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18.08.2010 | 14:51

Regenwetter in Russland bringt die Agrarblase zum Platzen

Agrarmarkt-Telegramm

Welt: Globale Weizenernte unterschreitet um 20 Mio. t den Weltverbrauch

Die globale Weizenernte 2010/11 wurde vom US-Agrarministerium (USDA) im August um 15,3 Mio. t auf 645,7 Mio. t nach unten korrigiert. Damit verfehlt die Weizenernte das Vorjahresergebnis um 5,1 %. Der Weltverbrauch wurde wegen der Teuerung gegenüber der Julischätzung um 2 Mio. t nach unten auf 665 Mio. t revidiert. Die Welternte von Weizen bleibt um knapp 20 Mio. t hinter dem Verbrauch zurück. Die globalen Endvorräte bei Weizen werden auf knapp 174,8 Mio. schrumpfen, was rund 26,2 % des Weltverbrauchs entspricht. Im Juli wurden die Endvorräte noch auf 28 % und im Mai auf 30 % geschätzt.

Kurz: Nicht die knappen Lagervorräte als solche, sondern die ungleiche Verteilung und Konzentration der Weizenvorräte auf die USA treiben die Weizenpreise nach oben. Hinzu kommen eklatante Qualitätsprobleme im südosteuropäischen Raum, wo nahezu nur Futterqualitäten geerntet werden.


Welt: Höhere US-Maisernte kompensiert Rückgänge in den ehemaligen GUS-Staaten und der EU-27

Das USDA hat die Schätzung zur Weltmaisernte mit 831,6 Mio. t gegenüber Juli um 790.000 t leicht nach unten korrigiert. Einer um 3 Mio. t höheren Maisernte in den USA steht eine in gleichem Umfang geringere Ernte in den ehemaligen GUS-Staaten und eine um 1 Mio. t niedrigere Maisernte in der EU-27 gegenüber. Der Maisverbrauch wird mit 831,4 Mio. t um 0,6 Mio. t höher taxiert als im Vormonat, so dass die Lagerbestände von 139,2 Mio. t nur noch rund 16,7 % des Weltverbrauchs entsprechen. Dies ist auf jeden Fall ein Signal für feste Maispreise.


Welt: Niedrige Gerstenernte in Europa aufgrund Flächenrückgang und Trockenheit

Die globale Gerstenernte wurde vom USDA um 7,5 Mio. t gegenüber Juli zurückgenommen. Dabei werden in Russland wegen Dürre und Hitze eine um 3 Mio. t, in der EU-27 wegen Trockenheit in Nordwesteuropa und hoher Regenfälle in Osteuropa eine um 1,5 Mio. t und in der Ukraine ebenfalls eine um 1,5 Mio. t niedrigere Gerstenernte unterstellt. Um jeweils 0,5-0,6 Mio. t niedriger sind die Gerstenernten in Algerien und Kasachstan.

Kurz. Das niedrigere Ernteergebnis bei Gerste im Vorjahr wird nochmals unterschritten. Das bedeutet einen festen Preisverlauf für Gerste, wobei sich der Gerstenpreis in viehstarken Regionen über dem Futterweizenpreis ansiedeln könnte.


Welt: Globale Sojaernte leicht nach oben korrigiert - dennoch 2 % niedriger als im Vorjahr

Die globale Sojabohnenernte wurde vom USDA letzte Woche um 2,4 Mio. t auf 253,7 Mio. t angehoben, was ausschließlich auf eine höher erwartete Sojabohnenernte von 93,4 Mio. t in den USA zurückzuführen ist. Dennoch bleibt die weltweite Sojaernte vorläufig um 2 % hinter dem Vorjahresergebnis zurück, denn in Argentinien wird mit 50 Mio. t eine um 4,5 Mio. t niedrigere Sojaernte als im Vorjahr erwartet, die brasilianische Sojaernte soll um 4 Mio. t auf 65 Mio. t zurückgehen. Dem steht ein um über 3 Mio. t nach oben korrigierter weltweiter Verbrauch von knapp 251 Mio. t gegenüber, wobei der Mehrverbrauch im wesentlichen auf die Anhebung des Importbedarfs Chinas von 50 auf 52 Mio. t Sojabohnen zurückzuführen ist.


