Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
05.04.2019 | 00:01 | Antibiotikarückstände 

Viele niedersächsische Gewässer sind mit Antibiotika belastet

Hannover - Bei einer Gewässeruntersuchung in Niedersachsen sind in zwei Drittel der Proben Antibiotikarückstände entdeckt worden.

Gewässeruntersuchung Niedersachsen
(c) proplanta
Zwar gebe es keine Hinweise auf eine akute Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung. Die mittel- bis langfristigen Risiken für Umwelt und Gesundheit müssten aber weiter untersucht werden, heißt es in der Studie des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und des Uniklinikums Bonn. Das Umweltministerium veröffentlichte die Untersuchung am Donnerstag.

Antibiotika-resistente Bakterien wurden in 50 von 112 Proben entdeckt. Untersucht wurden Oberflächengewässer, Kläranlagen und die Abflüsse von Kläranlagen.

Auslöser der flächendeckenden Untersuchung waren Anfang 2018 vom NDR gesammelte und veröffentliche stichprobenartige Daten, bei denen Antibiotika-resistente Keime in Gewässern gefunden wurden. Auch die nun erstellte landesweite Untersuchung stelle nur eine Momentaufnahme dar, deren Aussagekraft begrenzt sei, heißt es im Abschlussbericht.

Umweltminister Olaf Lies (SPD) forderte künftig bundeseinheitliche Standards bezüglich der Untersuchungsmethodik und der Risikobewertung. «Klar ist, dass unsere Umwelt ein Spiegelbild des Antibiotikaeinsatzes in der Human- und Veterinärmedizin ist», so Lies. «Deshalb ist ein sorgsamer Umgang mit Antibiotika erforderlich.»

Zumindest in der Landwirtschaft ist der Antibiotikaeinsatz bereits erheblich reduziert worden, wie aus der Studie hervorgeht. 2014 wurden noch 726 Tonnen Antibiotika an niedersächsische Tierärzte abgegeben, 2017 waren es noch 423 Tonnen.
dpa/lni
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Dr. Gero Beckmann, Fachtierarzt für Mikrobiologie schrieb am 09.04.2019 09:29 Uhrzustimmen(5) widersprechen(6)
Unstrittig wurden die Antibiotika-Verbrauchsmengen in Tiermast und Veterinärmedizin in den letzten Jahren reduziert. Allerdings muss beachtet werden, dass die eingesetzten Substanzen in sehr unterschiedlichen Dosen Anwendung finden. Z.B. "reichen" niedrigste Mengen der Chinolone oder des Colistins. - Bei Lichte besehen ist also neben den erfassbaren Reduktionen bei einigen Wirkstoffklassen auch eine Zunahme bei hochwirksamen Antibiotikaklassen neuerer Generationen, z.B. aus der Gruppe der Gyrasehemmer erkennbar. Dieses deckt sich mit Berichten aus der Praxis. Beispiel: Nach BVL-Angaben sank die Gesamtmenge in Deutschland im Jahr 2017 leicht um neun auf 733 Tonnen. Erneut wurde jedoch ein Anstieg der Abgabemengen von Reserveantibiotika verzeichnet (Fluorchinolone: + 6,5%; jetzt 9,9 t). Diese werden in viel niedrigerer Dosierung als länger eingeführte Substanzen verabreicht. Beim humanmedizinisch wertvollen Colistin beträgt der Anstieg in der Tierhaltung 7,2% (2017: 74 t). Diese Menge würde theoretisch ausreichen, fast die gesamte Bevölkerung Deutschlands einem kompletten Behandlungszyklus zu unterziehen (Rechenweg: DDD - defined daily dose : tägl. übl. Dosis für Colistin beim Menschen: 100 mg Behandlungsdauer: 10 Tage, 74 Tonnen ausreichend für 74 Mio. Patienten).
  Weitere Artikel zum Thema

 Ein Tresor für menschlichen Kot: Projekt will Darmbakterien retten

  Kommentierte Artikel

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich

 Agrarstrukturwandel in Bayern schreitet voran

 Nutrias breiten sich in Mecklenburg-Vorpommern aus - Gefahr für Deiche

 Kanzlerrunde zur Landwirtschaft - Ringen um Entlastungen

 Waschbären-Jagd nicht zielführend