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03.05.2019 | 02:59 | Klimaforschung 

Dürren stehen mit Klimawandel in Zusammenhang

New York - Dürreperioden in den letzten Jahrzehnten könnten mit dem menschengemachten Klimawandel zusammenhängen - für diese Vermutung haben Wissenschaftler neue Hinweise gefunden.

Dürreperioden
Die Jahresringe von Bäumen verraten viel über die Wachstumsbedingungen in der Vergangenheit. Daten dazu haben Forscher nun für Rückschlüsse auf eine Verbindung zwischen Dürreperioden und Klimawandel genutzt. Eine eindeutige Bestätigung liefern sie nicht. (c) proplanta
Für die Zeit von 1900 bis 1949 wiesen sie einen klaren statistischen Zusammenhang zwischen Dürren und dem globalen Temperaturanstieg nach.

Von 1950 bis 1975 könnte die Luftverschmutzung den Zusammenhang verschleiert haben, erläutern die Forscher im Fachmagazin «Nature». Für die Phase danach sei der Zusammenhang wieder erkennbar.

Die Forscher um Kate Marvel von der Columbia University in New York (USA) nutzten Dürreatlanten, die auf der Auswertung von Jahresringen von Bäumen beruhen: Das Ausmaß des Baumwachstums lasse Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen im jeweiligen Jahr zu.

In den Dürreatlanten ist die regionale Bodenfeuchte in Form des sogenannten Palmer-Dürre-Index angegeben. Da die Jahresringe Beurteilungen des Klimas rückblickend auf viele Jahrhunderte zulassen, ergab sich für die Wissenschaftler eine gute Vergleichsbasis für Dürren vor der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Die Daten kombinierten sie mit Simulationen in Computermodellen.

Die Atlanten liegen für Nord- und Mittelamerika, Europa und den Mittelmeerraum sowie große Teile Asiens und Australiens vor. Die Forscher versprachen sich von der Kombination der Daten aus den verschiedenen Dürreatlanten einen deutlicheren statistischen Zusammenhang mit dem Klimawandel als er aus den einzelnen Atlanten ablesbar ist. Tatsächlich ist dies für den Zeitraum 1900 bis 1949 klar erkennbar.

Ab 1950 aber geht die Verbindung in den starken Schwankungen der Temperaturen und Dürren unter. Die Forscher vermuten als Ursache den Einfluss zahlreicher Partikel in der Luft durch den Anstieg der industriellen Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der nicht an der Studie beteiligt war, erklärt die Dämpfung des Temperaturanstiegs vor allem mit Schwefel-Aerosolen. Diese Partikel hätten das einfallende Sonnenlicht verstärkt zurück ins Weltall gestreut. «Diese Schwefel-Aerosole sind im Gegensatz zu CO2 kurzlebig und haben keinen Treibhauseffekt», sagt Fink.

Dieser Global Dimming genannte Effekt habe sich Mitte der 1970er-Jahre umgedreht (Global Brightening). Damals seien in Europa und Nordamerika zunehmend Filter in Fabriken und Kraftwerken installiert worden, die viele Schadstoffe, auch den Schwefel, aus Abgasen entfernten.

Die Gruppe um Marvel fand wieder einen statistischen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Dürren ab dem Jahr 1981. Dieser fiel allerdings weniger deutlich aus als für die Zeit von 1900 bis 1949. Das ist für Stefan Hagemann vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht nicht verwunderlich.

Dürren seien per Definition selten auftretende Extremereignisse: «Um Trends in diesen seltenen Ereignissen zu untersuchen, braucht man Zeitreihen, die lang genug sind, um eine robuste Statistik für diese Untersuchung zu haben». In einigen Jahren könnte die statistische Sicherheit für den Trend wieder deutlicher werden.

«Dies ist eine interessante und faszinierende Studie von etablierten Forschern», urteilt Sonia Seneviratne von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Allerdings sei zu beachten, dass die Informationen aus den Jahresringdaten nur für 54 Prozent der Landfläche außerhalb der Antarktis gelten.

Auch für Douglas Maraun von der Universität Graz (Österreich) ist die Methodik im Wesentlichen in Ordnung: «Es wird eine aktuelle Version des Palmer Drought Severity Index (PDSI) benutzt, die in den letzten Jahren gefundene Fehler berücksichtigt.»
dpa
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 03.05.2019 12:31 Uhrzustimmen(8) widersprechen(2)
Vergessen hat man geflissentlich zu erwähnen die verheerenden Staubstürme in den 1930er, die den mittleren Westen der USA vernichtend heimsuchten, was eine massive Verarmung der Bauernfamilien zur Folge hatte; die Opfer eines blindwütigen Umbruchs der dortigen Prärielandschaften, wo man im Vorfeld die ansässigen indigenen Völker vertrieben hatte, die sich in ihrer Wirtschafts- u. Lebensweise der Natur bislang allerdings überaus klug anzupassen wussten.

Die Veränderungen, die wir aktuell durch den Klimawandel durchlaufen, sind mithin also kein erst entdecktes Phänomen der Neuzeit, ganze Landstriche sind bereits zu damaligen Zeiten, wie vorstehend kurz angerissen, förmlichst ausgeblutet, z.B. infolge von solchen Menschenhand verursachten Staubwüsten.

Wir sehen den Klimawandel als Phänomen stellenweise isoliert extrem einseitig; schlussendlich gibt es Regionen, die hiervon durchaus profitieren, wohingegen andere natürlich enorm gegeißelt sind - von Menschenhand gemacht!

Diese „Dust-Bowl“ z.B. -von den Betroffenen als „Früchte des Zorns“ gefürchtet, musste als eine von Menschenhand verursachte Naturkatastrophe wahrgenommen werden, die die legendäre Migration vieler Farmerfamilien nach Kalifornien zur Folge hatten. Diese „Okies“ auf der Route 66 symbolisierten zu damaligen Zeiten das große menschliche Elend, die sozialen Auswüchse, wenn das menschliche Gehirn versagt, es einfach nicht akzeptieren kann und will, dass irgendwann die Natur brutal zurückschlägt, auch heute noch...!
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