«Die Lage ist nach wie vor sehr ernst», sagte Forstminister Sven Schulze am Montag in Magdeburg bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2021. Stürme,
Schädlinge sowie ausgeprägte Hitze- und Trockenperioden hätten dem Wald stark zugesetzt.
Nach den trockenen Jahren 2018 bis 2020 habe sich der Zustand der
Wälder auch in diesem regenreicheren Jahr nicht verbessert. Es seien in diesem Jahr neue Kahlflächen von rund 5.500 Hektar Größe entstanden - das entspricht einer Fläche von etwa 7.700 Fußballfeldern. Es seien große Anstrengungen bei der Aufforstung nötig, sagte Schulze.
An 161 Punkten im Land haben Experten der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt jeweils 24 Bäume untersucht, um den
Waldzustandsbericht 2021 erstellen zu können. Eine wichtige Rolle dabei spielt der Nadel- und Blattverlust der Kronen. Bei mehr als 60 Prozent Abweichung vom Optimalzustand gehen die Experten von starken Schäden aus, die mit einer Einschränkung der Wasser- und
Energieversorgung der Bäume einhergehen.
In den vergangen drei Jahren hat der Anteil dieser massiv geschädigten Bäume historische Höchstwerte erreicht, wie es hieß. In diesem Jahr lag der Anteil bei 11,4 Prozent und deutlich über dem langjährigen Mittel von 3,4 Prozent. Besonders stark betroffen sind die Fichten mit mehr als 40 Prozent.
Es sterben auch weiter deutlich mehr Waldbäume ab als im langjährigen Mittel. Der Höchstwert war laut dem Bericht im Jahr 2019 mit 4,2 Prozent ermittelt worden. In diesem Jahr habe der Anteil der abgestorbenen Bäume bei 1,6 Prozent gelegen und damit weiter deutlich über dem langjährigen Mittel von 0,6 Prozent. Bei den Fichten starben in diesem Jahr 4,6 Prozent der untersuchten Bäume, wie es hieß.
«Die beobachteten Schäden und erhöhten Absterberaten der letzten Jahre haben eine in der Geschichte der forstlichen Umweltmonitorings einmaliges Ausmaß angenommen. Selbst in Zeiten des sauren Regens waren die Schäden nicht so groß», sagte Ulrike Talkner von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt.
Die
Kiefer sei mit einem Anteil von 57 Prozent die Hauptbaumart in Sachsen-Anhalt. Grundsätzlich sei sie gut an trockene Bedingungen angepasst und sei eine richtige Baumart für die Zeit des Klimawandels. Dennoch sei bei den Kiefern eine immer stärkere Verlichtung der Kronen festzustellen, es gebe in diesem Jahr einen Höchstwert beim Anteil hoher Schäden.
Die Kiefer reagiere offenbar auch auf die Trockenheit, sagte Talkner. Auch bei den Eichen nehme die Kronenverlichtung immer weiter zu. Der Anteil starker Schäden und abgestorbener Bäume liege in diesem Jahr bei 15,1 Prozent und sei damit auf einem historischen Höchstwert.
Forstexpertin Talkner sagte, es sei erschreckend, wie stark der Wald jetzt schon auf den
Klimawandel reagiere. Es sei mit weiteren Schädigungen zu rechnen. Nötig seien größere Anstrengungen beim Klimaschutz. Zudem müssten Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft reduziert werden. Ziel müsse es auch mehr Mischwälder geben.