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07.08.2022 | 00:02 | Ernteprognose 2022 

Bauernverband: Doch etwas mehr Winterweizen als 2021

Berlin - Die Weizenernte in Deutschland dürfte offenbar etwas besser ausfallen als der Deutsche Bauernverband (DBV) noch Ende Juni erwartet hatte.

Getreideernte 2022
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Der DBV rechnet jetzt mit einer Ernte von 21,4 Millionen Tonnen Winterweizen - Trockenheit drückt vor allem in Nordosten die Erträge - Rohproteingehalt deutlich unter langjährigem Mittel - Roggen- und Triticaleernte auf Vorjahresniveau gesehen - Erzeugung von Wintergerste um schätzungsweise 3 Prozent gestiegen - Fast 4 Millionen Tonnen Winterraps erwartet - Destatis-Prognosen für Weizen- und Raps deutlich pessimistischer. (c) proplanta
Nachdem die Weizenernte in vielen Regionen weitgehend abgeschlossen ist, geht der DBV jetzt vorläufig von einer Winterweizenerzeugung von 21,38 Mio t aus; das wären etwa 290.000 t oder gut 1 % mehr als 2021. Das Mittel der zurückliegenden Jahre wird dem Bauernverband zufolge aber immer noch um eine Größenordnung von 10 % bis 12 % verfehlt.

Trockenheit habe die Rückkehr zu gewohnten Weizenerträgen gebremst; in einigen Trockengebieten seien diese um 15 % unter dem langjährigen Mittel geblieben. Wie der DBV außerdem am Dienstag (2.8.) in Berlin berichtete, ist deutlich zu erkennen, dass der Nordosten Deutschlands wesentlich stärker unter der Trockenheit gelitten hat als der Rest des Landes.

Aber auch in den Regionen, in denen die Erntemengen positiv überrascht hätten, gebe es durchwachsene Befunde. Insbesondere dort liege der preisbestimmende Rohproteingehalt spürbar unter den Werten der vergangenen Jahre. Das ist laut Bauernverband den Witterungsbedingungen, aber auch den im Zuge der Düngeverordnung reduzierten Stickstoffgaben zuzuschreiben und dürfte dazu führen, dass weniger Weizen in Backqualität verfügbar sein wird.

Derweil belief sich die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) am Mittwoch (3.8.) veröffentlichte erste Schätzung zur gesamten Weizenernte 2022 einschließlich Dinkel und Einkorn auf lediglich 21,06 Mio t, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang um 398.000 t oder etwa 2 % entsprechen würde.

Die Winterweizenerzeugung wird dabei auf nur 20,56 Mio t veranschlagt, also um 819.000 t niedriger als vom DBV. Allerdings fußte diese Erwartung noch auf Erhebungen von Ende Juni, also vor dem Beginn der Druscharbeiten.

Grünfutterversorgung in Trockengebieten problematisch



Zur Roggen- und Triticaleernte stellte der DBV fest, dass es derzeit danach aussehe, dass die Mengen von 2021 erreicht werden könnten. Im vergangenen Jahr waren gemäß den amtlichen Zahlen 3,32 Mio t Roggen und 1,91 Mio t Triticale geerntet worden.

Über die Qualitäten könne hier noch keine gesicherte Aussage getroffen werden, erklärte der Bauernverband. Die abgeschlossene Wintergerstenernte veranschlagt er auf 9,17 Mio t; das wären rund 270.000 t beziehungsweise gut 3 % mehr als im Vorjahr.

Positiv überrascht hat nach Angaben des DBV der Raps: Der Ertragsdurchschnitt dürfte gemäß seiner Schätzung mit etwa 37 dt/ha um 1,8 dt/ha über dem Vorjahreswert liegen. Die Gesamtmenge an Winterraps veranschlagt der Bauernverband auf 3,96 Mio t, womit das Ergebnis von 2021 um fast 470.000 t oder 13 % übertroffen würde. Die Ölgehalte sollen dem DBV zufolge zufriedenstellend ausgefallen sein.

Große Sorgen machten sich die Tierhalter in den Trockengebieten hinsichtlich der Versorgung mit Grünfutter, berichtete der Bauernverband weiter. Hier sei der zweite Grünlandschnitt sehr dürftig oder vereinzelt auch komplett ausgefallen. Auch der Silomais habe unter der Witterung der vergangenen Wochen massiv gelitten, so dass die Futterknappheit noch größer zu werden drohe.

Weniger Roggen und mehr Triticale



Nach der amtlichen Vorhersage von Destatis ist mit insgesamt 37,46 Mio t Getreide ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix (CCM) zu rechnen; das wären 437.000 t oder 1,2 % weniger als im Vorjahr. Den durchschnittlichen Hektarertrag beziffern die Statistiker dabei auf 66,2 dt Getreide, nach 67,4 dt im Vorjahr. Im Unterschied zum Weizen wird für Gerste von einem Zuwachs im Vergleich zu 2021 ausgegangen, und zwar um 160.800 t oder 0,2 % auf 10,57 Mio t.

Die amtliche Schätzung für Roggen und Wintermenggetreide liegt bei insgesamt 3,09 Mio t; das wären 240.700 t oder 7,8 % weniger als im vorigen Jahr. Indes soll die Erzeugung von Triticale um 100.000 t oder 5,3 % auf 2,01 Mio t steigen. Deutlich pessimistischer als der DBV gaben sich die amtlichen Schätzer auch im Hinblick auf die Winterrapsernte: Ihnen zufolge dürften die Landwirte davon 3,59 Mio t von den Feldern geholt haben, was im Vorjahresvergleich nur einem Zuwachs um 93.400 t oder 2,7 % entsprechen würde.

