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13.03.2023 | 13:02 | Heizen mit Holz 

Luftbelastung: Wie schädlich sind Holzöfen?

Karlsruhe - Die gute Nachricht zuerst: Die Feinstaubimmissionen im Land bewegen sich nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) seit Weihnachten weiter auf einem niedrigen Niveau - auch dank des zu großen Teilen milden und wechselhaften Winters.

Holzofen
Hat vermehrtes Heizen mit Holz im Energiesparwinter für dicke Luft im Land gesorgt? Auf den ersten Blick nicht. Kaminöfen und Co. sind deshalb aber lange nicht entlastet, betont ein KIT-Forscher. (c) proplanta
«Die vereinzelten Überschreitungen um den Jahreswechsel sind auf die Silvesterfeuerwerke zurückzuführen», teilt die Karlsruher Behörde auf Nachfrage mit. Sind damit Besorgnisse vom Tisch, wonach vermehrtes Feuern mit Holz wegen des Energiesparwinters für dicke Luft im Südwesten sorgt? Nicht ganz.

«Eine generelle Aussage darüber, wie umweltschädlich der Betrieb privater Kaminöfen ist, ist nicht wirklich möglich», sagt eine LUBW-Sprecherin. Die Wissenschaftler rechnen frühestens in der zweiten Jahreshälfte mit einer Feinstaubauswertung bezogen auf den Holzfeuerungsanteil.

Für Achim Dittler, Leiter der Arbeitsgruppe Gas-Partikel-Systeme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), gibt es für die Unauffälligkeiten bei den bisherigen Messungen einen Hauptgrund: Die meisten Messstellen würden an viel befahrenen Verkehrsachsen stehen und nicht in Wohngebieten. Dort, wo Menschen abends Kaminfeuer entzünden, zeichne sich ein anderes Bild. «Die Anzahl an Holzrauch-Belästigungstagen hat in diesem Jahr deutlich zugenommen.»

Seit zwei Jahren misst der Forscher die Luftqualität in einem verkehrsberuhigten Wohngebiet in Stutensee bei Karlsruhe. Sein Fazit: «An vielen Abend- und Nachtstunden ist die Belastung der Atemluft mit lungengängigem Feinstaub sehr viel höher als an einer Hauptverkehrsstraße in Karlsruhe.» Vor allem ab 18.00 Uhr, wenn Kaminöfen angefeuert werden, steigen demnach die Schadstoffwerte in der Atemluft stark an. «Unsere Messungen zeigen hier charakteristische Muster, die auf Holzofen-Rauchgase zurückgeführt werden können», sagt Dittler. Derartig hohe Werte in den Abendstunden gehen nach seiner Einschätzung in den über den Tag gemittelten Werten der LUBW unter.

Dass das Verbrennen von Holz in Gemeinden mit einem hohen Anteil an Holzfeuerungsanlagen zur Erhöhung der Feinstaubwerte beitragen kann, hat die LUBW 2019 bei Messungen in den drei Schwarzwaldgemeinden Forbach, Kleines Wiesental und Schuttertal festgestellt. Dort konnte vor allem in den Wintermonaten ein signifikanter Holzfeuerungsanteil in der Feinstaub-Partikelfraktion PM10 nachgewiesen werden.

Die mittleren Holzfeuerungsanteile lagen bei den Schwarzwaldgemeinden mit 24 bis 27 Prozent deutlich höher als zum Beispiel bei der städtischen Hintergrundmessstation Stuttgart-Bad Cannstatt, die einen mittleren Holzfeuerungsanteil von 15 Prozent aufwies. Besonders bei Inversionswetterlage im Winter, wenn es kalt, trocken und windstill ist, werden hohe Feinstaubbelastungen gemessen. Bei einer solchen Wetterlage sind die oberen Luftschichten wärmer als die unteren, so dass es kaum zu einem Luftaustausch kommt.

Ein kräftiger Hochdruckeinfluss war laut LUBW in diesem Jahr der Grund, warum sich ab dem 5. Februar im Südwesten bodennah Feinstaub anreichern konnte und die Konzentrationen stiegen. «Damit verbunden waren auch vereinzelt Überschreitungen des Tagesgrenzwertes für Feinstaub von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Diese Entwicklung ist jedoch typisch für solche Wetterlagen und lässt keinen Rückschluss auf einen vermehrten Betrieb von privaten Kaminöfen zu», so die Behördensprecherin.

Holzöfen sind wegen ihrer behaglichen Wärme beliebt. Und nicht zuletzt im Zuge der Energiekrise durch den Ukrainekrieg auch als zusätzliche Heizmöglichkeit attraktiv. In Deutschland gab es nach der letzten Statistik des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks 11,3 Millionen sogenannter Einzelraumfeuerungsanlagen, zu denen Kamin- und Kachelöfen zählen.

