Zu Details äußerte sich die für Landwirtschaftssachen zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft zunächst nicht. «Die Akten sind noch auf dem Weg zu uns», sagte Behörden-Sprecher Thomas Stein am Mittwoch. Nach seinen Worten waren rund 1.000 tote Tiere in dem
Betrieb in einem Ortsteil von Neustadt/Rübenberge gefunden worden.
Die Tiere waren offenbar verdurstet und verhungert. Noch lebende Tiere wurden von den Behörden in einen anderen Stall gebracht. Die
Kadaver seien von Fachbetrieben entsorgt worden, sagte eine Sprecherin der Region Hannover, die für die Veterinäraufsicht zuständig ist. Ställe des Pächters seien 2013 und 2014 ohne Beanstandungen kontrolliert worden. Bis zur endgültigen Aufklärung des Falles gelte für den Stall ein Belegungsverbot.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (
CDU) kritisierte, die Zustände auf dem Hof seien aus ethischer und tierschutzrechtlicher Sicht nicht hinnehmbar. Der Vorfall bringe auch alle
Tierhalter in Verruf, die ordentlich mit ihren Tieren umgehen.
Auf Veranlassung des Landes überprüfte der Landkreis Nienburg einen weiteren Stall des Pächters. Den 750 Schweinen dort gehe es gut, die Überprüfung habe keine Beanstandung ergeben, sagte ein Sprecher des Kreises. Auch vier Ställe, die von den Eltern des Pächters betrieben werden, seien kontrolliert worden - ohne Beanstandungen. Die Eltern hätten 181 Schweine aus dem Stall bei Hannover übernommen. Den Tieren gehe es den Umständen entsprechend gut.
Sieben verendete Schweine werden nach Angaben einer Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums vom Landesamt für
Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (Laves) auf mögliche Tierseuchen untersucht. Es könne bis zu drei Tage dauern, bis Ergebnisse vorliegen.
Unterdessen wurden auf einem Milchbauernhof in der Samtgemeinde Lutter am Barenberge (Kreis Goslar) Tierkadaver und Skelette entdeckt. Um wie viele tote Tiere es sich handelt, könne nicht mehr festgestellt werden, teilte die Kreisverwaltung mit. Die verbliebenen lebenden 135 Kühe, Rinder und
Kälber seien vernachlässigt und in schlechtem Zustand gewesen. Zwei der Tiere seien mittlerweile verendet. Zwei weitere mussten eingeschläfert werden.
Das Veterinäramt habe dem Landwirt die überlebenden Tiere offiziell weggenommen und ein Tierhaltungsverbot gegen den Mann ausgesprochen. Die Kühe bleiben vorerst auf dem Gelände des Betriebes. Dort werden sie von einem anderen Landwirt versorgt.
Die Missstände auf dem Bauernhof waren der Behörde in der vergangenen Woche angezeigt worden. Landkreis und Polizei hatten den Betrieb daraufhin noch am selben Tag kontrolliert. Derzeit wird untersucht, woran die auf dem Gelände entdeckten Kühe gestorben sind. Bei den skelettierten Kadavern sei dies nicht mehr nachzuvollziehen. Ob auch in diesem Fall die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird, stand zunächst nicht fest. «Wir prüfen noch, ob eine Straftat vorliegt», sagte ein Sprecher des Landkreises.
Eine Sprecherin des Landvolks äußerte sich bestürzt über die Fälle. «So etwas darf nicht passieren», sagte sie. Landwirte müssten sich um die ihnen anvertrauten Tiere kümmern, Tierschutzgesetze müssten beachtet werden. «So etwas ist nicht zu entschuldigen, das ist eine Belastung für die gesamte Branche.»