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08.02.2017 | 17:15 | Warenterminbörse 

Mais legt auf 172,00 EUR/t zu

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt erhielt Auftrieb durch hohe Maisexporte und rekordhohe Verarbeitungszahlen bei Ethanol in den USA, gute Exportperspektiven nach Südafrika und einer Absenkung der Maisüberhänge in Brüssel.

Maispreis
(c) proplanta

Zusätzlich torpedierte Regenwetter in Argentinien und Brasilien den Markt nach oben, Mexiko sucht seit dem politischem Streit mit den USA nach anderen Maislieferanten in Südamerika und anderswo. Die EU fährt die Maisimporte spürbar zurück. Der bei knapp 1,07 USD/EUR stehende Eurokurs verteuerte Maisimporte in die EU. So notierte der Fronttermin bei Mais in Chicago bei 136,15 EUR/t (Freitag: 134,45 EUR/t) und in Paris bei 172,00 EUR/t (Freitag: 170,25 EUR/t).

In den USA sorgten hohe Exporte bei US-Mais und hohe Verarbeitungszahlen bei Ethanol für höhere Terminkurse in Chicago, erreichten die Exporte bei US-Mais letzte Woche mit 1.143.000 t gegenüber 1.340.000 t  in der Vorvorwoche und 1.367.600 t zuvor wieder ein sehr gutes Ergebnis und ergab die Exportinspektion diese Woche ein gutes Ergebnis mit über 1,1 Mio. t Mais. Unterstützt wurden die Exporte bis dato durch einen schwächeren US-Dollar, der zuletzt wieder stieg. Auch profitierten die Maiskurse von einer guten US-Ethanolproduktion, lag diese mit 1,06 Mio. Barrel/Tag auf neuem Rekordniveau, wenn auch die Ankündigung der US-Umweltbehörde EPA über eine verzögerte Einführung des Renewable Fuel Standard (RFS) Unruhe stiftete.

Der Handel rechnet daher mit einer Korrektur der Überhänge bei US-Mais im morgigen WASDE-Report. Dagegen belasteten in den USA ein steigendes  Absatzrisiko für US-Mais nach Mexiko den Maismarkt, steht US-Präsident Donald Trump durch den avisierten Mauerbau zu Mexiko und Aufkündigungsabsichten der NAFTA-Verträge (1989) mit Kanada und Mexiko in heftiger Kritik, stehen immerhin 50 % der US-Maisexporte auf dem Spiel, was Investmentfonds letzte Woche mit der Auflösung von Short-Positionen quittierten.

Positive Nachrichten gab es aus Südafrika, will die Regierung dort bis zu 1,3 Mio. t GMO-Mais aus den USA zu importieren, was die Kurse in Chicago spürbar stabilisierte. Die Ausbreitung des Armyworms könnte dort weitere Maisbestände vernichten und den Importbedarf erhöhen, ist die Gefahr vergleichbar mit Heuschreckenplage, wurden in der Vergangenheit wie 2002 bzw. 2006 Tausende von Hektar Mais vernichtet. Auch China fährt den Maisanbau zurück, rechnet Informa Economics mit einer Flächenreduktion von 36,8 Mio. ha auf 34,0 Mio. ha, hat Chinas Regierung den Garantiepreis für Mais wegen Überproduktion und gestiegener Vorräte gesenkt. Andere Analysten erwarten dort eine Anbaueinschränkung um 670.000 ha bzw. 4 %.

Der Wettermarkt Südamerika flackert wieder auf, sollen ergiebige Regenfälle im Norden Brasiliens die Aussaat der Safrinha-Maisernte behindern und Argentiniens Überschwemmungsgebiete erneut getroffen haben. Fakt ist, dass Argentiniens Mais-Aussaat mit 99 % Aussaatfortschritt nahezu abgeschlossen wurde, junge Maisbestände mit Fehlstellen auf Staunässe regieren können. Aber der Ernterückgang in Argentinien ist bereits am Markt eingepreist, korrigierte der Analyst Informa Econmics seine Prognose zur argentinischen Maisernte um 0,8 Mio. t auf 35,2 Mio. t nach unten. Vermutlich wird das USDA im morgigen WASDE-Report auch Argentiniens Maisernte herabstufen, nachdem im Januar die Prognose bei 36,5 Mio. t gegenüber 29,0 Mio. t im Vorjahr lag.

