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10.07.2021 | 04:12 | Überschwemmungen 

Straßen in Bäche verwandelt: Franken von schweren Unwettern heimgesucht

Neustadt an der Aisch / Hof - Wenige Tage nach den Überschwemmungen in Landshut haben erneut Unwetter mit Starkregen in Bayern gewütet - diesmal vor allem in Franken.

Überflutungen in Franken
In Bayern wird über Maßnahmen gegen Überflutungen diskutiert - und schon schlagen die nächsten Unwetter zu. In mehreren Gebieten Nordbayerns treten Flüsse und Bäche über ihre Ufer. Ein Verantwortlicher spricht von einer «dramatischen Lage». (c) proplanta
«Ganze Straßen haben sich zu Bächen verwandelt», sagte Matthias Hirsch, Sprecher des besonders betroffenen Landkreises Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, am Freitag.

In dem Gebiet wurde aufgrund von Überschwemmungen, Erdabrutschen und entwurzelten Bäumen die Großschadensereignislage ausgerufen. Auch in vielen anderen fränkischen Regionen liefen Keller voll und traten Bäche und Flüsse über die Ufer.

«Das ist etwas, was man hier noch nicht gesehen hat», sagte Hirsch. «Zum Teil waren ganze Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten.» Man könne von einer dramatischen Lage sprechen, die sich auch am Freitagnachmittag noch nicht entspannt habe.

Zahlreiche Straßen und Wege seien in dem Landkreis in der Nacht und am Vormittag überflutet worden. Auch viele Grundstücke und Keller standen unter Wasser. Der Unterricht an den Schulen sei eingestellt worden. Verletzt sei aber niemand worden - das meldeten am Freitag auch die Leitstellen der anderen betroffenen Gebiete in Franken.

Nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern stiegen die Pegelstände in der Gegend rasant. Die Zenn stieg bei Stöckach innerhalb weniger Stunden um rund 2,50 Meter auf ein Allzeit-Pegelhoch an. Auch Sulzach oder Altmühl verzeichneten teils meterhohe Anstiege.

Ein großer Regenkomplex war von der Nacht zum Freitag an von Süden her über Bayern gezogen, wie Marcel Schmid, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitag erklärte. Es habe nachts und am Vormittag flächendeckend geregnet, besonders viel sei in Franken runtergekommen. Hier habe es vor allem westlich von Nürnberg Schwerpunkte gegeben. 31 Liter pro Quadratmeter seien etwa allein zwischen 7.00 und 8.00 Uhr bei Bonnhof (Landkreis Ansbach) niedergegangen.

In Ansbach wurde am Freitag der Katastrophenfall ausgerufen: Am Bahnhof war eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Wegen anhaltenden Regens müsse die Stadt mit Überschwemmungen bis in das Wohngebiet rechnen, sagte ein Sprecher der Stadt am Freitag. Man gehe davon aus, dass die Meldestufe 4 erreicht werde, die höchste im Hochwasser-Warnsystem.

Der Katastrophenfall ermögliche es, unter anderem weitere Einsatzkräfte anzufordern. Von den Überschwemmungen sei die Bombenentschärfung aber nicht betroffen. Die Räumung des gesperrten Gebiets um den Bombenfundort dauere an, sagte der Sprecher. Etwa 370 Einsatzkräfte seien im Einsatz, wegen des Unwetters habe sich die Evakuierung verzögert.

Stark von den Unwettern erwischt wurden laut der Integrierten Leitstelle Schweinfurt außerdem Gebiete in Unterfranken. Bei Ebern (Landkreis Haßberge) habe es zwei Erdrutsche auf Landstraßen gegeben.

Ein umgestürzter Baum habe zwischenzeitlich eine Bahnstrecke unbefahrbar gemacht. Außerdem habe man oft wegen vollgelaufener Keller und überschwemmter Straßen ausrücken müssen. Auch ein Tierheim habe gedroht, unter Wasser zu stehen, sagte der Sprecher der Leitstelle.

Die Tiere seien laut Notruf in Panik geraten, die Feuerwehr habe das Tierheim rechtzeitig sichern können. Auch im Landkreis Schweinfurt habe es viele Einsätze gegeben, einige Ortschaften hätten unter Wasser gestanden und seien von der Außenwelt abgeschnitten gewesen.

