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08.03.2017 | 17:45

Mais: Neuer Fronttermin bröckelt bei 175,00 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt vollzieht gerade einen Spagat zwischen Preishoffnungen über höhere Beimischungsmandate zur Ethanol-Produktion in den USA und immer höheren Prognosen zur südamerikanischen Maisernte, nachdem auch Mexiko den Maisanbau ausdehnen will. In Europa steht eine um 10 % höhere Maisernte als im Vorjahr auf dem Plan, mehr Druck bei Mais ist vom Schwarzmeer zu erwarten.
Maispreis
(c) proplanta

So notierte der Fronttermin bei US-Mais in Chicago bei 137,44 EUR/t (Freitag: 139,21 EUR/t), für Mai bei 139,77 EUR/t (Freitag: 141,73 EUR/t) und für September bei 144,81 EUR/t (Freitag: 146,50 EUR/t). An der MATIF in Paris lag EU-Mais beim neuen Fronttermin Juni bei 175,00 EUR/t (Freitag: 177,00 EUR/t), für August bei 178,50 EUR/t (Freitag: 179 EUR/t) und für November bei 174,00 EUR/t (Freitag: 174,25 EUR/t). Dabei tendierte Mais zuletzt leicht schwächer.

In den USA beherrschte nach wie vor die Diskussion über eine mögliche Anhebung  der Beimischungsmandate für die Biokraftstoffherstellung die Szene, dabei ist noch unklar, inwieweit die Beimischungsvariante B15 zum Zuge kommt oder nicht, werden bisher 43 % des US-Mais zu Ethanol verarbeitet. Die US-Regierung bestätigte letzte Woche zumindest diese Pläne nicht, möglicherweise stehen die überquellen US-Rohöllagervorräte, die Reaktivierung vieler Rohölbohrlöcher und der stark expandierende Schieferölabbau in den USA dem entgegen, geht es um milliardenschwere Geschäftsinteressen der US-Petroleum-Industrie.

Laut US-Energieministerium ist die Anzahl aktiver Ölbohranlagen (Oil-Rig-Count) in der vergangenen Woche von 602 auf 609 angestiegen. 2017 wird ein starker Anstieg der amerikanischen Ölförderleistung erwartet. Dies hinterlässt offenbar Spuren im US-Bio-Rohstoffsegment. So verzeichnete die von Oktober 2016 bis Januar 2017 boomende Ethanol-Produktion bereits im Februar einen Dämpfer, fiel die Produktion von 1,051-1,061 Mio. Barrel/Tag im Januar/Februar auf zuletzt 1,034 Mio. Barrel/Tag zurück.

Auch Maisexporte konnten in den USA letzte Woche wenig überzeugen, erreichten diese mit 692.400 t gegenüber 743.100 t in der Vorvorwoche und 783.500 t zuvor höchstens Mittelmaß. Dabei übersteigen im WJ bisher die Gesamtbuchungen bei US-Mais mit über 42 Mio. t um 16,3 Mio. t den Vorjahresstand, aber die Maisüberhänge bleiben in den USA vorerst weiter zu hoch. Jedoch lagen die aktuellen Exportinspektionen mit 1.444.972 t sehr deutlich über dem Vorwochenniveau. Die Lagerbestände an US-Mais werden vom US-Handel mit 2.317 Mio. Bushel geringfügig niedriger als im Vormonat von 2.320 Mio. Bushel geschätzt, mehr Klarheit darüber sollte der morgen erscheinende WASDE-Report bringen.

Wichtiger Importeur Mexiko von US-Mais will den Maisanbau kräftig ausdehnen, erreichte die mexikanische Mais-ernte in den letzten beiden Jahren bereits 26 Mio. t und lagen die Importe bei jeweils 14 Mio. t , halten Analysten 28 Mio. t zur neuen Saison für realistisch. Wenig absatzfördern wirkt in den USA die Ausbreitung der Vogelgrippe, mussten im US-Bundesstaat Tennessee 73.500 Tiere gekeult werden. Optimistisch stimmte den US-Handel weiterhin die Entwicklung in Südafrika, wo die Ausbreitung des Armyworms noch Tausende von Hektaren an Maisbeständen vernichten könnte und steigenden Importbedarf zur Folge hätte, soll Südafrikas Maisernte im April starten.

Doch inzwischen fährt Südamerika mächtige Geschütze auf dem Maismarkt auf. Die Aussaat der Safrinha-Maisernte in Brasilien ist trotz starker Regenfälle zügig vorankommen. Laut AgRural lag der Aussaatfortschritt zuletzt bei 75 %, was den Vorjahresstand um 7 % toppen würde. Dementsprechend korrigierten Analysten Brasiliens Maisernte weiter nach oben, rechnete FC Stone zuletzt mit 93,3 Mio. t, rund 1,8 Mio. t über der Februarschätzung und 6,8 Mio. t höher als die Februar-Prognose des USDA,. Der Analyst Agroconsult veranschlagte bereits letzte Woche die brasilianische Maisernte auf 93 Mio. t, was weit über den Erwartungen des ICG von 87,4 Mio. t und dem USDA von 86,5 Mio. t (Vorjahr: 67,0  Mio. t) hinausgeht. Morgen erscheint bekanntlich der WASDE-Report von März, wo sicher Brasiliens Maisernte nach oben korrigiert werden dürfte. Brasiliens Real befindet sich wieder einmal im Sinkflug, wodurch die Inlandspreise auch für Mais gestiegen sind, was den Farmer dort bei Verkäufen zu Gute kommt, gäbe es nicht Probleme mit der Logistik wegen versperrter Straßen durch Überschwemmungen zu den Häfen.

Auch in Argentinien werden höhere Erntemengen bei Mais erwartet. Laut der Getreidebörse in Buenos Aires könnte sich die Maisernte auf bis zu 37 Mio. t belaufen, ging Agroconsult gar von einer Maisernte von 40 Mio. t aus, der IGC sogar von 42,5 Mio. t, während das USDA im Februar Argentiniens Maisernte auf 36,5 Mio. t (Vorjahr: 29,0  Mio. t) taxierte.

In der EU-28 spricht weiterhin vieles für einen Anstieg der Maisaussaatfläche. Die EU-Kommission veranschlagte die kommende EU-Maisernte von bisher knapp 66 Mio. t auf nunmehr 66,6 Mio. t, gegenüber 60,4 Mio. t im Vorjahr. Im WJ 2016/17 soll der Maisverbrauch in der EU-28 mit kleinen Exporten auf 74,6 Mio. t ansteigen, wobei die Überhänge von knapp 12,6 Mio. t auf knapp 11,1 Mio. t zurückgehen. In der kommenden Saison 2017/18 erwartet Brüssel einen Verbrauchsanstieg auf 76,4 Mio. t, wobei die Überhänge wegen der höheren Maisernte dann auf 13,7 Mio. t wieder ansteigen sollen.

Die Maisimporte in die EU blieben trotz schwacher Ernte mit knapp 7,3 Mio. t um 23 % hinter dem Vorjahresergebnis von 9,5 Mio. t zurück. Mit Blick auf Deutschland rechnet das Deutsche Maiskomitee in Bonn keineswegs mit einem Anstieg der Maisanbaufläche, geht danach der Anbau von Körnermais wegen unattraktiver Preise zurück und hält der Anbau von Silomais nur knapp den Vor-jahresstand. Dabei lagen die Preise des Handels für Mais zuletzt bei 170,00 EUR/t (Freitag: 171,00 EUR/t) FOB Rouen und 184,00 EUR/t (Freitag: 184,00 EUR/t) FCO Südoldenburg.
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