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15.04.2021 | 05:36 | Schweineproduktion 

Brandkatastrophe in Schweinezuchtanlage belebt Debatte um Tierhaltungs-Obergrenze

Schwerin - Die verheerende Brandkatastrophe in der Schweinezuchtanlage Alt Tellin (Kreis Vorpommern-Greifswald) mit rund 55.000 getöteten Sauen und Ferkeln hat die Diskussion um Stallgrößen und Tierwohl neu belebt.

Schweinezucht
Beim Brand der Schweinezuchtanlage in Alt Tellin verendeten qualvoll Zehntausende Tiere. Seither wird intensiv über industrielle Tierhaltung und Tierwohl debattiert. Im Schweriner Landtag werden Forderungen nach Reformen laut - in unterschiedlicher Ausprägung. (c) proplanta
In der Aktuellen Stunde des Landtages, die sich am Mittwoch auf Antrag der CDU mit dem Thema befasste, äußerten sich Redner aller Fraktionen kritisch zum erreichten Ausmaß der Industrialisierung in der Fleischproduktion.

Die CDU-Abgeordnete Beate Schlupp sprach sich für Tierschutzstandards aus, die aber die Wirtschaftlichkeit der in internationalem Wettbewerb stehenden Betriebe in Deutschland nicht gefährden dürften.

«Heimische Fleischproduzenten müssen bis zum Anschlag an der Kostenschraube drehen, um die große Nachfrage nach billigem Fleisch, auch gegen die Konkurrenz aus dem Ausland decken zu können», sagte sie.

Über Tierwohl-Prämien und angemessene Marktpreise sollte für bessere Haltungsbedingungen gesorgt werden. Schlupp verwies zudem auf ein Förderprogramm des Bundes im Umfang von 300 Millionen Euro für den tierartgerechten Umbau von Stallanlagen. Sie wies Forderungen der oppositionellen Linksfraktion zurück, die Betriebsgenehmigung für Alt Tellin zu entziehen, ohne zuvor Alternativen geprüft zu haben.

Nach den Worten von Agrarminister Till Backhaus (SPD) wird die bei dem Brand Ende März zerstörte Schweinezuchtanlage in Alt Tellin in der bisherigen Größe nicht wiedererrichtet. Der Eigentümer habe dazu sein Einverständnis erklärt. Die Stallanlage sei ein Beispiel für Fehlentwicklungen hin zur industriellen Fleischproduktion. «Diese überdimensionierten Anlagen sind ad absurdum geführt», betonte Backhaus.

Er erneuerte die Forderung nach bundesweit geltenden Tierobergrenzen für Zucht- und Mastanlagen, bei denen auch die bewirtschafteten Agrarflächen berücksichtigt werden. «Wir wollen eine Landwirtschaft, die bodengebunden ist und Obergrenzen hat. Wir wollen diese überdimensionierten, industriell geführten Anlagen nicht.»

Zugleich appellierte auch Backhaus an Handel und Verbraucher, den Wert von Lebensmitteln anzuerkennen und die für eine nachhaltige Agrarprodukte erforderlichen Preise zu akzeptieren.

Ralf Borschke mahnte im Namen der AfD-Fraktion an, dass Fleisch für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich bleiben müsse. «Tierwohl und Wirtschaftlichkeit sowie vertretbare Konsumentenpreise müssen unter einen Hut gebracht werden», sagte er.

Wolfgang Weiß von der Linksfraktion forderte eine Kehrtwende in der Tierhaltung. Der Brand von Alt Tellin lasse keinen anderen Weg offen. «Diese Katastrophe war für die Nutztierhaltung das Fukushima für solche Tierfabriken in Deutschland», sagte Weiß. «Wir sollten aussteigen aus einem System, das weder Respekt vor der Schöpfung hat noch von der Mehrheit der Bevölkerung gewollt ist.»
dpa/mv
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Kommentare 
Beautiful Hearts consult & living - Anna Asmußen schrieb am 19.04.2021 11:07 Uhrzustimmen(8) widersprechen(8)
Landwirt*innen sehen sich großen Herausforderungen gegenüber, die in der Regel existenzgefährdend sind - wenig bekannt ist, daß es durchaus TRAGFÄHIGE Alternativen gibt, system-AUTARK zu wirtschaften. Darauf hat sich Beautiful Hearts consult & living spezialisiert. Im Team beraten + begleiten wir landwirtschaftliche Betriebe und entwickeln tragfähige, zukunftsweisende Projekte, die Mensch, Tier + Umwelt einschließen. DIALOG ist mein Ansatz, daß solche Vorfälle wie in Alt Tellin in Zukunft ausgeschlossen werden können.
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