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19.05.2017 | 18:06

Mais-Fronttermin gibt auf 168,50 EUR/t nach

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt wurde überschattet durch einen neuen Polit-Skandal Brasiliens, der der den brasilianischen Real um knapp 8 % nach unten beförderte und einen Exportboom dort auslöste. In den USA sorgt Schlechtwetter für Befürchtungen, dass Mais nicht rechtzeitig in Boden kommt. Frankeichs Maisanbau fällt leicht zurück, Regenwetter verzögert Maisaussaat in Nord- und Osteuropa.
Mais-Fronttermin
(c) proplanta

So notierte der Fronttermin bei US-Mais in Chicago bei 130,20 EUR/t (Mittwoch: 130,23 EUR/t), an der MATIF in Paris bei 168,50 EUR/t (Mittwoch: 169,50 EUR/t). Gleichzeitig fielen an der MATIF der Augusttermin um 0,75 EUR/t auf 174,75 EUR/t und der für November um 1,00 EUR/t auf 169,25 EUR/t. Dabei tendierte Mais zuletzt leicht fester. Der Eurokurs blieb heute Morgen bei 1,1112 USD/EUR stehen.

Dabei lagen die Preise des Handels für Mais zuletzt bei 162,00 EUR/t (Mittwoch: 163,00 EUR/t) FOB Bordeaux und 170,00 EUR/t (172,00 EUR/t) FOB Rhein sowie 186,00 EUR/t (Mittwoch: 186,00 EUR/t) FCO Süd-Oldenburg.

In den USA holte letzte Woche die Maisaussaat zwar kräftig auf, diese Woche verringerten ständige Regenfälle, besonders im US-Bundesstaat Illinois, das Aussaattempo gehörig, was die CBoT in Chicago am Lake Michigan mit Kursbefestigungen quittierte. Nicht nur die Bestände stehen schlechter da als im Vorjahr, wurden zuletzt nur 42 % der Maisbestände als gut-exzellent beurteilt, gegenüber 68 % im Vorjahr.

Die Besorgnis darüber wächst, dass der Mais nicht rechtzeitig in den Boden kommt, weil die Wetterprognosen zunächst im nördlichen, danach im südlichen Midwest, ergiebige Regengebiete ankündigen, wodurch womöglich doch noch mehr Sojabohnen zum Anbau kommen. Insofern erwartet der Handel auch, dass der Fortgang bei der US-Maisaussaat von 71 % Anfang der Woche nur leicht erhöhen dürfte. Marktstützend wirkte die Prognose des USDA, soll die kommende US-Maisernte mit 357,3 Mio. t um über 7 % unter dem Vorjahresergebnis von 384,8 Mio. t zurückbleiben.

Negative Zahlen für den Markt lieferte Ethanol, stieg die Produktion um 21.000 Barrel/Tag  auf wieder 1,03 Mio. Barrel/Tag an, gingen aber auch die Bestände um 359.000 Barrel auf 23,4 Mio. Barrel nach oben. Dabei kam diese Woche etwas Unterstützung vom Rohöl. Dabei konnte Rohöl leicht zulegen, stieg der Junitermin heute Morgen für Brent um 2,9 % auf 52,91 USD/Barrel (Mittwoch: 51,42 USD/Barrel), der Maitermin für WTI um 3,3 % auf 49,80 USD/Barrel (Mittwoch: 48,22 USD/Barrel).

Etwas mehr Schwung verzeichnete die Exportentwicklung, erreichten die Exporte mit 705.300 t (alte  Ernte) gegenüber 277.700 t in der Vorwoche und 771.600 t zuvor wieder ein zumindest ordentliches Ergebnis. Aber der Schock sitzt tief, registrierte der US-Handel einen Deal über 60.000 t Mais brasilianischem Ursprungs nach Mexiko, den bisherigen Hauptimporteur für US-Mais und hinterlässt die bisherige Politik des US-Präsidenten Donald Trumps immer tiefere Spuren beim Nachbarland Mexiko, welches sich auf Importe aus Brasilien schlagartig umorientiert.