Hochwasserwarnungen galten am Freitag vor allem in den Gebieten um Ansbach, Neustadt an der Aisch sowie in den Landkreisen Forchheim, Bamberg und Coburg wie aus den Warnungen des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vom Freitag hervorging. Gewarnt wurde vor «Überschwemmungen für bebaute Gebiete». Auch in vielen anderen Regionen vor allem im Norden und Westen Bayerns galten Warnungen vor «Ausuferungen und Überschwemmungen».

Im Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) warnte die Polizei zwischenzeitlich vor einer 60 Zentimeter hohen Flutwelle auf dem Fluss Aurach. Autos, die auf einem Parkplatz in der Nähe abgestellt seien, sollten unverzüglich weggefahren werden, hieß es. Die Welle sei zunächst aber ausgeblieben, teilte die Polizei später mit.

Weitere Hochwasser flussabwärts der am Freitag besonders betroffenen Gebiete sind laut der Integrierten Leitstelle Nürnberg nicht ausgeschlossen. «Das kommt jetzt irgendwann», sagte ein Sprecher mit Blick auf die flussaufwärts gelegenen Überschwemmungen. 150 unwetterbedingte Einsätze habe es um Nürnberg gegeben.

Im Landkreis Bamberg lief laut Feuerwehr eine «stattliche Anzahl von Kellern» voll. Die Bundesstraße 22 habe aufgrund von Überschwemmungen zwischenzeitlich gesperrt werden müssen, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Außerdem wurde etwa die Gegend um Hof getroffen: 70 Einsätze seien noch abzuarbeiten, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Hochfranken. Keller und Straßen seien überflutet, Bäume abgeknickt. Verletzte habe es aber keine gegeben.
dpa/lby
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Kommentare 
A. Fischer schrieb am 10.07.2021 14:36 Uhrzustimmen(9) widersprechen(1)
agricola pro agricolas schrieb
"Trockengebiet Franken"
Wenn man den Jetstream aus seiner Bahn haut hat das Auswirkungen, weltweit.
Bis er sich er wieder in halbwegs stabilen Bahnen bewegt, wie auch immer die verlaufen werden, haben wir viele Probleme.
Eine Stabilität wird aus meiner Sicht nicht vor 2100 zu erwarten sein.
Bis dahin wird Franken mal trocken und mal feucht sein.

Das ist auch in Brandenburg gerade der Fall gewesen.
https://www.morgenpost.de/brandenburg/article211145143/Deutschlands-einzige-Wueste-liegt-in-Brandenburg.html

Die Wüste in Brandenburg wurde gerade mehr als nur gewässert.
NDR 01.07.2021
"Tatsächlich gingen die größten Regenmengen im nordöstlichlichen Brandenburg nieder. Im Kreis Uckermark gilt die Lage laut Regionalleitstelle als "angespannt". Dort wurden binnen 24 Stunden lokal bis knapp 200 l/qm gemessen."
Und wir stehen erst am Anfang der Umstrukturierung unsers Klimas durch den menschengemachten Klimawandel.
Die Meereserwärmung und das Schmelzen der Polkappen sind noch nicht wirklich in Energie umgesetzt worden, ein träges aber lang anhaltendes System was uns in den nächsten Jahrzehnten an den Rand der Verzweiflung treiben wird.
Unberechenbarkeit ist wohl leider auch eine der Schattenseiten der Klimaumstrukturierung.
"Das Phänomen ist bekannt, aber ein klarer Beleg für die Ursache fehlte: In den letzten Jahren hat sich der atmosphärische Jetstream abgeschwächt und schlägt immer häufiger große Wellen. Das fördert Wetterextreme wie Kälteeinbrüche und Hitzewellen. Doch erst jetzt ist es Klimaforschern gelungen, diese Entwicklung im Klimamodell nachzuvollziehen – und so den Klimawandel als Ursache zu bestätigen. Demnach sind die Erwärmung der Arktis und der Schwund des Meereises die Haupttriebkräfte für diesen Trend.
...
Das Problem jedoch: Obwohl dieser Zusammenhang naheliegend ist, war es Klimaforschern bisher nicht gelungen, die zunehmend starke Wellenbewegung des Jetstreams in Klimamodellen nachzuvollziehen.
...
Mit diesem Modellsystem sind wir jetzt in der Lage, die beobachteten Veränderungen im Jetstream realistisch zu reproduzieren“, sagt Romanowsky. Ihm und seinem Team gelang es so erstmals, den Schlängelkurs des Jetstreams im Klimamodell realistisch zu reproduzieren und einen Zusammenhang zwischen dem schwächelnden Wind und den globalen Klimaänderungen herzustellen. Die Ergebnisse bestätigen, dass der welligere Verlauf des Jetstreams eine Folge des Klimawandels ist. Demnach führen die Erwärmung der Arktis und der Meereisrückgang zu einer durch das Ozon verstärkten deutlichen Aufheizung der polaren Stratosphäre. Dies wiederum schwächt den Jetstream ab und dies setzt sich ausgehend von der Stratosphäre nach unten fort."
Aus:
https://www.wissenschaft.de/erde-klima/klimamodell-erklaert-schwaechelnden-jetstream/
agricola pro agricolas schrieb am 10.07.2021 08:13 Uhrzustimmen(25) widersprechen(2)
Interessant ist bei einer solchen anhaltenden Wetterlage:

