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08.12.2019 | 13:10 | EU-Direktzahlungen 

Agrarsubventionen nicht zukunftsfähig

Berlin - Seine grundsätzliche Kritik an den EU-Direktzahlungen hat der Göttinger Agrarökonom Prof. Achim Spiller bekräftigt.

EU-Direktzahlungen
(c) proplanta
„Die Direktzahlungen sind in ihrer derzeitigen Form nicht zukunftsfähig“, sagte Spiller auf einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Nichtregierungsorganisation Germanwatch am vergangenen Mittwoch (4.12.) in Berlin und verwies auf die einheitliche Position der deutschen Agrarökonomen in dieser Frage.

Dem Wissenschaftler zufolge kommen die Direktzahlungen zu einem großen Teil nicht den aktiven Landwirten zugute, sondern den Bodeneigentümern und somit auch Nichtlandwirten. Dadurch wirkten sich die Zahlungen preissteigernd auf dem Bodenmarkt aus.

Demgegenüber will das Bundeslandwirtschaftsministerium nach den Worten von Abteilungsleiter Dr. Rainer Gießübel an den Direktzahlungen grundsätzlich festhalten. Der Ministerialbeamte begründete das mit deren Einkommenswirkung, zeigte sich aber zugleich offen für eine stärkere Berücksichtigung von Umweltanforderungen in der Ersten Säule.

Unzufrieden zeigte sich Gießübel mit dem bisherigen Diskussionsstand in Brüssel. Deutschland fordere ambitioniertere Schritte für mehr Umwelt- und Klimaschutz in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und werde die Diskussion während der deutschen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 vorantreiben und zu einem Ende führen.

AbL-Vorstandsmitglied Phillip Brändle kritisierte eine ungerechte Verteilung der Direktzahlungen zwischen den Betrieben und sprach sich für eine Kappung und Degression aus. Zudem sollte die Auszahlung der Mittel an qualitative Kriterien gebunden werden, so dass beispielsweise eine weite Fruchtfolge oder ein geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln honoriert werden könnten, erläuterte Brändle und erinnerte an das von der AbL dafür entwickelte Punktesystem.

Für Reinhild Benning von Germanwatch werden die bisher diskutierten Maßnahmen den Anforderungen an mehr Klima- und Tierschutz in der Landwirtschaft nicht gerecht, wie sie von 65 % der EU-Bürger erwartet würden. Dem Bundeslandwirtschaftsministerium warf Benning in diesem Zusammenhang Beliebigkeit vor, weil das Ressort in erster Linie auf freiwillige Maßnahmen setze. Dadurch müssten Rückschritte befürchtet werden.
AgE
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Kommentare 
Karl am Acker schrieb am 08.12.2019 15:08 Uhrzustimmen(20) widersprechen(6)
"Dem Wissenschaftler zufolge kommen die Direktzahlungen zu einem großen Teil nicht den aktiven Landwirten zugute, sondern den Bodeneigentümern und somit auch Nichtlandwirten." genauso ist das. Die Direktzahlungen sind für die meisten Betriebe ein Durchlaufposten, welcher bei der Flächenpacht oder beim Felderwerb einfach eingepreist wird.
Tatsächlich würde hier nur eine deutlichere Degression Abhilfe schaffen. Das Punktesystem von der Abl bringt in der derzeitigen Form den Landwirten keinen und auch der Umwelt kaum einen Vorteil. Wo bitteschön liegt ein Vorteil darin wenn der Lanwirt mehr Kulturen in seinem Betrieb führen muß ? Wenn das obligatorisch wird ändet sich an der landesweiten Anbaudiversifikation nichts Für die Lanwirte erhöhen sich in jedem Falle die Rüstzeiten und die Kosten für die Vorratshaltung. Die Anbauplanung sollten wir vertrauensvoll in die Hände der Landwirte legen und denen dann nicht unnötig dreinreden wollen. Eine stark überarbeitetes Punktepapier könnte allerdings eine Diskussionsbasis sein, schließlich sind ja auch einige Positionen, Stichwort Tierwohl, dabei. Tja alles gar nicht so einfach! Einen schönen 2 Adventssonntag wünsche ich.
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