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24.05.2017 | 19:12

Mais-Fronttermin fällt auf 166,50 EUR/t zurück

Stuttgart/Paris/Chicago - Die internationalen Maismärkte gerieten unter Druck wegen verbesserter Crop-Ratings in den USA, erneut angekündigter Maisverkäufe Chinas aus Alt-Lagerbeständen und schwacher Vorgaben vom Ethanolmarkt.
Maispreis
(c) proplanta

Der Polit-Skandal Brasiliens und Kursverluste beim Real setzen den Maismarkt unter Druck. In der EU kochen Sorgen über Trockenheitsrisiken wegen der angekündigten Hitzewelle zum Wochenende hoch, ist es in Spanien, Teilen Frankreichs und Deutschlands zu trocken.

So notierte der Fronttermin bei US-Mais in Chicago bei 130,12 EUR/t (Freitag: 130,20 EUR/t), an der MATIF in Paris bei 166,50 EUR/t (Freitag: 168,50 EUR/t). Gleichzeitig fiel an der MATIF der Augusttermin um 1,75 EUR/t auf 173,00 EUR/t, der für November blieb bei 169,25 EUR/t stehen. Dabei tendierte Mais zuletzt leicht fester. Der Eurokurs lag heute Morgen bei 1,1179 USD/EUR. Dabei lagen die Preise des Handels für Mais zuletzt bei 159,00 EUR/t (Freitag: 162,00 EUR/t) FOB Bordeaux und 170,00 EUR/t (170,00 EUR/t) FOB Rhein sowie 188,00 EUR/t (Freitag: 186,00 EUR/t) FCO Süd-Oldenburg.

In den USA führte beständigeres Wetter zu einer Aufholjagd bei der Maisausaat, wurden laut Crop Progress Report 84 % der avisierten Maisanbaufläche gegenüber 71 % in der Vorwoche in den USA gedrillt, lag der Fortgang damit gleichauf mit dem Vorjahr und nur 1 % hinter dem Fünf-Jahresmittel. Dies kam für den Handel überraschend, hatte man Verzögerungen wegen der Staunässe vor allem im US-Bundesstaat Illinois erwartet. Auch das Crop-Rating gut-exzellent beurteilter Maisbestände stieg dort von 42 % letzte Woche auf zuletzt 52 %, Iowas Maisernte wurde mit 75 % gut-exzellenter Maisbestände beurteilt. Insofern relativeren sich die Befürchtungen darüber, der US-Mais käme nicht rechtzeitig in den Boden. Marktstützend wirkte die Prognose des USDA nach, soll die kommende US-Maisernte mit 357,3 Mio. t um über 7 % unter dem Vorjahresergebnis von 384,8 Mio. t zurückbleiben.

Besser entwickelte sich der Export von US-Mais letzte Woche, erreichten die Exporte mit 705.300 t (alte Ernte) gegenüber 277.700 t in der Vorvorwoche und 771.600 t zuvor wieder ein zumindest ordentliches Ergebnis. Aber die Vorlage von US-Präsident Donald Trump über die Neuverhandlung der NAFTA-Verträge mit Kanada und Mexiko, sollen Experten die Konditionen zugunsten der USA zügig überarbeiten, stieß in Kanada und vor allem Mexiko auf wenig Interesse. Das Brasilien keinen Mauerbau akzeptiert und auf südamerikanische Maisimporte umschwenkt, belegen Angaben über einen Deal von über 60.000 t Mais brasilianischem Ursprungs nach Mexiko.

Zudem belasten erneut Maisverkäufe Chinas aus der Ernte 2013 den Markt, weil diese auf Ramschniveau an Ethanol- und Futtermittelhersteller verschleudert werden. Angeblich sollen diese Woche 7 Mio. t China-Mais auf dem Weltmarkt zum Angebot kommen. Sorge bereitet natürlich der Importeinbruch bei Mais in China, will China seine hohen Maisbestände von 101,3 Mio. t bis zum Ende des WJ 2017/18 auf 81,3 Mio. t, sprich um 20 % abbauen. Chinas wird daher vermehrt überlagerten Mais am Weltmarkt zu Dumping-Preisen verschleudern, um die Mengen vor dem Verderb zu retten.