Die Ernte steht vor der Tür. Viele unserer berufsständischen Analysten, ausgestattet stets mit bestem Fachwissen, dessen Quellen leider niemand wirklich kennt und damit rückvollziehen kann, dabei bewaffnet auch noch mit einem sehr spitzem Bleistift, sind bauernvernichtend wiederum absolut stur preisbestimmend unterwegs.

Jetzt, wo der Himmel seine Schleusen so weit öffnet, dass in einem Trockengebiet Franken wahre Wasserfluten -innerhalb nur eines Tages kamen förmliche Sturzbäche vom Himmel, die etwa 10-20 % der durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen entsprechen- hat man vorsorglich die vor den Realitäten schützenden Scheuklappen übergezogen!? Ein solches Szenario kann wohl kein Segen im gewünschten Sinne sein.

Dennoch wartet z.B. unser DRV und dessen Mitgliedsunternehmen mit Vorernteprognosen auf, wo man eine Super-Rekord-Ernte bereits euphorisch feiert und entsprechend auch einpreist. Abgehoben von jedweden Realitäten, verdirbt man den Bauern damit allenfalls ihre Margen, welche man denselben schlichtweg einfach nicht zugestehen will, ein bestens vertrautes Vorernteszenario. Die sehr hohen Produktionsmittelkosten auf den Höfen hat man glücklicherweise ja schon gesichert eingesackt.

Wieviele Bestände ins Lager gingen, hat man augenscheinlich infolge einer geschlossenen Wolkendecke per Satellit via Draufsicht nicht erfasst. Regnet es in diesem Umfang weiter, ist eine Katastrophe leider unausweichlich.

Ich frage mich immer wieder, ob das unseren aufnehmenden Händen derart unbeschadet einfach am Allerwertesten vorbeigehen kann!? - C’est la vie, wird ein in Erwartung stehender überreicher Erntesegen sodann eben importiert, womöglich aus dem Norden der USA bzw. aus Kanada!? Die Prognosen des USDA werden‘s sicherlich zu richten wissen.

Gerade eben ertönt aus dem Radio: In Utah/USA wurde eine Dürrekatastrophe ausgerufen. Der Great Salt Lake erreicht erbärmliche Wasserstände, verzeichnet kaum mehr Zuflüsse. Dort droht eine Umwelt-, Natur- und Wirtschaftskatastrophe in grausamem Ausmaß.

Im abgeschottet reichen, übersatten Deutschland gelingt es aber ungeachtet dessen noch immer, befreit von jeglicher Moral und Ethik, viele heimische Bauern vollkommen ungeniert charakterlos auf dem Altar zu opfern; dieser Tanz um‘s Goldene Kalb hört offensichtlich nie auf!!! - Man hat aus der anhaltenden Pandemiekrise einfach nichts gelernt, aber auch rein gar nichts...
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