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22.08.2022 | 14:20 | Spritzmitteleinsatz 

EU-Kommission unbeirrt: Streit um Pestizideinsatz spitzt sich zu

Brüssel - Ungeachtet von Kritik aus Deutschland dringt die EU-Kommission auf deutlich weniger Pestizideinsatz in der Landwirtschaft.

Spritzmitteleinsatz
Wie viel Agrar-Chemie verkraftet Europas Umwelt? Der Streit um diese Frage gärt wieder, seit in Brüssel Pläne für eine beträchtliche Reduktion vorgestellt wurden. Befürworter und Gegner behaupten beide: Hört man nicht auf sie, ist die Lebensmittelversorgung in Gefahr. (c) proplanta
«Es ist durchaus möglich, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren, ohne die Ernteerträge oder die Qualität zu gefährden», teilte die EU-Kommission auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Es gebe zahlreiche Beispiele und Studien, die zeigten, dass Landwirte den Einsatz von Pestiziden reduzieren und Geld sparen könnten, ohne dass dies Auswirkungen auf die Menge oder Qualität der Ernte habe.

Die entsprechenden Pläne hatte die EU-Kommission vor rund zwei Monaten vorgestellt, seitdem gab es immer wieder Kritik an dem Vorhaben. So hatte Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) gesagt, dies bedeute das Aus für viele Höfe in Niedersachsen.

«Damit verabschieden wir uns von der Selbstversorgung durch die heimische Nahrungsmittelproduktion», so die Politikerin. Sie erwarte eine deutliche Korrektur des Gesetzentwurfs. Dieser muss noch von den EU-Ländern und dem EU-Parlament beraten und verabschiedet werden.

Auch von Seiten der Bauern gibt es Protest. So sprach das Landvolk Niedersachsen jüngst davon, dass die Pläne der EU-Kommission die sichere Versorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher mit Nahrungsmitteln gefährdeten.

Die EU-Kommission hingegen sieht eher im bisherigen Einsatz der Chemikalien ein Risiko für die Ernährungssicherheit. «Weitermachen wie bisher gefährdet die natürlichen Ressourcen, unsere Gesundheit, das Klima und die Wirtschaft», hieß es. Pestizide töteten etwa Bestäuber, die essenziell für die Landwirtschaft seien. In der EU gebe es bereits auf der Hälfte der Anbauflächen für Pflanzen, die von Bestäubern abhängig seien, ein Defizit der Tiere.

Vor wenigen Tagen demonstrierten Landwirte mit rund 200 Traktoren in Bonn gegen das Vorhaben. Laut Polizei beteiligten sich rund 500 Menschen. Europaabgeordnete der Union äußerten Verständnis für den Protest. So kritisierte etwa der CDU-Politiker Norbert Lins, dass der Einsatz von Pestiziden in bestimmten Schutzgebieten ganz verboten werden solle.

In Deutschland sind nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit grob 950 Pestizide zugelassen, in denen gut 280 Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Die Mittel werden etwa gegen Insekten oder andere Tiere, Pilze oder Unkraut eingesetzt.

Bärbel Gerowitt von der Universität Rostock betont, dass die Herausforderung, weniger Chemikalien auf Feldern einzusetzen, nicht neu ist. «Der ganze Sektor hatte eigentlich 30 Jahre Zeit, sich an die Idee zu gewöhnen», so die Professorin. Aus ihrer Sicht muss aber auch die Gesellschaft mitziehen. Demnach müssten sich Verbraucherinnen und Verbraucher umorientieren in dem, was sie kaufen können oder was sie für Lebensmittel bezahlen.
dpa
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 24.08.2022 08:44 Uhrzustimmen(22) widersprechen(9)
Warum streiten; 47 % unserer Flächen in der EU sind ohnehin derzeit vertrocknet, SKW Piesteritz, der letzte deutsche Dünger- und AdBlue-Hersteller, hat gestern die Produktion komplett eingestellt. Energie ist unbezahlbar!!!

Warum also das bisschen gute Bauern-Geld ignorant schlechtem hinterherwerfen!?

Stellen wir alle sofort auf Zwangs-BIO um, verzichten komplett auf PSM + Dünger; was wächst, macht uns sodann alle überglücklich - selbst wenn das bisweilen ein NICHTS wäre!!!

Mutter Natur wird das schon managen, nach ganz eigenem Gutdünken, ohne narzisstisch vollkommen entrückte Menschlein, die den großen Knall noch immer nicht vernommen zu haben scheinen.

Gerade die übersatten Bäuche in unseren Wohlstandswelten müssen erst einmal vor Hunger knurren, unkontrolliert laut vor weitgehend leeren Tellern. Nur Realitäten können heute noch heilen..., sehr traurig aber wahr!!!
agricola schrieb am 23.08.2022 08:44 Uhrzustimmen(16) widersprechen(4)
@Karl der Käfer. Sie verlinken hier auf einer professionellen Landwirtschaftsseite allen Ernstes eine infantile Propagandaschrift der grünen Heinrich-Böll-Stiftung? Mehr muss ich zu Ihren Äußerungen wohl nicht kommentieren.
Karl der Käfer * schrieb am 22.08.2022 18:20 Uhrzustimmen(8) widersprechen(19)
Herr Krämer in Niedersachsen wird ihre Ansicht auch nicht geteilt.

"Mit dem 2020 veröffentlichten Themenbericht
Pflanzenschutzmittel II wird ein dringender Handlungsbedarf aufgezeigt.

Eine große Verantwortung
liegt hier bei den Wirkstoff-Herstellern und in den
Zulassungsverfahren – diese Verantwortung kann
weder auf die Anwender noch auf die Pflanzenschutzberatung übertragen werden. Der aufgezeigte Handlungsbedarf muss deutlichen Eingang
finden in die Entwicklung von Wirkstoffen mit günstigem Umweltverhalten wie z.B. sehr guten Abbaueigenschaften. "
https://www.nlwkn.niedersachsen.de/download/162884/NLWKN_2020_Grundwasserbericht_Niedersachsen_Kurzbericht_2020_-_Grundwasserstand_sowie_Gueteparameter_Nitrat_und_Pflanzenschutzmittel_Band_45_.pdf

Und bundesweit, ,sieht es leider auch nicht viel besser aus.
"Der Pestizidatlas zeigt in 19 Kapiteln Daten und Fakten rund um die bisherigen und aktuellsten Entwicklungen, Zusammenhänge und Folgen des weltweiten Handels und Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft."
https://www.boell.de/de/pestizidatlas

*
https://www.youtube.com/watch?v=SLErVV1TxUI
Arnold Krämer schrieb am 22.08.2022 15:23 Uhrzustimmen(18) widersprechen(7)
1. Die spannende Frage ist, was die anderen Mitgliedstaaten zu den Plänen sagen? Was tragen sie mit, was nicht? Handeln sie demnächst getreu dem Motto, "Was kümmert's ne Eiche, wenn sich eine (Brüsseler) Sau dran scheuert. Was kann die EU mit immer kleinteiligeren produktionstechnischen Vorschriften in den einzelnen Mitgliedstaaten noch durchsetzen und kontrollieren.
2. Der Sektor gewöhnt sich schon seit Jahrzehnten an immer weniger und immer weniger giftige PSM auf dem Acker. Hat Frau Gerowitt das nicht mitbekommen, welche Entwicklung der chemische Pflanzenschutz in den letzten Jahrzehnten genommen hat.
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