Rekordverkäufe an brasilianischem Mais erproben derzeit wohl die Exportteure am Zuckerhut. Bekanntlich brach letzte Woche der brasilianische Real nach Bekanntwerden des Skandals um Präsident Temer wegen Bestechlichkeit um knapp 8 % ein, wird dieser beschuldigt, möglicherweise Schweigegeldzahlungen an den ehemaligen Parlamentspräsidenten Eduardo Cuhna zugestimmt zu haben, wobei die Brüder Batista, die den weltweit größten Fleischkonzern JBS führen, im Rahmen einer Kronzeugen-Regelung gegen Temer aussagten. Die Gunst der Stunde nutzen Brasiliens Farmer für gigantische Maisverkäufe zu in Landeswährung sehr attraktiven Preisen. Inzwischen ist der Real zwar wieder um 1,5 % gestiegen, aber der Real kostet gut 6 % weniger als vor dem Skandal.

In Südamerika zeigen die Maisernten weiter nach oben, nachdem der Analyst Celeres mit seiner Prognose von 97,7 Mio. t für Brasiliens Maisernte den Maismarkt ein wenig auf den Kopf stellte, erhöhte die brasilianische Agrarbehörde Conab ihre Ernteprognose um 1,4 Mio. t auf 92,8 Mio. t nach oben. Zuletzt erhöhte Analyst Dr. Cordonnier seine Prognose für Brasiliens Maisernte auf 93 Mio. t, blieb aber unter der Mengenschätzung des USDA. Das USDA veranschlagte Brasiliens Maisernte bekanntlich um 2,5 Mio. t höher auf zuletzt 96,0 Mio. t und die Argentiniens um 1,5 Mio. t auf 40,0 Mio. t. Brasiliens und Argentiniens Maisexporte 2016/17, die von 32,0 Mio. t auf 34,0 Mio. t bzw. 26,0 Mio. t auf 27,5 Mio. t angehoben wurden, gegenüber 21,7 Mio. t bzw. 14,0 Mio. t im Vorjahr, dürften mit einer um 26 Mio. t auf 61,5 Mio. t gestiegenen Exportverfügbarkeit einhergehen. Brasiliens Agrarminister will zum Schutz der inländischen Maiserzeuger eine Importsteuer auf US-Ethanol zu erheben, im Gespräch ist weiterhin ein Steuersatz von 20 %, ist Brasilien für die USA ein wichtiger Importeur für Ethanol.

In der EU haben die Niederschläge letzte Woche nur wenig zur Verbesserung der Bodenfeuchte beigetragen. In Spanien und Teilen Frankreichs und Deutschlands blieb es nach wie vor zu trocken. Die für das Wochenende und die darauffolgende Woche angekündigte Hitzewelle könnte das Trockenheitsrisiko wieder verschärfen. Auch in Rumänien und auf dem Balkan ist es zu trocken. FranceAgriMer taxierte die Maisanbaufläche mit 1,39 Mio. ha um 2,3 % kleiner als im Vorjahr, bedingt durch Umbrüche wegen schlechten Feldaufgangs aufgrund von Trockenheit. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) geht von einem Rückgang der deutschen Maisanbaufläche um 2,9 % auf 2,49 Mio. ha aus.

Dabei bleiben die Prognosen für die kommende EU-Maisernte relativ hoch, veranschlagte die EU-Kommission diese mit 66,5 Mio. t  gegenüber 60,9 Mio. t im Vorjahr um 9,2 % höher. Die Kommission rechnet zudem mit von 11,6 auf 13,4 Mio. t leicht ansteigenden Maisvorräten in der EU. Aber das bleibt vorerst abzuwarten. Das USDA geht von einem geringeren Anstieg der EU-Maisernte aus, veranschlagte diese bekanntlich auf 63,5 Mio. t gegenüber 60,3 Mio. t im Vorjahr, einem Plus von 5,3 %.
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