Ein weiteres Ergebnis zur Getreide- und Rapsernte wird Destatis Ende August veröffentlichen. Dabei sollen dann auch die Ergebnisse der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung berücksichtigt werden, bei der Stichproben von tatsächlichen Erntemengen ausgewählter Felder genommen werden.
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Ernte von Getreide und Winterraps in Deutschland
AgE
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 07.08.2022 09:37 Uhrzustimmen(35) widersprechen(2)
Wenn man dem Raiffeisen-Erntebarometer Glauben schenken darf, haben wir angesichts dieser massiven Dürre in weiten Teilen Deutschlands herausragende Spitzenernten eingefahren - landauf, landab:

Insbesondere die Sorte „Aufschneider“ tat sich mit Erträgen von 12-14 Tonnen/ha mustergültigst hervor. Das dortig verzeichnete Sortenspektrum im generellen offenbart Saaten, die wirklich vorzüglichst mit einer lang anhaltenden Trockenheit umzugehen wissen. Ja - Getreiderekorde parallel zu extremen Hitzerekorden und einer lang anhaltenden Trockenheit. - Ein wirklich herausragendes Jahr der Extreme in allen Richtungen (ein Feld, ein Waldgebiet nach dem anderen stehen in Flammen, Erntemaschinen brennen zuhauf ab, unsere Feuerwehren waren/sind im Dauereinsatz, oftmals ohne ausreichende Löschwasserversorgung...)

Ganz hart trifft es nunmehr die Spätdruschgebiete, weil kaum mehr Lagerraum bei den Händlern zur Verfügung steht; ob das nun dem katastrophalen Niedrigwasser oder aber den Getreidesturzbächen vom Acker geschuldet ist, darf sich nun jeder selbst zusammenreimen.

Um das ganze zu unterstreichen: Im Erntejahr 2021 hat die Ukraine um die 44 Mio. Tonnen Getreide eingefahren, bei um die 40 Mio. spricht man dort von einem Normaljahr. Anfang Februar, vor dem Beginn des russischen Ukraine-Angriffskrieges, waren dort noch etwa 20 Mio. Tonnen für den Export gelagert. Das ermöglichen in Ausschließlichkeit die dortigen Oligarchen, die Flächen von 70.000 Hektar und mehr bewirtschaften, somit vollkommen schmerzbefreit an den Börsen problemlos einfach „zocken“ können.

Am heutigen Sonntag offenbart der ukrainische Vize-Landwirtschaftsminister Taras Wyssozkyj in einem Interview mit der Funke Mediengruppe, das heute Morgen im Radio thematisiert wurde, dass in 2022 die Ukraine allfenfalls 20 Mio. Tonnen Getreide beernten konnten als Folge von Trockenheit UND Krieg. Nicht nur in der Mitte Europas, auch im dortigen Osten war es langanhaltend trocken, im gesamten europäischen Raum mithin. Wer nimmt hier in Deutschland schon die grausamen Realitäten unseres Nachbarlandes Frankreich bzw. auf der Iberischen Halbinsel wahr!?...

Der oben dargestellte Daten-, Fakten- und Zahlensalat unserer Bauernvertretung hat nur eines zum Ziel:

Unsere bäuerlichen Erzeugerpreise müssen jetzt mit Gewalt auf Talfahrt geschickt werden, obgleich die Lebensmittelpreise gewaltig ansteigen.

„HALT DU SIE DUMM - ICH HALT SIE ARM“. Tosender Applaus, Herr Bauernpräsident Rukwied mit Gefolgschaft!!!

Diese Strategie ist in Reihen der Bauern nach wie vor übelstes Programm. Es juckt nicht im geringsten, ob man innerhalb dieser Microökonomien in Zukunft betriebswirtschaftlich bestehen kann oder auch nicht. An den Börsen müssen die Euronen in Massen in die dafür vorgesehenen Schatzkammern umgeschichtet werden; das gemeine lemminghaft treudoofe Bäuerlein hat als stimmloser Lakaie schlichtweg einfach zu funktionieren, ohne groß aufmüpfig werden zu dürfen in der Umsetzung eben dieses alljährlichen einprogrammierten "Masterplanes".

Man belügt damit allerdings nicht nur extrem hinterhältig den deutschen Bauernstand um einen gerechten Lohn für die getane Arbeit sondern auch vollkommen gewissensbefreit -jedwede Moral und Ethik wurden hierzulande dahingehend schon lange zu Grabe getragen- auch die Vielzahl der deutschen Bürger, die schlussendlich darauf vertrauen müssen, was ihnen medial von welcher Seite auch immer suggeriert wird.

Perfide, nur noch verruchte Meinungs- und Stimmungsmache, das ignorante Zündeln direkt neben einem riesigen Pulverfaß. - Hoffentlich fliegt euch das nicht in Bälde komplett um die Ohren!!! Sodann notwendigen Erklärungsversuchen stündet ihr sodann allenfalls noch vollkommen machtlos gegenüber, weil ihr damit schließlich im Vorfeld unsere freiheitlichen Demokratien kaltherzig verroht zur Disposition stelltet...

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ Mahatma Gandhi
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