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30.04.2021 | 04:12 | Tag der Streuobstwiese 

Streuobstbestände im Südwesten gefährdet

Stuttgart - Blühende Streuobstwiesen lassen das Herz höher schlagen. In früheren Zeiten lieferten sie nicht nur Obst zur Versorgung der Menschen, auch dienten die Wiesen als Weide fürs Vieh.

Streuobstwiese
Auch im Südwesten gefährdet: «Tag der Streuobstwiese». (c) proplanta
Weil solche Biotope in den vergangenen Jahrzehnten verfallen sind oder aufgegeben wurden, findet am Freitag europaweit der erste «Tag der Streuobstwiese» statt. Der Naturschutzbund Nabu beteiligt sich als nationaler Partner von BirdLife International an der Aktion.

Markus Rösler vom Nabu schätzt, dass es 80.000 bis 100.000 Hektar Streuobstwiesen im Südwesten gibt. Etwa zehn Prozent dieser Flächen würden für Biostreuobstwiesen genutzt, sagt der Baden-Württemberger.

In Deutschland gibt es demnach mit 250.000 bis 300.000 Hektar die größten Streuobstbestände Europas. Dort tummeln sich nach Angaben des Nabu 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Das gilt auch für den Südwesten, wie Rösler sagt, der Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst ist.

Allerdings gelten ihm zufolge diese Wiesen im Südwesten - wie auch in anderen Bundesländern - als «stark gefährdet». Daher wolle man mit dem «Tag der Streuobstwiese» dazu beitragen, den Blick der europäischen Öffentlichkeit stärker auf die vielfältigen, hochstämmigen Streuobstwiesen lenken, die von der Normandie und der Bretagne im Westen bis zum rumänischen Siebenbürgen im Südosten Europas viele Landschaften prägen.

Während es nach dem Zweiten Weltkrieg einen Boom gegeben habe und solche Gebiete auch deutschlandweit bewirtschaftet wurden, sei es nach den 1950er Jahren bergab gegangen. «Man kann davon ausgehen, dass seither etwa 70 Prozent der Streuobstwiesen verloren gegangen sind», sagt der Rösler.

Als Gründe nennt er beispielsweise, dass etliche Baugebiete im Südwesten die einst begehrten Wiesen zerstörten. Zwar gebe es mittlerweile wieder ein wachsendes Interesse, vor allem mit Blick auf alte Sorten. Das ändere jedoch nichts daran, dass in heutigen Zeiten viele junge Frauen und Männer ihre Heimat verlassen und dadurch auch die Streuobstwiesen der in die Jahre gekommenen Eltern aufgegeben würden.
dpa/lsw
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Kommentare 
Marcel Herz schrieb am 02.05.2021 18:59 Uhrzustimmen(14) widersprechen(13)
Ich war selbst Mitglied in einer Erzeugergemeinschaft. Durch zusammenlegen einzelner kleinerer Erzeugergemeinschaften zu einer großen wurde uns mitgeteilt ,dass Kleinerzeuger am Markt nicht mehr erwünscht seien. Viele Kleinerzeuger in unserer Gegend lassen ihre Bäume verkommen da es sich überhaupt nicht mehr lohnt. Artenvielfalt und Biodiversität hin oder her vom draufzahlen kann man nicht leben. Wie soll zum Beispiel bei einem Mostobstpreis von 6-8 €pro DZ noch etwas verdient werden. Da werden nicht einmal die Unkosten gedeckt ganz zu schweigen von einem angemessenen Stundenlohn. Ich sehe da auch die Politik und Rathäuser in der Plicht was zu tun. Wer was anständiges Arbeitet sollte auch anständig entlohnt werden
conterra schrieb am 02.05.2021 10:27 Uhrzustimmen(18) widersprechen(2)
Dass Streuobstwiesen aufgegeben werden liegt doch in erster Linie an der Politik. Nutzungsberechtigte der so wertvollen Altobstanlagen brauchen einen von der Behörde garantierten Mindestlohn für alle anfallenden Arbeiten. Einen Mindestlohn wie jeder Landwirt, Obstbauer oder auch Winzer seinen Mitarbeitern bezahlt plus einem Zuschlag für das unternehmerische Risiko. Am liebsten natürlich steuerfrei, denn es geht hier um das Gemeinwohl, die Artenvielfalt und den Insektenschutz und...... regionale Wertschöpfung.
Das Discounterläden Bioapfelsaft für 1€/ltr verkaufen ist eine andere Baustelle. In Deutschland gekeltert heißt ja nicht dass es Äpfel von deutschen Streuobstwiesen sind, oder liege ich da etwa falsch?
Bauer Bernd schrieb am 30.04.2021 09:55 Uhrzustimmen(32) widersprechen(20)
Habe zwei Hektar Streuobstwiesen. Der Nabu und alle Naturschutzverbände sind herzlich eingeladen meine Bäume im Winter zu schneiden. Taten statt Labern.
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