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15.05.2022 | 00:18 | Exportstopp 

Özdemir kritisiert bei G7-Treffen Indiens Ausfuhrstopp für Weizen

Stuttgart - Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) hat sich für offene Märkte ausgesprochen und den indischen Exportstopp für Weizen kritisiert.

Cem Özdemir
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Die G7-Staatengruppe tritt angesichts steigender Getreidepreise für freie Märkte ein - da kommt der indische Exportstopp zum falschen Moment. Minister Özdemir findet deutliche Worte. (c) proplanta
«Wir haben alle miteinander, gerade die großen Exportnationen, auch eine Verantwortung für den Rest der Welt», sagte Özdemir am Samstag in Stuttgart nach Abschluss des Treffens mit seinen Amtskollegen der G7-Industriestaatengruppe. «Ich sehe das sehr kritisch», sagte er mit Blick auf die Entscheidung Neu Delhis.

Nach dem Willen der Ressortchefs sollen die G7-Staats- und Regierungschefs nun über das Thema beraten, wie Özdemir berichtete. Indien sei beim Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern Ende Juni zu Gast. Deutschland führt derzeit die Staatengruppe. Die internationalen Getreidemärkte sind wegen des Russland-Ukraine-Kriegs besonders angespannt, die Preise gehen nach oben. Der Höhenflug bedroht insbesondere arme Länder, die auf Importe angewiesen sind.

Die G7 sprechen sich Gastgeber Özdemir zufolge grundsätzlich gegen Exportstopps aus. «Wir rufen dazu auf, die Märkte offen zu halten.» Indien als weltweit zweitgrößter Weizenproduzent hatte zuvor angekündigt, die Ausfuhr des Getreides mit sofortiger Wirkung zu verbieten. Die Entscheidung sei angesichts des Anstiegs der weltweiten Weizenpreise getroffen worden, wodurch Neu Delhi die Lebensmittelsicherheit Indiens gefährdet sieht.

Die G7 wollen laut Özdemir die Preise für Produktions- und Lebensmittel stärker überwachen als bisher, dabei gehe es beispielsweise um Düngemittel. Dazu solle das Agrarinformationssystem der G20-Gruppe der Industrie- und Schwellenländer gestärt werden.

«Es darf keine übermäßige Lagerhaltung von Agrarprodukten in einzelnen Ländern geben - das ist unsolidarisch und führt zu weiteren Preissteigerungen», sagte Özdemir. Der G7-Gruppe gehören neben der Bundesrepublik die USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan an.

Özdemir sieht nach eigenen Worten «Rückenwind» aus den Reihen der G7 für seine Agrarpolitik. Die Gruppe stimme überein, dass Ernährungssicherung, Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität nur im Dreiklang erreicht werden könne.

Der Krieg in der Ukraine habe den Druck auf die weltweiten Ernährungssysteme erhöht, resümierte der Berliner Ressortchef. Nach einer Debatte mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Mykola Solskyj sicherten die Ministerinnen und Minister bereits am Freitag Hilfe zu. Dabei geht es unter anderem um den Getreideexport aus dem kriegserschütterten Land. «Putins Krieg verstärkt den Hunger in der Welt», sagte Özdemir mit Blick auf Kremlchef Wladimir Putin.

Die G7 prüft nun Alternativen zum Schiffstransport von Getreide aus der Ukraine, um die russische Blockade zu brechen. Nachdem es beim Schienentransport über Rumänien wegen der unterschiedlichen Spurbreite der Bahnen Probleme gebe, prüfe man etwa die Ausfuhr über die baltischen Häfen, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Samstag zum Abschluss eines G7-Treffens nahe dem Weißenhäuser Strand an der Ostsee.

Die Gruppe der G7 forderte Russland auf, die Blockade ukrainischer Getreideexporte zu beenden. Russlands grundloser Krieg in der Ukraine habe die globalen Wirtschaftsaussichten mit stark steigenden Nahrungsmittel-, Kraftstoff- und Energiepreisen verschlechtert, hieß es in einer beim Treffen der Außenminister verabschiedeten Erklärung. Rund 43 Millionen Menschen stünden nur einen Schritt entfernt von einer Hungersnot. Es drohe Ernährungsunsicherheit und Unterernährung.