Welt: Raps- und Sonnenblumenernte erneut niedriger taxiert

Die globalen Ernten bei Raps und Sonnenblumen werden derzeit auf 57,6 Mio. t bzw. 33,3 Mio. t taxiert. Im Wesentlichen haben die Ernten in Zentral- und Osteuropa unter andauernden Regenfällen von Mitte Juli bis heute gelitten. Raps zeigt vermehrt Auswuchsschäden und vielfach um 1-2 % geringere Ölgehalte. Die Sonnenblumenbestände sind durch die Trockenheit in Russland und in der Ukraine vielerorts verkümmert und werden kaum normale Erträge bringen.


Russland: Getreideernte auf 59,5-63,5 Mio. t geschätzt - fast 40 % niedriger als im Vorjahr

Der führende Agraranalyst SovEcon (Moskau) hat die russische Getreideernte erneut auf jetzt 59,5-63,5 Mio. t nach unten revidiert. Danach würde die Missernte Russlands das Vorjahresergebnis um fast 40 % verfehlen. Laut SovEcon ging die Ernte auf einem Fünftel der Getreideanbaufläche Russlands verloren. Durch die Missernte kämen die Getreideexporte vermutlich ganz zum Erliegen, zumal auch die Gerstenernte durch die Dürre schwerere Schäden erlitten hatte, als zuvor angenommen wurde. Nach Angaben von SovEcon ist die Gerstenernte mit 8,7-9,3 Mio. t die niedrigste seit 40 Jahren.


Russland: Weizenernte Russlands unter 45 Mio. t - Exportchancen schwinden auf Null

Weite Teile Russlands litten letzte Woche immer noch unter extremster Hitze und Dürre, über 2.000 große Flächenbrände soll es seit Ausbruch der Dürre gegeben haben. Extrem nach unten korrigiert hat deshalb das USDA die Weizenernte in Russland um 15 % auf unter 45 Mio. t (-8 Mio. t) sowie der Weizenexport um 12 Mio. t auf nur 3 Mio. t. Der russische Agraranalyst SovEcon veranschlagt die Weizenernte dagegen nur noch auf 43-44 Mio. t - das wäre ein Rückgang von 30 % und würde den Exportspielraum quasi auf Null herunter drücken. Inzwischen wird Regenwetter für Russland vorausgesagt, wodurch sich die Getreideernte allerdings nicht erhöhen wird.


Russland: Verzögerte und eingeschränkte Herbstaussaat wegen Hitze und Bränden

Das bis Jahresende verhängte Exportverbot für russisches Getreide dürfte nach derzeitiger Lage eher verlängert als verkürzt werden. Denn Insider erwarten über die Missernte hinaus bereits erhebliche Verzögerungen und Einschränkungen bei der Herbstaussaat, weil wegen der Dürre vielerorts schlicht kein Feldaufgang zu erwarten ist.

Hinzu kommen zahlreiche Flächenbrände, die immer wieder auflodern. Das russische Agrarministerium rechnet wegen der Folgen von Hitze und Bränden unter pessimistischen Bedingungen mit einer Ausdehnung des Sommergetreideanbaus um 6 Mio. ha bei gleichzeitiger Einschränkung des Wintergetreideanbaus auf nur 12 Mio. ha (-35 %). Unter optimistischen Bedingungen erwartet das Ministerium eine Wintergetreidefläche von 16 Mio. ha (-15 %).

Im Vergleich dazu wurden in den letzten beiden Jahren auf 18,5 Mio. ha und im der Durchschnitt der letzten fünf Jahre 16,5 Mio. ha Wintergetreide angebaut. Für die nächsten zehn Tage werden Niederschläge in den besonders von Trockenheit betroffenen Gebieten Westrusslands erwartet. Ob sie dann ausreichen, bleibt abzuwarten. Laut russischem Agrarministerium wird der Weizen voraussichtlich in vielen Regionen kaum vor Anfang bis Ende September gedrillt werden können, weil die Ernte in vielen Regionen noch auf dem Halm steht.


Kasachstan: Getreide- und Weizenernte um 21 % bzw. 18 % niedriger als 2009

Laut Agrarministerium in Kasachstan wird die Getreideernte mit 15,4 Mio. t um 21 % niedriger ausfallen als 2009. Die Weizenernte Kasachstans veranschlagte das USDA auf zuletzt 11,5 Mio. t (-2,5 Mio. t), was einen Rückgang um 18 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dennoch wäre Kasachstans Versorgung keineswegs gefährdet, und auch die Exporte in Höhe von 8 Mio. t Getreide könnten aufrecht erhalten bleiben, weil rund 7 Mio. t Getreidevorräte aus dem Vorjahr zur Verfügung ständen, heißt es vom Agrarministerium.
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