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03.03.2020 | 13:30 | Hantavirus-Fälle 

Hantavirus: Droht 2020 eine erhöhte Infektionsgefahr?

Stuttgart - Das Hantavirus ist weltweit gefürchtet und auch in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Über die genaue Entwicklung der Hantavirus-Fälle seit 2001 informieren Übersichtskarten, die Proplanta jetzt online gestellt hat.

Hantavirus-Fälle 2020
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Übersichtskarte der Hantavirus-Fälle in Deutschland 2019. (c) proplanta
Laut aktuellen Zahlen des Robert Koch Instituts (RKI) haben sich in 2020 bislang 29 Menschen mit dem Hantavirus infiziert. Ein deutlicher Anstieg der Hantavirus-Infektionen dürfte demnächst zu verzeichnen sein.

Ähnlich der Influenza schwanken die Fallzahlen von Jahr zu Jahr erheblich, wobei letztere um den Faktor 1.000 höher liegen. Während in 2019 beispielsweise insgesamt 1.514 Hantavirus-Fälle registriert wurden, infizierten sich 2018 lediglich 235 Menschen. 2019 gab es dagegen 192.583 gemeldete Grippe-Fälle; 2018 waren es immerhin 274.296.

Zu den natürlichen Wirten der Hantaviren zählen verschiedene Nagetiere, insbesondere Mäuse und Ratten. In jüngster Zeit wurden aber auch neue Hantaviren in bisher unbekannten Reservoirwirten wie Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäusen nachgewiesen. Hantaviren sind weltweit verbreitet. Sie zählen zu den meldepflichtigen Krankheiten.

Die Übertragung der Hantaviren auf den Menschen erfolgt meist indirekt über die Atemwege durch Inhalation von aufgewirbeltem, virushaltigem Staub. Weiterhin kann auch durch Tröpfcheninfektion (verunreinigte Lebensmittel) und durch den Kontakt der verletzten Haut mit kontaminiertem Staub oder auf direktem Weg durch Bisse oder nach dem Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen eine Ansteckung erfolgen.

Hantaviren befinden sich im Speichel, Urin und Kot von Nagern. Die Viren bleiben außerhalb des Wirtes, auch im getrockneten Zustand, noch bis zu zwei Wochen infektiös und können das ganze Jahr über auftreten. Eine erhöhte Infektionsgefahr besteht zwischen April und September.

Je nach Virustyp, können Hantavirus-Infektionen beim Menschen schwerwiegende Erkrankungen verursachen. Typische Krankheitsverläufe sind abrupt einsetzendes Fieber, das über 3-4 Tage anhält und oft von unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Myalgien begleitet werden. Hämorrhagische Verläufe, mit akuten Nierenversagen, sind eher selten (< 1%). Eine überstandene Infektion führt vermutlich zu einer lebenslangen, Virustyp-spezifischen Immunität. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung von Hantaviren ist bei den in Europa vorkommenden Virustypen nicht möglich.

Da derzeit  weder ein zugelassener Impfstoff noch eine spezifisch gegen das Virus gerichtete Therapie zur Verfügung steht, zählt die Expositionsprophylaxe zur wichtigsten Maßnahme, um eine Hantavirus-Infektionen zu vermeiden.

Hantavirus-Infektionen 2016 2017 2018 2019 2020Bild vergrößern
Entwicklungsverlauf der Hantavirus-Infektionen in Deutschland 2016-2020. (c) proplanta

Aus Studien ist bekannt, dass das Vorkommen von Hantavirus-Infektionen beim Menschen eng mit der Populationsgröße der Nagetiere, die das Reservoir für diese Zoonose darstellen, korreliert.

In Deutschland werden die meisten der humanen Hantavirus-Fälle durch das Puumalavirus verursacht. Reservoirwirt für den in Deutschland vorherrschenden Serotyp Puumalavirus ist die zu den Wühlmäusen gehörende Rötelmaus (Myodes glareolus), die vorwiegend in Wäldern und waldnahen Gebieten lebt. Deren Bestände unterliegen zyklischen Veränderungen.