Das Toptreffen der G7-Agrarminister wurde am Samstag zum Abschluss aus Sicherheitsgründen in ein Stuttgarter Hotel verlegt. Es habe Befürchtungen gegeben, dass der Ablauf der Veranstaltung auf Schloss Hohenheim im Süden der Stadt gestört werden könne, sagte eine Polizeisprecherin der dpa. Özdemir bestätigte später den Umzug und begründete diesen mit Protesten von Tierschützern und Bauern. Laut Polizei gab es in der Nähe von Schloss Hohenheim eine Demonstration von Landwirten mit rund zwei Dutzend Schleppern.

Das Treffen hatte am Freitag auf Schloss Hohenheim begonnen, in dem Teile der Universität Hohenheim untergebracht sind. Die weitläufige Schlossanlage liegt in einem Universitäts- und Parkareal, das auch während des Konferenzauftakts für Besucher weitgehend zugänglich war.
dpa
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 15.05.2022 11:12 Uhrzustimmen(39) widersprechen(6)
Özdemirs mediale "Schwieger-Muttis-Liebling-Fassade" bröckelt zusehends und zum Vorschein kommt sein wahres Ich, das kaum übersehbar wenig Empathien für die konventionelle LW hegt.

Damit kann Cem Özdemir das Ressort "Agrarpolitik" aber einfach nicht ausfüllen - ohne die konventionellen Bauern KEINE Nahrungsmittelgrundversorgung!!!

Hochverehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, an Ihre Adresse als "geerdet GRÜNER" mit Regierungserfahrung über mehrere Legislaturperioden hinweg, es kann doch wohl nicht angehen, dass Ihr grüner Mitstreiter in solchen Krisenzeiten SEIN(!) GRÜNES GEWISSEN bis ins letzte Klein-Klein austestet, ohne sich der beängstigenden, weltweit äußerst komplex unübersichtlichen Gegenwart stellen zu wollen!? - Das ist doch der blanke Wahnsinn!
agricola pro agricolas schrieb am 15.05.2022 10:54 Uhrzustimmen(38) widersprechen(9)
Der wirklich größte Marktmanipulator, der deutsche Staat inklusive der EU-Kommission (gemeinsame GAP), spricht hier von einer Notwendigkeit freier Märkte!? - Unfassbar, Herr Özdemir, gehen Sie in sich und denken über diese Ihre Aussage noch einmal äußerst kritisch nach!!!

Putins Kriegsstrategie „HUNGER“ ist mehr als perfide und damit vehement auf ganzer Linie zu verurteilen, das vorweg.

Parallel dazu müssen wir uns jetzt(!) allerdings extrem selbstkritisch auch an die eigene Nase fassen:

Punkt 1:
Die EU-Kommission verknappt über einen sehr langen Zeitraum schon systematisch unsere tierische und pflanzliche Produktion. Das Ergebnis sehen wir heute. Die Ernte 2021, fulminante Zahlen jedenfalls, widerspiegelt hierzu derzeit vollkommen falsche Tatsachen. Knapp 300 Mio. Tonnen wurden bislang am Weltmarkt, medial ständig von unseren Agrarexperten so kommuniziert, nicht gebraucht, werden ins neue Wirtschaftsjahr real mitgenommen. Den Bauern vermittelt man gebetsmühlenartig, dass diese Mengen abrufbar in den Silos lagern. Damit wird unser Erzeugerpreisniveau manipulativ ganz maßgeblich bestimmt. Die Ukraine muss jetzt die eigenen Silos leeren, Sie wissen nicht wohin damit. So zumindest medial kommuniziert, hochverehrter Herr Özdemir! - WIRKLICH!?

