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21.01.2022 | 12:27 | Konjunkturbarometer Agrar 

Fehlende Planungssicherheit drückt auf die Stimmung

Berlin - Zur Auftaktpressekonferenz der digitalen „IGW Spotlights 2022“ gibt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, eine Einschätzung zur Situation der Landwirtschaft und zu den Herausforderungen der kommenden Jahre.

DBV-Konjunkturbarometer Agrar
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(c) DBV
„Unsere Bauernfamilien ernähren nicht nur die Gesellschaft, sondern engagieren sich stark im Klima-, Arten- und Naturschutz. Doch die wirtschaftliche Situation unserer Betriebe ist seit längerem angespannt, teils desaströs.

Entsprechend schlecht ist die Stimmungslage unter den Landwirten. Das bestätigt das jüngste Konjunkturbarometer Agrar aus dem Monat Dezember 2021. Die Ursachen sind die fehlende Planungssicherheit, die sehr niedrigen Schweinepreise und die deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreise. Außerdem machen sich die Landwirte, wie die Umfrage bestätigt, Sorgen um die Auswirkungen des Berliner Politikwechsels.“

Der Indexwert des Konjunkturbarometers falle mit 8,8 im Dezember 2021 gegenüber 10,6 aus der vorangegangenen Befragung von September 2021 sogar etwas niedriger aus, so Rukwied. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fällt gegenüber der Septembererhebung zwar etwas besser aus, die Hoffnungen auf eine künftig bessere wirtschaftliche Lage sind dagegen weiter gesunken.

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Stimmung ist noch etwas Investitionsbereitschaft der Landwirte vorhanden, vor allem bei Maschinen und Geräten, Hof- und Stalltechnik und Erneuerbaren Energien. Bei Wirtschaftsgebäuden bleibe das geplante Investitionsvolumen indes unverändert niedrig. Gründe dafür sind wenig Planungssicherheit und hohe gesetzliche Auflagen.

DBV-Präsident Rukwied wörtlich: „Für uns ist entscheidend, dass unsere Betriebe auch eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive haben. Dafür muss mehr Geld auf den Höfen ankommen. Positiv ist, dass der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dies angehen will und hier nicht nur die Preise an der Ladentheke in den Blick nimmt, sondern auch die Erzeugerpreise. Mit einem Erlösanteil von gerade einmal 21 Prozent an den Ausgaben für Lebensmitteln gibt es keine vernünftige langfristige Perspektive für die Landwirtschaft.“

Eine weitere große Herausforderung ist laut Rukwied der Green Deal. „Der Green Deal darf die Versorgung mit nachhaltig erzeugten heimischen Lebensmitteln nicht konterkarieren. Die EU-Kommission hat die darin enthaltene Farm-to-Fork-Strategie ohne Folgenabschätzung und ohne Beachtung vorhandener Zielkonflikte formuliert.

Gerade während der Corona-Pandemie haben wir aber gesehen, wie wichtig eine eigenständige und qualitativ hochwertige Lebensmittelerzeugung ist. Produktionsverlagerungen in Drittländer aufgrund einseitig hoher Auflagen müssen vermieden werden“, sagt Rukwied und bekräftigt, dass ein CO2-Grenzausgleichs-mechanismus auch für Agrarerzeugnisse notwendig sei.

„Der Klimawandel belastet auch die Landwirtschaft. Hier müssen wir handeln“, so Rukwied weiter. „Die Landwirte sind grundsätzlich bereit, über Erneuerbare Energien und gezielten Humusaufbau in Böden noch mehr zum Klimaschutz beizutragen. Wenn die Politik es ernst meint mit der CO2-Neutralität, dann muss sie Landwirte hier unterstützen und Klimaschutzleistungen entsprechend vergüten.“

Auch den eingeschlagenen Weg des kooperativen Natur- und Artenschutzes wolle der Berufsstand weitergehen. DBV-Präsident Rukwied im Wortlaut: „Wir setzen auf kooperative und produktionsintegrierte Konzepte. Schwarz-Weiß-Denken können wir uns nicht leisten; wir müssen Lebensmittelerzeugung und Artenschutz gemeinsam denken. Zudem brauchen wir Technologieoffenheit, um Pflanzen schützen zu können und Ernten abzusichern. Effizienz, Digitalisierung und auch moderne Züchtungstechniken sind der Schlüssel.

Eine Mammutaufgabe sei für die Landwirte der Umbau der Tierhaltung, wie Rukwied verdeutlicht: „Die Landwirte wollen noch mehr Tierwohl umsetzen, sie können diese tiefgreifende Transformation mit Kosten von rund vier Milliarden Euro pro Jahr aber nicht alleine stemmen. Entscheidend ist, dass die neue Bundesregierung nicht bei ihren Ankündigungen stehen bleibt.

Mit den Vorschlägen der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission haben wir die notwendigen Strategien, um die Landwirtschaft und vor allem auch die Tierhaltung weiterzuentwickeln. Diesen Weg gehen wir mit. Jetzt muss es schnell in die Umsetzung gehen, der notwendige Finanztopf geschaffen, eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung etabliert und auch die Hürden im Baurecht beseitigt werden.“
DBV
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 21.01.2022 16:07 Uhrzustimmen(26) widersprechen(5)
Wann endlich kapiert Rukwied mit seiner Gefolgschaft, dass er nicht immer nur nach weiteren Fördertöpfen für die LW geifern kann!?

Schauen Sie sich doch bitte einmal bewusst die gigantische Summe an, die in der EU Jahr um Jahr in den Agrarhaushalt fließt. MILLIARDEN! Diese wecken sofort kaum mehr stillbare Begehrlichkeiten im gesamten Bauernumfeld. Wer greift dabei nicht alles äußerst beherzt zu, stopft sich mit diesen Krumen-Renditen gierig die eigenen Taschen voll; sie verlocken heute geradezu zum stetigen Missbrauch...

Warum kann der DBV nicht endlich zu der Erkenntnis erstarken, dass die Bauern wieder von Ihrer eigenen Hände Arbeit leben und existieren, die eigenen Höfe zukunftsfähig aufstellen können müssen als freie Unternehmer, als die Sie uns ja allzu gerne medial verkaufen. Gerade letzteres sind wir aber längst nicht mehr.

Das gegenwärtige System ist absolut problembehaftet falsch und führt allenfalls zu einem katastrophalen Systembruch innerhalb der LW.

Darf man ein solches Wagnis tatsächlich eingehen, hochverehrter Herr Rukwied!? - Hernach will es keiner verantwortet haben...!!!
agricola pro agricolas schrieb am 21.01.2022 12:36 Uhrzustimmen(19) widersprechen(9)
"Bauer Rukwied", unsere selbstinszinierte EINE STIMME, darf jetzt grundehrlich transparent den Bundesbürgern, einer Vielzahl von Verbrauchern, äußerst anschaulich verdeutlichen, wohin die DBV-Agrarpolitik eines weitreichenden Versagens in den vergangenen Jahrzehnten geführt hat:

Um es den fußballvernarrten Deutschen mit den schlichten Worten eines Giovanni „Trap“ verdeutlichen zu wollen:

"Viele Bauern haben einfach fertig..."!!! - Ja, werter Herr Rukwied, eine grandios ruhmreiche Superleistung, die in den jüngsten Annalen ihresgleichen sucht!!!...

Chapeau - tosender Applaus!!! - Glücklicherweise wachsen unsere Nahrungsmittel ja in unseren Discounterregalen unaufhörlich nach; wer braucht da schon noch den gemeinen Bauernstand!?...
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