In Abhängigkeit vom Nahrungsangebot und klimatischen Faktoren kann es zu einem massiven Anstieg der Mäusepopulation kommen, die sich dann in regionalen epidemischen Häufungen von Infektionen beim Menschen widerspiegelt. Zunehmend wärmere Winter und das vermehrte Auftreten von Spätfrösten, bedingt durch den Klimawandel, begünstigen sogenannte Mastjahre – eine Überproduktion von Früchten vieler Bäume – die im Kontext zu solchen Massenvermehrungen stehen. Während 2018 dieses Phänomen z.B. in Baden-Württemberg sehr gut zu beobachten war und mit einer stark erhöhten Infektionsrate einherging, dürfte in 2020 aufgrund des geringen Fruchtertrags, vorwiegend der Eichen und Buchen, im Herbst 2019 ein eher milder Verlauf zu erwarten sein.

In 2019 zählte zu dem Schwerpunktgebiet des Ausbruchs vom Puumalavirus die Schwäbische Alb, der Bayerische Wald, das Spessart, Nordost-Hessen, der Teutoburger Wald sowie das Münsterland. Stuttgart verzeichnete mit einem Wert von 126 die meisten Hantavirus-Fälle. Im östlichen Teil Deutschlands wurden zudem humane Infektionen mit dem Dobrava-Belgrad-Virus beschrieben. Dort liegt das Verbreitungsgebiet der Brandmaus (Apodemus agrarius).

Über zwei Drittel der Erkrankten sind laut dem RKI Männer. Von diesen gehören mehr als die Hälfte der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen an. Da deutlich mehr Männer als Frauen in der Land- und Forstwirtschaft arbeiten ist die Expositionsrate bzw. das Infektionsrisiko entsprechend viel höher. Dennoch besteht eine nicht zu unterschätzende Gefahr sich auch beim Aufräumen und  Fegen von Schuppen und Garagen, Joggen im Wald sowie der Nutzung von Unterständen auf Waldgrillplätzen anzustecken.

Ein drittes in Deutschland vorkommendes Hantavirus ist das Tulavirus. Nach aktuellem Wissensstand ist es für den Menschen jedoch nur gering pathogen. Als Reservoir des Tulavirus wird die Feldmaus (Microtus arvalis) genannt. Bisher ist in Deutschland nur ein Erkrankungsfall registriert.

Um Hantavirus-Infektionen möglichst zu vermeiden, sollten Nagetiere intensiv im Wohnumfeld (Keller, Dachböden, Schuppen etc.) bekämpft und vom RKI empfohlene Hygiene- und Schutzmaßnahmen eingehalten werden.
proplanta
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Kommentare 
Wahrheitssucher und -finder schrieb am 10.05.2020 09:32 Uhrzustimmen(31) widersprechen(72)
Viren gab es schon lange vor dem Menschen.Viren wird es immer geben.
Viren sind wichtig, sie sind an der Zellerneuerung beteiligt.
Das Immunsystem ist zu stärken, dann machen die Viren nichts. Viren ändern sich stetig. Es gibt immer neue Viren das ist nichts Neues.
Das Robert-Koch-Institut ist gesponsert von der Bill-Gates-Stiftung. Das Robert-Koch-Institut erfindet Seuchen wie die Vogelgrippe,
Sars etc. Meines Erachtens ist das RKI sowie die WHO total Unsolide.
Ganz zu schweigen von den witzigen Tests.
Martina schrieb am 24.04.2020 10:46 Uhrzustimmen(44) widersprechen(12)
Um Ratten, Mäuse und auch Waschbären aus Keller, Schuppen und Gartenhus zu vertreiben bespritze man 1x die Woche Ecken, Schlupfwinkel und Verstecke mit Essigessenz. Diesen Geruch können Nager und Geruchsempfindliche Tiere nicht ertragen und flüchten von selbst.

Habe damit schon sehr erfolgreich mehrere Nager vertreiben können.

Wenn man einen Hund beherrbergt, tue man dies so, dass es der empfindlichen Nase des Hundes keinen Schaden tut.
Devil schrieb am 19.04.2020 19:06 Uhrzustimmen(30) widersprechen(23)
Na dann immer schön weiter Füchse abknallen damit sie die Mäuse auch ungehindert verbreiten können. Geht ja gar nicht wenn die bösen Füchse die Mause dezimieren
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