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11.01.2017 | 18:00

Mais verharrt bei 169,00 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt wird durch immens hohe Erwartungen bei der brasilianischen Maisernte überschattet. Der gefallene Rohölpreis schlägt sich auf geringere Ethanol-Preise nieder.
Maispreis Warenterminbörse
(c) proplanta

Die US-Maisexporte blieben moderat, rechnet der Handel mit leicht steigendenden Überhängen bei US-Mais und einer stärkeren Nachfrage nach billigem Mais aus Brasilien. So notierte der Fronttermin bei Mais in Chicago bei 133,60 EUR/t (Freitag: 134,40 EUR/t) und in Paris bei 169,00 EUR/t (Freitag: 169,75 EUR/t).

In den USA verdarben schwache Maisexporte und zunehmende Konkurrenz aus Brasilien den Exporteuren die Laune, erreichten diese mit 429.000 t gegenüber 1.004.815 Mio. t in der Vorwoche und 1.495.400 t zuvor trotz niedrigerem Dollarkurs ein schwaches Ergebnis. Dies ließ gleichfalls Befürchtungen über leicht höhere Überhänge bei US-Mais aufkommen, wird der morgige WASDE-Report darüber Auskunft geben. Dies ungeachtet der Tatsache, dass die US-Exporteure bisher mit 62 % realisierter Maisexporte das Fünf-Jahresmittel um 5 % übertrafen. Die wöchentliche Exportinspektion für US-Mais lag gestern mit 876.562 t spürbar höher.

Der internationale Maismarkt wurde durch höhere Verarbeitungszahlen bei US-Ethanol unterstützt, stieg die Produktion um 15.000 Barrel/Tag im Vergleich zur Vorwoche und erreichte 1,043 Mio. Barrel/Tag, jedoch fiel der Rohölpreis mit 53,90 USD/Barrel für Brent und 51,00 USD/Barrel für WTI leicht zurück. Nach Ankündigung der US-Umweltbehörde im Dezember 2016, die Beimischungsmandate zu Biokraftstoffen anzuheben, erwartet die US-Industrie immer noch klare Signale für die Umsetzung. Dabei stimmten die Produktionszahlen der letzten sechs Wochen von über 1 Mio. Barrel/Tag optimistisch, auch die Margen für die Ethanol-Produzenten lassen sich mit 1 USD/bushel sehen. Ab Januar soll bekanntlich die US-Ethanol-Produktion nach Umsetzung der höheren Beimischungsmandate um täglich 1.400 Barrel/Tag steigen, was den US-Maismarkt spürbar entlasten soll.

Südamerika macht hingegen Druck beim Mais. Das brasilianische Getreideamt Conab korrigierte seine Prognose zur Maisernte gestern von 83,8 auf 84,5 Mio. t nach oben, während das USDA in der Dezemberprognose von 86,5 Mio. t ausging. Insofern rechnet der Handel damit, dass das USDA im morgigen WASDE-Report ebenfalls die Produktionserwartung für Brasilien auf 87,1 Mio. t anhebt. Im Vorjahr lag die Maisernte Brasiliens bei 67 Mio. t. Da vermehrt frühreife Sorten zur Aussaat kamen, wird Brasiliens Maisernte deutlich früher beginnen.

Aber in Argentinien kam die Aussaat von Mais bisher nur schleppend voran, waren laut Getreidebörse Buenos Aires Grains Exchange zuletzt nur 78 % der geplanten Maisaussaatflächen von 4,9 Mio. ha bestellt, deutlich weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Laut Buenos Aires Grain Exchange wurde die Fläche aber um 27 % ausgeweitet. Im Februar sollen dort bereits die Erntearbeiten beginnen, ob die Reife dann bereits erreicht ist, steht noch in den Sternen. Das USDA veranschlagt die Maisernte Argentiniens auf 36,5 Mio. t gegenüber 29,0 Mio. t im Vorjahr.

Die weitere Preisentwicklung hängt zunächst einmal von weiteren Wetterentwicklung in Brasilien und vor allem in Argentinien ab. Nach starken Niederschlägen in Argentinien wird es nun trockener, was die Pflanzungen begünstigt. In Teilen Brasilien bestehen jedoch Bedenken, dass es zu trocken werden könnte.

In der EU-28 zogen die Maispreise leicht an, wobei der immer noch schwache Euro von 1,05 USD/EUR die Importe teuer hält, vor allem aus der Schwarzmeerregion. Für Nordeuropa ist Mais aus Polen weiterhin am wettbewerbsfähigsten, für Südeuropa Mais aus der Ukraine. Dabei ist zu beachten, dass über das Freihandelsabkommen DCFTA mit der Ukraine die zollfreien Importkontingente ab 1. Januar 2017 für Mais um 50.000 t auf 450.000 t angehoben wurden. Zusätzlich hat die EU-Kommission vorgeschlagen, das zollfreie Importkontingent um weitere 650.000 t Mais pro Jahr aufzustocken, was sich für EU-Erzeuger nachteilig auswirkt.

Für die erste Jahreshälfte 2017 bekommt die EU-28 ganz sicher den zunehmenden Exportdruck Brasiliens und Argentiniens zu spüren. Bisher hinken die EU-Maisimporte trotz erneut schwacher EU-Maisernte mit knapp 4,5 Mio. t um 22,7 % hinter dem Vorjahreszeitraum zurück. Futterweizen ist im Mischfutter nach wie vor wettbewerbsfähiger als Mais. Dies dürfte Ausschlag auf die weitere Importentwicklung von Mais haben, wobei das USDA die Maisimporte in die EU bereits von 13,8 Mio. t im Vorjahr auf 13,1 Mio. t kappte. Dabei befürchtet der Handel trotzdem weitere Preisanstiege bei Mais durch einen fallenden Eurokurs, der bei weiteren angekündigten Zinsschritten im Frühjahr 2017 in den USA in Richtung 1,02 USD/EUR tendieren könnte.

Für den Biokraftstoffsektor gibt es einschneidende Veränderungen. Im Rahmen der Richtlinie für erneuerbare Energien II (Renewable Energy Directive – RED II) will die EU-Kommission den Anteil der Biokraftstoffe aus der 1. Generation von geplanten 7 % in 2020 schrittweise auf 3,8 % im Jahr 2030 zurückführen. EU-Mitgliedstaaten können sogar noch niedrigere Werte festlegen. Der derzeitige Anteil liegt im EU-Durchschnitt bei 5,5 %. