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06.12.2021 | 03:27 | Monitoring 2020/21 

Bundesweiter Wolfsbestand deutlich gewachsen

Bonn / Berlin - Die Zahl der Wölfe hat auch nach den amtlichen Erhebungen deutlich zugenommen.

Wölfe in Deutschland
Das Bundesamt für Naturschutz gibt die Zahl der Wölfe in Deutschland für das Monitoringjahr 2020/21 mit 157 Rudeln und 27 Wolfspaaren sowie 19 sesshaften Einzelwölfen an - Jagdverband kann diese Rechnung nicht nachvollziehen – Angaben sind laut DJV zudem „von gestern“ und hinken der Entwicklung hinterher. (c) chphotography86 - fotolia.com
Das geht aus den Erhebungen der Bundesländer hervor, deren Auswertung das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) am vergangenen Donnerstag (2.12.) veröffentlicht haben. Demnach gab es im Monitoringjahr 2020/21 bundesweit 157 Wolfsrudel, 27 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe.

Im vorhergehenden Monitoringjahr waren nach den kürzlich aktualisierten Daten 131 Rudel, 45 Paare und neun Einzelwölfe nachgewiesen worden. „Die amtlich geprüften Daten aus den Ländern zur Anzahl der Territorien und zu den Vorkommen zeigen: Der Wolfsbestand in Deutschland nimmt zu“, konstatierte BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) übt allerdings scharfe Kritik an den amtlich erhobenen Bestandsdaten zum Wolf. Die dort angegebenen Zahlen zu Rudeln, Wolfspaaren und Einzeltiere bilden nach Einschätzung des Verbandes keinen realitätsgetreuen Wolfsbestand für Deutschland ab.

Nach wie vor beziffere das BfN trotz zunehmender Konflikte keine Gesamtzahl für den Wolfsbestand; zudem seien die offiziellen Zahlen „von gestern“ und hinkten der Entwicklung hinterher, monierte der DJV. Für den World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland und den BUND Naturschutz (BN) ist die steigende Populationszahl indes kein Grund, erneut über Obergrenzen, Abschüsse oder No-Go-Areas für Wölfe zu debattieren.

Vier Wölfe entnommen



Wie aus dem BfN-Bericht weiter hervorgeht, verteilen sich die meisten Wolfsterritorien von Ostsachsen bis an die Nordsee. Aber auch in den mittel- und süddeutschen Bundesländern seien einzelne Wolfsterritorien nachgewiesen worden. Die meisten Wolfsrudel lebten nach Angaben des Bundesamtes im Berichtsjahr in Brandenburg mit 49 Gruppen, gefolgt von Niedersachsen mit 35 und Sachsen mit 29 Rudeln.

Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe lag 2020/21 laut dem BfN bei 138 Tieren. Davon seien 107 durch Verkehrsunfälle gestorben. Bei 13 Wölfen sei eine natürliche Todesursache bestätigt worden, während die Zahl der illegalen Wolfstötungen bei neun gelegen habe. Im Rahmen von Managementmaßnahmen seien darüber hinaus vier Beutegreifer entnommen worden.

Hochrechnung möglich



Der DJV verwies hinsichtlich der Bestandserhebung auf belegbare Erfahrungswerte aus der Literatur, wonach ein Rudel aus durchschnittlich acht Tieren bestehe. Eine Hochrechnung sei somit möglich. Demnach sei zum jetzigen Zeitpunkt von mindestens 1.600 Wölfen in Deutschland auszugehen. Noch im Frühjahr hatte der Jagdverband selbst den heimischen Wolfsbestand sogar auf bis zu 2.000 Tiere geschätzt.

Unabhängig von der genauen Zahl des Beutegreifers ist das Ausmaß der Schäden und Übergriffe auf Weidetiere nach Darstellung von DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke inzwischen so groß, dass in einigen Regionen die Akzeptanz für den Wolf infrage steht. Daran ändere auch der gerade von der Umweltministerkonferenz (UMK) verabschiedete Praxisleitfaden Wolf nichts, der aus Sicht des CDU-Politikers deutlich hinter den notwendigen Erfordernissen zurückbleibt.

Der DJV verwies auf den Koalitionsvertrag der Ampelparteien, der eine Überarbeitung der Monitoringstandards vorsieht, um die Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe realitätsgetreu abzubilden. Darauf basierend solle den Bundesländern europarechtskonform ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglicht werden. Der Jagdverband begrüßte, dass damit die Forderungen und Belange der ländlichen Bevölkerung endlich wahrgenommen würden. Er forderte das Bundesumweltministerium auf, dieses schnellstmöglich umzusetzen.

Bejagung kein wirksames Instrument



Wie WWF-Programmleiter Wildtiere, Moritz Klose, mit Blick auf die aktuellen Bestandsdaten feststellte, braucht Deutschland statt einer Diskussion um eine Bejagung des Wolfs die Einführung eines flächendeckenden wolfsabweisenden Herdenschutzes. Weidetierhalter benötigten dafür geeignete Zäune, gut trainierte Herdenschutzhunde, ausreichende Schulungs-  und  Beratungsangebote sowie finanzielle Unterstützung, forderte Klose.

Eine Bejagung sei hingegen kein wirksames Instrument, um Mensch-Tier-Konflikte nachhaltig zu lösen. Auch der Landesbeauftragte beim BUND Naturschutz (BN), Martin Geilhufe, verwies auf die Notwendigkeit des Herdenschutzes. Dessen Förderung dürfe aber nicht auf Gebiete mit sesshaften Wölfen beschränkt werden.