«Das Heizen mit Holz ist CO2-neutral, da bei der Verbrennung von Holz nur die Menge an Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt wird, die der Baum zuvor beim Wachsen aufgenommen hat», so die Initiative Holzwärme, in der sich neun Verbände und Institutionen aus dem Bereich der Holzenergie und der Holzwärme zusammengeschlossen haben.

Beim klassischen Brennholz handle es sich um klimaneutrale Energie, betont der Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik. Der Einsatz in modernen Feuerstätten reduziere den Öl- und Gasverbrauch und so CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern. Wegen Nachrüstung und Austausch von alten Öfen seien Emissionen von häuslichen Feuerstätten seit 2010 bereits deutlich gesunken, wegen noch nötiger Modernisierungen sei ein weiterer Rückgang der Emissionen aus Holzfeuerungen zu erwarten. Laut Verband fällt das meiste Brennholz bei der Waldpflege und der Holzernte an und sei oft nicht für andere Verwendungen geeignet. Brennholz aus Deutschland habe zudem den Vorteil, dass es quasi vor der Haustür wachse und nicht über weite Strecken transportiert werden müsse.

Das Umweltbundesamt verweist hingegen darauf, dass bei der Holzverbrennung neben gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen wie Feinstaub und polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (?PAK?) auch klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß entstehen. «Daher sollten Sie aus gesundheitlichen, aus ?Klimaschutz?-, aber auch aus ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses verzichten», heißt es auf seiner Seite zu Kaminöfen. Wer mit Holz heize, solle zumindest gut aufbereitetes und getrocknetes Holz aus nachhaltiger regionaler Forstwirtschaft nutzen.

«Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz», ist KIT-Wissenschaftler Achim Dittler überzeugt. Er hat in seiner Wohnung einen Kaminofen übernommen. Doch er macht ihn nicht an. Die Nachbarschaft freue sich darüber. Seit der Ofen nicht mehr betrieben werde, gebe es beste Atemluft: «Und ein Wohnumfeld, das aufatmet.»
dpa/lsw
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Kommentare 
Till Eulenspiegel schrieb am 14.03.2023 23:01 Uhrzustimmen(7) widersprechen(5)
Sehe ich und ... anders,
Spargeltobi

"Wegen hoher Gaspreise steigt die Nachfrage nach Brennholz und Kaminöfen. Experten warnen, der Holzrauch in Deutschland verursache mehr gesundheitsschädlichen Feinstaub als alle Fahrzeugmotoren.

Videolänge:9 Min
Video verfügbar bis 14.03.2025
https://www.zdf.de/politik/frontal/holzofen-kamin-brennholz-feinstaubbelastung-wohngebiet-umweltverschmutzung-100.html

Doch um einen Holzofen schadstoffarm zu betreiben,
dafür braucht es bestimmte Voraussetzungen, das ist das eigentliche Problem.

Ich stimme ihnen aber ausdrücklich zu, was sie zu diesen Unsinn der Gasimporten aus Qatar etc. schrieben.

"Die Luftqualität in der EU hat sich verbessert.
Trotzdem starben im Jahr 2020 einer offiziellen Schätzung zufolge allein durch die Feinstaubbelastung in der Luft etwa 240.000 Menschen vorzeitig."
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tote-luftverschmutzung-101.html

Das wollte/will die Regierung ja den Menschen nicht zumuten.
"1 Grad weniger heizen: So viel können Sie sparen"
!
https://www.oekotest.de/freizeit-technik/1-Grad-weniger-heizen-So-viel-koennen-Sie-sparen_13132_1.html
Spargeltobi schrieb am 13.03.2023 15:27 Uhrzustimmen(19) widersprechen(7)
Diesen Menschen vom Umweltbundesamt sollten alle Fördergelder entzogen werden, dann würden Sie keine so dämlichen Äusserungen von sich geben.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und bestimmt 1000 mal besser als Gas das mit Schweröl betriebenen Tankern rund um den Erdkreis gefahren wird. Da wird bestimmt ein zigfaches an umweltschädlichen Gasen und Ruß in die Luft gepustet, wie beim Verbrennen von Holz.
Das gilt auch für die Flugzeuge, aber da wollen die Herrschaften vom Umweltbundesamt sich nicht dazu äußern.
Die Luft war selten so sauber und die Lagune in Venedig so klar wie in der Coronakrise, weil da keine Schiffe gefahren sind und keine Flieger geflogen sind, aber geheizt wurde trotzdem....!!!!!
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