wieder die Mehrheit der bevölkerung schlichtweg zu doof ist, ihre Ernährung ihren bedürfnissen anzupassen, muss wieder ein Gesetz her! WER DAS DENKEN STÄNDIG ANDEREN ÜBERLÄSST, VERLERNT ES!!!
cource schrieb am 03.05.2018 10:51 Uhrzustimmen(18) widersprechen(20)
"..Um 24 Prozent nahm die Zahl der Diabetiker seit Ende der 90er Jahre zu. Nach Schätzungen sind 6,7 Millionen Menschen in Deutschland allein am besonders verbreiteten Typ-2-Diabetes (früher: Altersdiabetes) erkrankt..." genau und diese zunahme korreliert mit der zunahme des weltweiten einsatzes von genetisch veränderten saatgutes/pestizide/glyphosat, wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass nur die pestizide/glyphosat für alle erkrankungen verantwortlich ist, dann sind auf einmal die gesamte pharma/medizin/medikation/therapie/diäten/therapeuten/psychotherapeuten/ernährungswissenschaften/abnehmindustrie usw. überflüssig/arbeitslos das wäre eine viel größere katastrophe als die maximal 10 millionen kranken, deshalb lassen die entscheider/politiker lieber die kranken über die klinge springen--die kranken sind die dritte säule der deutschen wirtschaft
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