Dabei kommt der Polit-Skandal Brasiliens gerade recht, kann Mexiko noch billiger Mais aus Brasilien kaufen, brach der brasilianische Real nach Bekanntwerden des Skandals um Präsident Temer wegen Bestechlichkeit um knapp 8 % ein, wird dieser beschuldigt, möglicherweise Schweigegeldzahlungen an den ehemaligen Parlamentspräsidenten Eduardo Cuhna zugestimmt zu haben, wobei die Brüder Batista, die den weltweit größten Fleischkonzern JBS führen, im Rahmen einer Kronzeugen-Regelung gegen Temer aussagten. Die Gunst der Stunde nutzen Brasiliens Farmer für gigantische Maisverkäufe zu in Landeswährung sehr attraktiven Preisen.

In Südamerika zeigen die Maisernten weiter nach oben, nachdem der Analyst Celeres mit seiner Prognose von 97,7 Mio. t für Brasiliens Maisernte den Maismarkt ein wenig auf den Kopf stellte, erhöhte die brasilianische Agrarbehörde Conab ihre Ernteprognose um 1,4 Mio. t auf 92,8 Mio. t nach oben.

Das USDA folgte bekanntlich beiden Prognosen nicht, sondern veranschlagte Brasiliens Maisernte um 2,5 Mio. t höher auf 96,0 Mio. t und die Argentiniens um 1,5 Mio. t auf 40,0 Mio. t. Brasiliens und Argentiniens Maisexporte 2016/17, die von 32,0 Mio. t auf 34,0 Mio. t bzw. 26,0 Mio. t auf 27,5 Mio. t angehoben wurden, gegenüber 21,7 Mio. t bzw. 14,0 Mio. t im Vorjahr, dürften mit einer um 26 Mio. t auf 61,5 Mio. t gestiegenen Exportverfügbarkeit einhergehen. Brasiliens Agrarminister drängt weiterhin darauf, zum Schutz der inländischen Maiserzeuger eine Importsteuer auf US-Ethanol zu erheben, im Gespräch ist ein Steuersatz von 20 %. Brasilien ist für die USA ein wichtiger Importeur für Ethanol, liefern die USA gut ein Drittel ihrer Gesamtexporte bei Ethanol nach Brasilien.

Sorge bereitet ganz sicher der Importeinbruch bei Mais in China, will China seine hohen Maisbestände von 101,3 Mio. t bis zum Ende des WJ 2017/18 auf 81,3 Mio. t, sprich um 20 % abbauen. Chinas wird vermehrt überlagerten Mais am Weltmarkt zu Dumping-Preisen verschleudern, um die Mengen vor dem Verderb zu retten. Wesentliche Abnehmer werden die Ethanol- und Futtermittelindustrie sein.

In der EU-28 erhöhten zwar ergiebige Regenfälle von Südspanien bis nach Tschechien erneut die Wachstumschancen für Mais, verzögerten aber gleichzeitig die fortschreitende Aussaat. In Spanien, Nordfrankreich, Belgien, Nordwestdeutschland, Italien und auf dem Balkan bis nach Bulgarien war es bis zur Wochenmitte deutlich zu trocken, die Niederschläge gestern und heute sollten die Wachstumsbedingungen verbessert haben. In Frankreich veranschlagte FranceAgriMer die Maisanbaufläche mit 1,39 Mio. ha um 2,3 % kleiner als im Vorjahr, bedingt durch Umbrüche wegen schlechten Feldaufgangs aufgrund von Trockenheit. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) geht von einem Rückgang der deutschen Maisanbaufläche um 2,9 % auf 2,49 Mio. ha aus.

Dabei bleiben die Prognosen für die kommende EU-Maisernte relativ hoch, veranschlagte die EU-Kommission diese mit 66,5 Mio. t gegenüber 60,9 Mio. t im Vorjahr um 9,2 % höher. Die Kommission rechnet zudem mit von 11,6 auf 13,4 Mio. t leicht ansteigenden Maisvorräten in der EU. Das USDA veranschlagte die EU-Maisernte bekanntlich auf 63,5 Mio. t gegenüber 60,3 Mio. t im Vorjahr, einem Plus von 5,3 %. Die EU-Maisimporte blieben mit knapp über 10,2 Mio. t um 16,0 % hinter dem Vorjahresergebnis von knapp 11,9 Mio. t zurück, dabei importierte die EU zuletzt knapp 200.000 t Mais gegenüber 265.000 t zuvor.
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