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21.12.2016 | 20:42

Kann sich Raps von Sojabohnen 2017 abkoppeln?

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Rapsmarkt führte 2016 zunächst ein Schattendasein, zog Raps bis Mitte Juli nahezu im Gleichtakt mit Sojabohnen nach oben und nach unten.
Warenterminbörse Raps
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Entwicklung Matif-Rapspreis (c) proplanta

Anfang August kam der Stein ins Rollen, setzte sich Raps deutlich über dem Niveau von Sojabohnen ab, durchbrach beim Fronttermin in Paris Ende November die Marke von 400 EUR/t, Anfang Dezember von 410 EUR/t und kratzte Mitte Dezember die Marke von 420 EUR/t. Analysten sehen Potenzial bis 450 EUR/t, aber es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die das Kartenhaus schnell zu Fall bringen könnten.

Preistreiber bleibt die Knappheit bei Raps, erreichte die weltweite Rapsernte gerade 67,8 Mio. t gegenüber 70,2 Mio. t im Vorjahr und 71,5 Mio. t zuvor. Die Überhänge liegen weltweit nur knapp über 9 % des Weltverbrauchs. Dabei liegt die Ernte Kanadas offiziell mit 18,4 Mio. t auf Vorjahreslinie, wenngleich einige Analysten behaupten, die Ernte konnte über 19 Mio. t erreichen, da ein Teil der Rapsernte schlicht in Eis und Schnee noch auf dem Acker steht. Australiens Rapsernte überraschte dennoch mit 3,6 Mio. t, immerhin um 0,7 Mio. t höher als im Vorjahr, Regen und Frost konnten der Ernte offenbar wenig anhaben.

China, ein für Kanada wichtiger Rapsimporteur, soll mit 13,5 Mio. t Raps um 1,4 Mio. t unter der Vorjahresernte bleiben. Die Streitigkeiten mit China über Besatzgrenzen konnten bekanntlich beigelegt werden. Indien erreichte mit 6,8 Mio. t ein um 0,9 Mio. t besseres Ergebnis als im Vorjahr. In der EU-28 wurden wohl 20,0 Mio. t Raps gegenüber 22,4 Mio. t im Vorjahr geerntet. Die Ukraine liegt mit 1,2 Mio. t Raps weit unter dem Ergebnis von 1,7 Mio. t im Vorjahr. Dies bedeutet geringere Rapsexporte, aber einen gleichzeitig höheren Importbedarf der EU und Japans.

Kanadas Canola-Exporte sollen mit 9,7 Mio. t gut 0,6 Mio. t unter dem Vorjahresniveau bleiben, da mehr Canola selbst in Kanada verarbeitet wird. Die Ukraine kann mit 0,9 Mio. t etwa 0,5 Mio. t weniger Raps exportieren als im Vorjahr. Einzige Ausnahme bildet Australien, will der Kontinent mit 2,8 Mio. t rund 0,5 Mio. t mehr Raps exportieren als im Vorjahr.

In Europa sieht die Rapsversorgung ziemlich düster aus, an Importen aus Kanada und Australien führt kein Weg vorbei. Dennoch werden alle Importländer ihre Importziele knapp halten, außer Japan, das mehr Raps bzw. Canola importieren will. In der EU-28 rechnet der Handel inzwischen mit einem Importbedarf von 4,0 Mio. t, um 0,5 Mio. t höher als im Vorjahr und 1,4 Mio. t höher als ein Jahr zuvor. Die Rapsverarbeitung soll danach von 24,3 Mio. t im Vorjahr auf 23,1 Mio. t in der laufenden Saison fallen. Die Überhänge gehen von 1,3 Mio. t auf 0,9 Mio. t zurück.

Mit Blick auf die kommende Rapsernte dürfte der Rapsanbau in der EU-28 von 6,52 Mio. ha auf 6,63 Mio. ha ausdehnt worden sein. Dabei rechnet der Handel in Frankreich mit einem Flächenrückgang von 1,53 Mio. ha auf 1,45 Mio. ha, in Deutschland mit einem Anstieg von 1,33  Mio. ha auf 1,36 Mio. ha, wobei allerdings Umbruchschäden mit zu berücksichtigen sind, Polen dehnt die Rapsanbaufläche von 0,83 Mio. ha auf 0,89 Mio. ha aus, auch Rumänien und die baltischen Staaten erhöhen den Rapsanbau. Damit stiege der Anbau um 1,7 % in der EU, sofern sich die Zahlen später bestätigen sollten. Dies dürfte den Preisspielraum bei Raps leicht begrenzen.

Wichtiger Preistreiber bleibt auch Palmöl. Im November verzeichnete Malaysia die niedrigste Palmölproduktion seit 2010, lag die Produktion im November um 6 % unter der Vorjahresmenge. Auch im Dezember blieben Produktionszahlen schwach, nahmen aber auch die Palmölexporte Malaysias in Richtung Indien weiter ab. In Indien leiden etliche Palmölverarbeiter unter den Restriktionen der Bargeldversorgung seitens der Regierung, können teils keine Löhne gezahlt werden. Dadurch stockt die Produktion.

Die Palmölpreise fielen deshalb leicht zurück. Trotzdem dürften die Palmölpreise für die nächsten Wochen eine gute Unterstützung finden, weil das Angebot vergleichsweise gering ist. Die chinesischen Lagerbestände bei Palmöl liegen bekanntlich auf einem Langzeittief, zudem wird von Indien anhaltend hoher Importabruf erwartet.

Der Rohölpreis ist seit Oktober 2016, mit etlichen Rückschlägen natürlich, kontinuierlich gestiegen. Die Einigung der OPEC-Staaten und der non-OPEC-Staaten über eine Kürzung der Förderquoten trägt inzwischen Früchte und hat dazu geführt, dass der Rohölpreis ein Niveau zwischen 50-60 USD/Barrel erreicht hat. Insbesondere der Irak, der in den Vorwochen permanent die Fördermenge nach oben schraubte, akzeptiert geringere Förderquoten. Russland will die zugesagte Drosselung auch im zweiten Halbjahr 2017 fortführen, sofern sich die OPEC-Länder strikt an die Quotendisziplin halten.

Doch eine Garantie für steigende Rohölpreise gibt es nicht.
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