In Brasilien stehen die Zeichen dagegen für eine Rekordernte bei Mais, hob der Analyst Informa Econmics seine Prognose zur brasilianischen Maisernte um 2,0 Mio. t auf 89, Mio. t an, während das brasilianische Getreideamt Conab unverändert 84,5 Mio. t erwartet. Im Vorjahr lag Brasiliens Maisernte bei 67 Mio. t. Der Handel erwartet ein drastischen Anstieg der Maisexporte Brasiliens, nachdem im Vorjahr Brasilien sogar Mais importieren musste, da die Safrinha-Ernte fehlschlug.

In der EU-28 blieben die Maispreise stehen, wobei der schwächere Euro von 1,0664 USD/EUR die Importe leicht verteuerte. In Bordeaux kostete EU-Mais zuletzt um 168,00 EUR/t (Freitag: 168,00 EUR/t), am Rhein rund 171,00 EUR/t (Freitag: 170,00 EUR/t) und Süd-Oldenburg 180,00 EUR/t (Freitag: 182,00 EUR/t) FCO Lager. Die Maisimporte in die EU betrugen letzte Woche 347.000 t Mais an, hinken jedoch trotz schwacher EU-Maisernte mit gut 6,3 Mio. t um 23 % hinter dem Vorjahresergebnis von 7,7 Mio. t zurück. Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ging der Einsatz von Mais im Mischfutter von Juli-Oktober 2016 um 10,5 % zurück, der von Weizen stieg um 13,3 %.

Der Trend dürfte über den Jahreswechsel weiter angehalten haben. FranceAgriMer setzte Frankreichs Maisüberhänge um 11% nach unten. Die EU-Kommission korrigierte ihre Anfangsbestände bei Mais um 3 Mio. t nach unten, was geringere Maisvorräte in der EU bedeutet. Weiter spannend bleibt die Anbauentwicklung bei EU-Mais zur Ernte 2017/18, erwartet die EU-Kommission ein Anbauplus von 0,5 Mio. ha, so dass bei rund 9,0 Mio. ha. Anbaufläche und einem Durchschnittsertrag von einem Produktionsanstieg um knapp 6 Mio. t auf knapp 66 Mio. t EU-Mais auszugehen ist.

Am Schwarzmeer grassiert derzeit eine heftige Kältewelle mit Minusgraden von bis zu -20°C im Süden der Ukraine und den Baltic-Staaten. Angesichts Frost und Nebel sind auch die Exporte vom Schwarzmeer zurückgegangen, mit Ausnahme von Mais, verluden ukrainische Händler letzte Woche 440.000 t Mais, nach 410.000 t Mais in der Vorvorwoche und 500.000 t zuvor, Russland exportierte 100.000 t Mais, nach 125.000 t Mais in der Vorvorwoche und 110.000 t zuvor. Der neue Kälteeinbruch in der Ukraine und die neuerlichen Unruhen zwischen Russland und der Ukraine, könnten allerdings höhere Exporte vom Schwarzmeer einbremsen.

Tendenz: Der Maismarkt wird gestützt durch hohe US-Maisexporte und eine starke Ethanolproduktion in den USA, während in der EU ohnehin knappe Maisbestände im Mischfutter durch Futterweizen verdrängt werden. Der leicht gefallene Eurokurs verteuert Maisimporte in die EU. Brasiliens Maisernte wird im Frühjahr für Preisdruck sorgen. Kommt es zwischen den USA und Mexiko zum Eklat, ist massiver Preisdruck zu erwarten.
proplanta
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