Nachdem die
Weizenernte in vielen Regionen weitgehend abgeschlossen ist, geht der
DBV jetzt vorläufig von einer Winterweizenerzeugung von 21,38 Mio t aus; das wären etwa 290.000 t oder gut 1 % mehr als 2021. Das Mittel der zurückliegenden Jahre wird dem
Bauernverband zufolge aber immer noch um eine Größenordnung von 10 % bis 12 % verfehlt.
Trockenheit habe die Rückkehr zu gewohnten Weizenerträgen gebremst; in einigen Trockengebieten seien diese um 15 % unter dem langjährigen Mittel geblieben. Wie der DBV außerdem am Dienstag (2.8.) in Berlin berichtete, ist deutlich zu erkennen, dass der Nordosten Deutschlands wesentlich stärker unter der Trockenheit gelitten hat als der Rest des Landes.
Aber auch in den Regionen, in denen die Erntemengen positiv überrascht hätten, gebe es durchwachsene Befunde. Insbesondere dort liege der preisbestimmende Rohproteingehalt spürbar unter den Werten der vergangenen Jahre. Das ist laut Bauernverband den Witterungsbedingungen, aber auch den im Zuge der
Düngeverordnung reduzierten Stickstoffgaben zuzuschreiben und dürfte dazu führen, dass weniger Weizen in Backqualität verfügbar sein wird.
Derweil belief sich die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) am Mittwoch (3.8.) veröffentlichte erste Schätzung zur gesamten Weizenernte 2022 einschließlich Dinkel und Einkorn auf lediglich 21,06 Mio t, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang um 398.000 t oder etwa 2 % entsprechen würde.
Die Winterweizenerzeugung wird dabei auf nur 20,56 Mio t veranschlagt, also um 819.000 t niedriger als vom DBV. Allerdings fußte diese Erwartung noch auf Erhebungen von Ende Juni, also vor dem Beginn der Druscharbeiten.
Grünfutterversorgung in Trockengebieten problematisch
Zur Roggen- und Triticaleernte stellte der DBV fest, dass es derzeit danach aussehe, dass die Mengen von 2021 erreicht werden könnten. Im vergangenen Jahr waren gemäß den amtlichen Zahlen 3,32 Mio t Roggen und 1,91 Mio t Triticale geerntet worden.
Über die Qualitäten könne hier noch keine gesicherte Aussage getroffen werden, erklärte der Bauernverband. Die abgeschlossene Wintergerstenernte veranschlagt er auf 9,17 Mio t; das wären rund 270.000 t beziehungsweise gut 3 % mehr als im Vorjahr.
Positiv überrascht hat nach Angaben des DBV der Raps: Der Ertragsdurchschnitt dürfte gemäß seiner Schätzung mit etwa 37 dt/ha um 1,8 dt/ha über dem Vorjahreswert liegen. Die Gesamtmenge an
Winterraps veranschlagt der Bauernverband auf 3,96 Mio t, womit das Ergebnis von 2021 um fast 470.000 t oder 13 % übertroffen würde. Die Ölgehalte sollen dem DBV zufolge zufriedenstellend ausgefallen sein.
Große Sorgen machten sich die
Tierhalter in den Trockengebieten hinsichtlich der
Versorgung mit
Grünfutter, berichtete der Bauernverband weiter. Hier sei der zweite Grünlandschnitt sehr dürftig oder vereinzelt auch komplett ausgefallen. Auch der
Silomais habe unter der Witterung der vergangenen Wochen massiv gelitten, so dass die Futterknappheit noch größer zu werden drohe.
Weniger Roggen und mehr Triticale
Nach der amtlichen Vorhersage von Destatis ist mit insgesamt 37,46 Mio t Getreide ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix (CCM) zu rechnen; das wären 437.000 t oder 1,2 % weniger als im Vorjahr. Den durchschnittlichen Hektarertrag beziffern die Statistiker dabei auf 66,2 dt Getreide, nach 67,4 dt im Vorjahr. Im Unterschied zum Weizen wird für Gerste von einem Zuwachs im Vergleich zu 2021 ausgegangen, und zwar um 160.800 t oder 0,2 % auf 10,57 Mio t.
Die amtliche Schätzung für Roggen und Wintermenggetreide liegt bei insgesamt 3,09 Mio t; das wären 240.700 t oder 7,8 % weniger als im vorigen Jahr. Indes soll die Erzeugung von Triticale um 100.000 t oder 5,3 % auf 2,01 Mio t steigen. Deutlich pessimistischer als der DBV gaben sich die amtlichen Schätzer auch im Hinblick auf die Winterrapsernte: Ihnen zufolge dürften die Landwirte davon 3,59 Mio t von den Feldern geholt haben, was im Vorjahresvergleich nur einem Zuwachs um 93.400 t oder 2,7 % entsprechen würde.
Ein weiteres Ergebnis zur Getreide- und
Rapsernte wird Destatis Ende August veröffentlichen. Dabei sollen dann auch die Ergebnisse der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung berücksichtigt werden, bei der Stichproben von tatsächlichen Erntemengen ausgewählter Felder genommen werden.