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26.03.2023 | 06:30 | Mastputenhaltung 

Putenhaltung: Kritik an Özdemirs Eckpunktepapier reißt nicht ab

Berlin / München - Das von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgelegte Eckpunktepapier zu Mindestanforderungen an die Mastputenhaltung sorgt weiter für scharfe Kritik.

Putenhaltung
Auerhammer warnt vor verschärften Haltungsregeln für Mastputen - Geplante geringere Besatzdichten führen zur Aufgabe heimischer Produzenten. (c) herculaneum79 - fotolia.com
Der Agrarsprecher der CSU-Bundestagsfraktion, Artur Auernhammer, sieht darin „eine Gefahr und ein fatales Signal“ für die hiesigen Putenhalter. Das gelte insbesondere für die geplante deutliche Verringerung der Besatzdichten. „Seit zehn Jahren haben wir in Deutschland eine rechtsähnliche Selbstverpflichtung in der Geflügelwirtschaft, die auch die Besatzdichten abdeckt“, so der CSU-Politiker am Mittwoch (22.3.) in einer Pressemitteilung.

Damit gelinge es vorbildhaft, Tierschutz und heimische Produktion zu vereinbaren. Aktuell würden 70 % der Puten entsprechend der Selbstverpflichtung gehalten. „Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für so strenge Regelungen, wie sie Bundesminister Özdemir vorschlägt“, betonte Auernhammer. Er wies darauf hin, dass Dänemark die freiwilligen Puteneckwerte aus Deutschland sogar in nationales Recht überführt habe. Das Gegenteil sei Österreich, wo eine drastische Reduktion der Besatzdichten dazu geführt habe, dass nur noch 7 % des Putenfleisches aus dem Großhandel und 20 % im Lebensmitteleinzelhandel aus heimischer Produktion stammten.

Verweis auf Folgenabschätzung

Auch eine Folgenabschätzung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen prognostiziert laut Auerhammer bei Umsetzung des Eckpunktepapiers einen Rückgang der heimischen Putenfleischproduktion. Dies hätte bei steigendender Nachfrage deutlich höhere Importe zur Folge. „Die neuerlichen Puten-Pläne von Özdemir schüren Zukunftsängste einer gesamten Branche. Ich hoffe sehr, dass es nicht zur Umsetzung kommt“, so der CSU-Agrarsprecher. In Zeiten von gestörten Lieferketten, explodierenden Transportkosten und hoher Inflation sei dies der falsche Weg. Die wachsende Nachfrage nach Geflügelfleisch würde dann durch Länder mit weniger strengen Regeln abgedeckt. „Das dient weder unserer Ernährungssouveränität noch dem Tierwohl“, betonte Auerhammer.

Heimische Qualitätsproduktion nicht aufgeben

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ging vergangene Woche mit dem Eckpunktepapier hart ins Gericht. „Wer deutsche Putenhalter mit unsinnigen Regelungen zum Aufgeben zwingt, handelt unvernünftig", so der Parteichef der Freien Wähler. Die von den Grünen geforderten Verschärfungen würden zur Folge haben, dass viele heimische Betriebe ihre Qualitätsproduktion aufgäben und ausländisches Billigfleisch mit deutlich niedrigerem Tierschutz ins Land kommen würde.

Aiwanger teilt die Ausfassung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), dass es ausreichende Regeln für die deutsche Putenhaltung gibt. Diese seien bei der Besatzdichte, Fütterung und Belüftung weitaus strenger als bei den Hauptkonkurrenten aus Polen, Frankreich, Spanien, Italien oder Ungarn. Laut der Selbstverpflichtung liegt die maximale Besatzdichte und bei Beteiligung am Gesundheitskontrollprogramm je Quadratmeter nutzbarer Stallfläche für Putenhähne bei 58 kg Lebendgewicht, für Hennen bei 52 kg. Laut Özdemirs Eckpunktepapier sollen diese Grenzen für Hähne auf 40 kg/m2 und für Hennen 35 kg/m2 gesenkt werden, so dass weniger Tiere gehalten werden könnten.
AgE
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Kommentare 
maximilian schrieb am 28.03.2023 16:14 Uhrzustimmen(7) widersprechen(10)
Aiwanger ignoriert, dass es bei den derzeitigen freiwillig vereinbarten Haltungsvorgaben für die Putenhaltung in Deutschland zu gesundheitlichen Problemen der Puten kommt, wie sie das Eckpunktepapier des BMEL auflistet. Gesundheitliche Probleme der Puten sind tierschutzrelevant. Folglich ist Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir durch Art. 20a GG, in dem der Tierschutz als Staatsziel verankert ist, verpflichtet, die Haltungsbedingungen der Puten so zu verbessern, dass die gesundheitlichen Probleme der Puten künftig nicht mehr auftreten.
maximilian schrieb am 28.03.2023 16:11 Uhrzustimmen(8) widersprechen(14)
Herr Özdemir gehorcht nicht den NGO´s, sondern erfüllt seine Aufgabe, die sich aus dem Staatsziel Tierschutz ergibt, der im Grundgesetz in Art. 20a verankert ist.
maximilian schrieb am 26.03.2023 19:10 Uhrzustimmen(12) widersprechen(13)
Tierschutz ist Staatsziel und es ist die ständige Aufgabe der Bundesregierung den Tierschutz voranzubringen. Herr Özdemir kommt also mit der geplanten Haltungsverordnung für Puten seiner verfassungsmäßigen Aufgabe nach. Die freiwillige Vereinbarung zur Putenhaltung ist offensichtlich unzureichend, wie die gesundheitlichen Probleme, die im Eckpunktepapier genannt werden, belegen. Herr Auernhammer ist bayerischer Provinzpolitiker in der Opposition. Er ignoriert bewusst, das Leid der Puten unter den derzeitigen Haltungsbedingungen. Ich finde das unethisch und herzlos. Typisch CSU. Der Schutz der Tiere gilt für jedes einzelne Tier. Jeder Tierhalter ist verpflichtet, seine Tiere verhaltensgerecht unterzubringen, gemäß dem Tierschutzgesetz. Näheres wird die Haltungsverordnung für Putern regeln.
Arnold Krämer schrieb am 26.03.2023 15:24 Uhrzustimmen(9) widersprechen(13)
Tierrechts- und Tierschutz-Organisationen geben jetzt auch hier den Ton an und Cem kann garnicht anders als zu gehorchen. Es geht darum, den grundgesetzlichen Schutz der Tiere vollständig soweit "runterzubrechen", dass man für alle Tierarten die konkreten Tierhaltungsregelungen "beklagen" kann.
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