Punkt 2:
In Deutschland wird unser Dauergrünland mit einem höchsten Schutzsiegel staatlicherseits versehen -immerhin mehr als ein Drittel unserer LN hierzulande- und kann dabei aktuell allenfalls über den Wiederkäuermagen veredelt werden. Letzteres lehnt unsere geistige Elite zwischenzeitlich mit den scheinheiligsten Begründungen strikt ab, diesen Vierbeinern kommen deshalb heute in Massen einfach die Köpfe ab, weil sie über ihren Methanausstoß dem Vernehmen nach unser Klima erheblich belasten. Der berühmte altbekannte Tunnelblick!!! - Die Zeit ist demnach gekommen, dass wir in Verwertung eben dieser frei werdenden Grünflächen zum überzeugten „Grasfresser“ mutieren, alle, Cem Özdemir lebt dies ja bereits bewusst vor, womit allerdings sein notwendig flexibles Denken schon frühzeitig nach dem geleisteten Amtseid wohl ad acta gelegt wurde. Brandgefährlich eine solche Entwicklung, wie ich meine; eine Ernährungsdiktatur wirkt toxisch für jede Demokratie.

Punkt 3:
Infolge einer Reduzierung des Pflanzenschutz- und Düngereinsatzes im konventionellen Bereich leiden unsere Pflanzen erheblich. Gut, dass diese keine Stimmen haben. - Özdemir verfährt in dieser Thematik nach dem Prinzip der drei Affen, meint damit wohl den Stein der Weisen gefunden zu haben. Landläufig bezeichnet man das jedoch als ein Totalversagen auf ganzer Linie, schlichtweg!!! Dieser Weg führt ins Nirwana, die ersten katastrophalen Weiterungen durchleben wir bereits jetzt, wenn gleich mehrere Worst-Case-Szenarien innerhalb kürzester Zeitverläufe uns alle ereilen. Özdemir muss als Bundesagrarminister eine Nahrungsmittelsicherheit gewährleisten und das kann er bei dem ganzen fachlichen Kokolores, das er in den Medien mit falschen Sprechzetteln vehement zu verteidigen sucht, einfach nicht gewährleisten. PUNKT!!!

In bloßen Ablenkungsmanövern erklärt er nun jene Länder im weltweiten Gefüge einfach als unsolidarisch, die eine Verantwortung für eben ihre Bürger auf dem eigenen Bildschirm abbilden; für mich allerdings komplett legitim. - Herr Özedemir, Indien mit 1,4 MILLIARDEN Menschen, die auf diesem Subkontinent leben, ist massiv von einer Hungerkrise bedroht! Nur weil Sie einen solchen Weitblick mit Ihrem Scheuklappendenken im Vorfeld nicht vorweisen können, müssen Ihnen andere doch nicht lemminghaft treudoof auf Ihren agrarpolitischen Irrwegen folgen. Sie sind wirklich kein Leuchtturm der Landwirtschaft, der weltweit Nachahmungspotential finden sollte!!!

Özdemirs Vorstellungen von Öko-Landbau funktionieren im übrigen wie!?

Unsere Böden werden konsequent entleert, das Ertragsniveau sinkt nach nur drei Jahren dramatisch. Ein dortiger Monokulturanbau führt dazu, dass wir unsere wertvollste Ressource -die schützenswerten Böden- dabei nachhaltigst ruinieren, unter Ansage. Eine Rekultivierung in Folge, insbesondere die hierfür sodann notwendigen Erholungszeiträume, erfordern Jahre, um zunächst erst einmal den Urzustand nochmals erreichen zu wollen, das einstige Ertragsniveau nur ansatzweise wieder zu ermöglichen.

Und das ist unser ALLER(!?) Zielsetzung für einen neuzeitlich nachhaltig ökologischen Ackerbau, der im Notfall auch monumentalen Krisen standhalten kann!?

...Ja, eben diese Erkenntnisse frustrieren enorm. Hinzu kommt, dass Özdemir sich allenfalls in zornigen Beschimpfungen in Richtung konventionelle Landwirtschaft zu retten versucht, um seine mangelnden Detailkenntnisse zu überspielen, vertuschen zu können. Dies gelingt ihm allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass eine verhängnisvoll dramatische Hungerkrise am weltweiten Horizont heraufzieht, nur sehr leidlich. Özdemir wird in Bälde vor dem Scherbenhaufen seiner Agrarpolitik stehen; eine solche Erkenntnis zum jetzigen Zeitpunkt hilft uns allerdings nur bedingt, wenn nicht schleunigst diese komplett schwachsinnige Weichenstellung die eindeutig notwendigen Korrekturen erfährt...!!!
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