«Für die Völkerzahlen von 1960 oder 1970 hätten wir heute gar nicht mehr genug Futter», mahnte Sabine Holmgeirsson, Imkereiexpertin beim Nabu Baden-Württemberg, am Dienstag.
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und der Flurbereinigung seien blütenreiche Ackerrandstreifen und Wegränder verloren gegangen. Hinzu komme der Verlust von 70 Prozent der
Streuobstwiesen durch Neubebauung am Siedlungsrand seit 1960.
Das Ausweisung von Bauflächen auf der grünen Wiese, wie sie in der Landesregierung derzeit für den Wohnungsbau diskutiert wird, sei «das falsche Signal, um dem
Artensterben wirkungsvoll zu begegnen», mahnte Holmgeirsson. Stattdessen müsse das Land vorangehen, auf Landesflächen eine späte
Mahd festlegen und auf Pestizide verzichten.
Wichtig sei es zudem, für mehr Insektennahrung zu sorgen und nektar- und pollenreiche Pflanzen anzubauen - im Garten Lavendel, Natternkopf oder Sommerflieder, auf den Feldern Lupinen, Klee oder Blühmischungen mit Flockenblume oder Wiesen-Salbei. «Wiesen sollten erst spät gemäht werden, damit die Pflanzen zur Blüte kommen und Samen bilden können.»
Nach Angaben des Agrarministeriums ist das Interesse an der Imkerei in den vergangenen Jahren gestiegen: So waren zuletzt rund 22.800 Imker mit 170.600 Bienenvölkern in den Landesverbänden der Badischen und der Württembergischen Imker aktiv. Zehn Jahre zuvor waren es noch 16.000 Imker mit rund 148.800 Bienenvölkern, 1955 sogar rund 37.800 Imker mit fast 370.000 Völkern.