Bereits bei Nähe oder Anwesenheit durchziehender Wölfe müssten Betriebe finanziell unterstützt werden, die ihre Weiden wolfssicher machen wollten. Der Verband rief die bayerische Staatsregierung zudem auf, die laufenden Kosten des Herdenschutzes zu fördern. Auch die ständige Behirtung sollte schon aus Gründen des Tierwohls und Biodiversitätsschutzes unterstützt werden.

Entnahme nur im Einzelfall



Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hatte zuvor den am 26. November von der UMK beschlossenen „Praxisleitfaden Wolf“ begrüßt, mit dem sich die Länder auf ein gemeinsames Vorgehen in zentralen Fragen des Wolfsmanagements verständigt haben. Laut dem NABU-Fachbereichsleiter Naturschutzpolitik, Ralf Schulte, macht der Leitfaden deutlich, dass die Entnahme von Wölfen europarechtskonform sein muss und lediglich in konkreten Einzelfällen erfolgen kann.

„Der Leitfaden ist ausdrücklich nicht der Beginn einer Bejagung oder Regulierung von Wölfen“, betonte Schulte. Es sei daher Augenwischerei, wenn Politik und Verbände gegenüber den Weidetierhaltern den Eindruck erweckten, dass es jetzt einfacher sei, Wölfe zu töten. Bedauerlicherweise suggeriere auch die Formulierung zum Bestandsmanagement im Koalitionsvertrag, dass dieses ein bedeutsames Instrument sei, so der NABU-Fachbereichsleiter. Das sei es nach Expertenansicht jedoch auch praktisch gesehen definitiv nicht.

Eine klare Fokussierung auf die Unterstützung der Weidetierhaltung bei der Schadensprävention als auch die Honorierung der konkreten Naturschutzleistungen der Weidetierhaltung wären laut Schulte „für die Konfliktbewältigung zielführender“.
AgE
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Kommentare 
KUJ schrieb am 07.12.2021 09:19 Uhrzustimmen(3) widersprechen(5)
Am 4.12.21 hatten die FEDFA (Vereinigung der Wildhalter auf europäischer Ebene) eine Zoom-Konferenz, bei der die Entwicklung der Wolfspopulation in Zentraleuropa (D; PL) Hauptthema war.
Ich versorgte im Nachgang meine europäischen Kollegen mit den neuen belastbaren Zahlen aus dem NABU-Schaubild. Die Entwicklung der Population in Deutschland und Polen verläuft in etwa gleich.
Daher lässt sich für diese Teilpopulation ein aktueller Bestand von ca. 4.000 Wölfen ableiten.

Um das Problem greifbarer zu machen, habe ich die Entwicklung für die nächsten Jahre auf die 299 Wahlbezirke des Bundestags heruntergebrochen.

Es ist absolut sicher, dass zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Impfpflicht kommen wird und zur Eindämmung der Wolfs-Pandemie die Übernahme „der invasiven Art Wolf“ ins Jagdrecht erfolgen muss.

Warum werden Wolfszahlen erst mit 6 Monaten Verspätung veröffentlicht?

Kontrollrechnung 2021 nach NABU-Schaubild:
Quelle: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/18742.html

Wolfsrudel = mehrjährige Wolfsfamilie =11 Wölfe
157 Rudel x 11 Wölfe = 1.727 Wölfe

Wolfspaare = neues Rudel mit Welpen = 8 Wölfe
27 x 8 Wölfe = 216 Wölfe

Sesshafte Einzelwölfe mit festem Revier =19 Wölfe

Gesamt: (1.727+216+19) = 1.962 Wölfe mit festen Revieren
+ geschätzt 40 Wanderwölfe ohne festes Revier =

2.002 Wölfe für 2021

Der Wolf ist lernfähig und berücksichtigt den von Hundebesitzern oft geäußerten Satz „Der Tut nix“ in Bezug auf seinen menschlichen Mitnutzer der freien Landschaft.

Wolfspopulations- & Nutztier-Rissentwicklung in Deutschland bei 30 % Wachstum p.a. während der nächsten Bundestagslegislaturperioden in 299 Bundestags-Wahlbezirken

Jahr Wölfe Nutztier Wölfe je Nutztier Wolfrudel mit
Risse Wahl-BZ Risse je 10 Wölfen je
Wahl-BZ Wahl-BZ

2020    1.540     4.000     5,2     13,4   0,5
2021    2.002     5.200     6,7     17,4   0,7
2022    2.603     6.760     8,7     22,6   0,9
2023    3.383     8.788   11,3     29,4   1,1
2024    4.398   11.424   14,7     38,2   1,5
2025    5.718   14.852   19,1     49,7   1,9
2026    7.433   19.307   24,9     64,6   2,5
2027    9.663   25.099   32,3     83,9   3,2
2028  12.562   32.629   42,0   109,1   4,2
2029  16.331   42.418   54,6   141,9   5,5
2030  21.230   55.143   71,0   184,4   7,1

Ich bin als Wild- und Milchziegenhalter besonders betroffen da 95 % der Nutztier-Risse des Wolfes die Kleinwiederkäuer betreffen.
Ich freue mich auf eine seriöse Diskussion (kuj.sbg@web.de)
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