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10.05.2017 | 17:45

Mais kann sich bei 173,75 EUR/t halten

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt erhielt vor Veröffentlichung des WASDE-Report heute Abend Unterstützung von erneut regnerischen Wettermeldungen im US-Corn-Belt, auch der gestiegene Rohölpreis unterstützte Mais.
Maispreis Trend
(c) proplanta

Für Druck sorgte Brasiliens Maisernte, die erneut höher ausfallen soll. In Frankreich geht der Maisanbau zurück, kaltnasse Witterung verzögert die Maisaussaat in der EU. So notierte der Fronttermin bei US-Mais in Chicago bei 129,57 EUR/t (Freitag: 128,62 EUR/t), an der MATIF in Paris bei 173,75 EUR/t (Freitag: 173,75 EUR/t). Gleichzeitig stagnierten an der MATIF der Augusttermin bei 178,50 EUR/t und der für November bei 170,75 EUR/t. Dabei tendierte Mais zuletzt seitwärts. Dabei tendierte Mais zuletzt seitwärts.

Der Eurokurs fiel heute Mittag auf 1,0885 USD/EUR. In den USA beeinträchtige den Maismarkt erneut das Wetter, soll nach Schneeregen und Überschwemmungen Anfang Mai das Wetter wieder regnerischer werden, was die Aussicht auf eine zügige Maisaussaat trübt. Dabei ermittelten die Experten im letzten Crop Progress Report den Fortgang mit 47 % bei der US-Maisaussaat, was zwar 3 % über den Erwartungen des Handels lag, aber 5 % Rückstand zum Fünf-Jahresmittel und 14 % zum Vorjahr bedeutet.

Noch ist die Binnen-Schifffahrt am Mississippi wegen Hochwasser eingeschränkt, besteht Sorge darüber, welcher Aufgang bei teilüberspülten Maisflächen im Corn-Belt noch zu realisieren ist. Weitere Regenfälle, wie im südlichen und mittleren Corn-Belt angekündigt, machen eine Neuansaat unmöglich und verzögern die Maisaussaat auch in anderen Gebieten. Auf einem andern Blatt stehen die Prognosen des WASDE-Report heute Abend, mit neuen Zahlen zur Entwicklung der Maisvorräte zur alten und kommenden Maisernte, die nach Einschätzung des Handels allesamt nach oben zeigen.

Spannend sind vor allem die Prognosen zur Ernte 2017/18, die in der Mai-Prognose üblich neu aufgenommen werden und Rückschlüsse auf die erwarteten Maisernten in den USA, China, EU und am Schwarzmeer zulassen. Dabei werden in den USA, EU und am Schwarzmeer höhere Maisernten erwartet. Der Maisexport in den USA lag noch im grünen Bereich, erreichten die Exporte letzte Woche mit 771.600 t gegenüber 987.900 t in der Vorvorwoche und 756.400 t zuvor ein mittleres Ergebnis. Auch die wöchentlichen Zollkontrollen lassen erneute gute Exporte erwarten. Vorausgegangen waren Importbrüche Chinas und Mexikos, lagen die Maisimporte Chinas im März 2017 nur bei 5.262 t, über 99 % niedriger als im März 2016.

Die Importeinbrüche Chinas kamen nicht überraschend, muss sich Asiens Großmacht selbst von eigenen überlagerten Maisbeständen entledigen, um diese vor dem Verderb zu retten. Für Überraschung sorgte China vielmehr mittels einer gigantischen Ausschreibung von letztlich knapp 2,2 Mio. t China-Mais der 2,5 Mio. t überständiger Vorräte, die bei Futtermittel-, Ethanol- und Stärkeindustrie Käufer fanden, weil sie zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt angeboten wurden.

Kompliziert bleibt die Lage bei US-Ethanol, ging die Produktion zwar von 987 Mio. Barrel/ Tag in der Vorwoche auf 986 Mio. Barrel/Tag zurück, stiegen aber die Bestände von zuvor 23,27 Mio. Barrel auf 23,29 Mio. Barrel weiter an. Druck kommt weiter vom Rohöl und Ölschiefer, maßgeblich aus den USA. Zwar konnte Rohöl leicht zulegen, stieg der Junitermin heute Mittag für Brent um 1,4 % auf 49,03 USD/Barrel (Freitag: 48,36 USD/Barrel), der Maitermin für WTI um 1,9 % auf 46,22 USD/Barrel (Freitag: 45,36 USD/Barrel). Doch geht Nigeria mit dem sabotierten Forcado Exportterminal wieder an den Markt und fährt Libyen seine Rohölexporte wieder auf 800.000 Barrel/Tag hoch.

