Die Folgen des Ukraine-Krieges, die Klimakrise und das
Artensterben zeigten deutlich, dass ein Umbau dränge, auch deshalb, um dadurch unabhängiger und krisenresistenter zu sein, erklärte der Grünen-Politiker am Dienstag (26.7.) bei der Eröffnung der
BioFach in Nürnberg.
„Bio mit seiner gesamten
Wertschöpfungskette ist eine Antwort auf unsere planetaren Krisen“, hob der Ressortchef hervor. Aus genau diesen Gründen sei das 30-%-Ziel in den Koalitionsvertrag geschrieben worden. „Wir sind uns in der Bundesregierung einig. Wir wollen unser Landwirtschafts- und Ernährungssystem nachhaltig transformieren mit Bio als unser Leitbild für nachhaltige Landwirtschaft.
Es braucht jetzt mehr Bio, nicht weniger“, so Özdemir. Mehr Rückenwind für die Biolandwirtschaft stellte auch
EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski in Aussicht. Er kündigte an, die Förderung für den Biosektor weiter auszubauen und breiter aufzustellen. „Die EU tut schon jetzt sehr viel für den Ökolandbau, aber wir möchten die Unterstützung steigern“, sagte der Brüsseler Agrarchef.
Vor allem im Forschungssektor solle mehr Geld für den Biosektor in die Hand genommen werden, um dessen Produktivität und die
Nachhaltigkeit zu steigern. Das erklärte Ziel, bis 2030 mindestens 25 % der EU-Agrarflächen für den biologischen
Landbau zu nutzen, hält Wojciechowski für erreichbar. Es gebe hier noch viel zu tun, aber man sei auf einem guten Weg.
Auch der Agrarkommissar attestierte dem
Ökolandbau eine große Bedeutung; Bio leiste einen „starken Beitrag“ zur Lösung vieler aktueller Probleme und habe positive Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima, die
Biodiversität und auch auf die Gesellschaft. Nun gelte es, dies weiter voranzubringen. Die Biolandwirtschaft trage insbesondere dazu bei, die Abhängigkeit von Importen zu verringern, unterstrich Wojciechowski. Dies betreffe beispielsweise mineralische Düngemittel, deren Preis enorm gestiegen sei.
Verständnis für UngeduldÖzdemir machte deutlich, dass er die Ungeduld der
Biobranche verstehe, wenn es darum gehe, beim 30-%-Ziel schneller voranzukommen. Aber ein guter Plan sei wichtig, damit man auch sein Ziel erreiche. „Die Zukunftsstrategie Ökolandbau wird unser Plan und unsere tragende Säule für Transformation sein. Als ein Projekt der gesamten Bundesregierung - und mit Unterstützung des Sektors“, betonte der Minister.
Was die
EU-Agrarpolitik angehe, habe er sich diese deutlich ambitionierter gewünscht. Er schaue da jetzt nach vorn mit dem Ziel, die Direktzahlungen in der Gemeinsamen
Agrarpolitik (
GAP) nach 2027 durch ein System zur Honorierung von Klima- und
Umweltleistungen zu ersetzen, sagte der Grünen-Politiker. Es sei ihm aber auch wichtig, die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick zu nehmen und zu stärken, unterstrich der Ressortchef.
Damit Bio-Milch, -Brot oder -Gemüse von den heimischen
Bauern auch Kunden fänden, gelte es jetzt, den Markt auszubauen. Gleichzeitig sei es ihm ein Anliegen, Innovationen stärker zu fördern. Deswegen werde die ökologische Praxisforschung ausgebaut; 30 % des Forschungsbudgets sollten für den Ökolandbau verwendet werden.
Özdemir sendete auch ein klares Signal an die Tierhalter: „Die Tierhaltung muss in Deutschland eine Zukunft haben.“ Sie sei ein Teil der Kreislaufwirtschaft. Allerdings gelte es, die Tierzahlen zu reduzieren und mehr
Tierwohl durchzusetzen. Hier solle das staatliche Tierwohlkennzeichen helfen.
Politik muss Antworten liefernIm „Doppelpack“ begrüßten die Vorstandvorsitzende vom Bund Ökologische
Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres, und die Präsidentin der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM - Organics International), Karen Mapusua, die Gäste der BioFach.
Andres machte deutlich, dass die Landwirtschaft und die Gesellschaft von der Politik Antworten auf die drängendsten Probleme der Gegenwart brauchten. Allerdings warte man noch immer darauf, dass die richtigen Schritte eingeleitet würden. Generell gelte es, die Verbraucher besser über die Biolandwirtschaft und deren vielfältigen Leistungen zu informieren, insbesondere wegen der stark gestiegenen Lebensmittelpreise.
Mapusua sieht jetzt die Zeit gekommen, den Ökolandbau als Lösung für die großen aktuellen Herausforderungen auszubauen. Notwendig sei eine konsistente Politik mit schlagkräftigen politischen Förderprogrammen; außerdem müssten die Absatzmärkte ausgebaut werden.