Die USA erhöhen derzeit fast im Wochentakt die Rohölfördermenge um 100.000 Barrel/Tag, erwartet das US-Energieministerium einen Anstieg auf 9,8 Mio. Barrel/Tag bis Jahresende und bis Ende 2018 auf knapp 10,4 Mio. Barrel/Tag, was unweigerlich zu einer gewaltigen Überproduktion der Welt-Rohölfördermenge führen wird.

In Südamerika stellte der Analyst Celeres mit seiner Prognose von 97,7 Mio. t für Brasiliens Maisernte den Maismarkt auf den Kopf, hatten andere Analysten ein Niveau von leicht über 94 Mio. t erwartet. Damit wurde die bisherige Rekordprognose auch des USDA für Brasiliens Maisernte von 93,5 Mio. t überholt, die Safrinha-Maisernte ließ bisherige Prognosen weit hinter sich, was den Exportdruck Brasiliens noch weiter erhöhen dürfte. In Argentinien blieben die Schätzungen zuletzt mit unverändert 38,5 Mio. t weniger optimistisch. Brasiliens und Argentiniens Maisexporte, die bisher mit 32,0 Mio. t bzw. 26,0 Mio. t veranschlagt wurden, dürften danach noch um 4 Mio. t steigen, gegenüber 21,7 Mio. t bzw. 14,0 Mio. t im Vorjahr, wodurch sich die Exportverfügbarkeit um 26 Mio. t auf 62,0 Mio. t erhöhen könnte.

Spannend bleibt daher heute Abend die Schätzung des USDA, die mehr Aufschluss über die Mais-ernten in den USA und Südamerika liefern dürften. Brasiliens Agrarminister drängt weiterhin darauf, zum Schutz der inländischen Maiserzeuger eine Importsteuer auf US-Ethanol zu erheben, im Gespräch ist ein Steuersatz von 20 %. Brasilien ist für die USA ein wichtiger Importeur für Ethanol, liefern die USA gut ein Drittel ihrer Gesamt-exporte bei Ethanol nach Brasilien.

In der EU machte die Aussaat von Mais nach den heftigen Niederschlägen letzter Woche wieder Fortschritte, erreichten die Bodentemperaturen in Westeuropa 8°C bis teils 15°C im Süden, dagegen nur leicht über 6°C im Nordosten. Die Kältewelle vom 19.-21. April mit Nachfrösten bis zu -4 bis 8°C hatte in den Frühgebieten wie am Oberrhein nur partiell zum Umbruch früh gedrillter Maisbestände geführt. Für die zweite Wochenhälfte drohen erneut ergiebige Regenfälle und Gewitter, welche die Maisaussaat behindern dürfte.

Trotzdem bleiben die Prognosen für die kommende EU-Maisernte relativ hoch, veranschlagte die EU-Kommission diese mit 66,5 Mio. t  gegenüber 60,9 Mio. t im Vorjahr um 9,2 % höher, wohingegen der Handel bisher nur von 60,8-61,0 Mio. t, vergleichbar dem Vorjahr, ausging. Die Kommission rechnet zudem mit von 11,6 auf 13,4 Mio. t leicht ansteigenden Maisvorräten in der EU.

Der Internationale Getreiderat (IGC) beließ bekanntlich seine Prognose zur EU-Maisernte bei 63,0 Mio. t gegenüber 60,5 Mio. t im Vorjahr. In Frankreich soll die Maisfläche durch Kälte und Trockenheit auf 1,39 Mio. ha zurückgefallen sein gegenüber avisierten 1,45 Mio. ha und 1,42 Mio. ha im Vorjahr. Nach der Trockenheit in Spanien bleibt zudem fraglich, ob die bisher hoch angesetzten Prognosen belastbar bleiben. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) ging von einem Rückgang der Maisanbaufläche um 2,9 % auf 2,49 Mio. ha aus. Dabei laufen die Prognosen von Coceral und anderen Analysten auf einen Körnermais-anbau von 416.000 ha hinaus. Mit Spannung wird heute Abend das Ergebnis des WASDE-Reports auch für die EU-Maisernte erwartet.
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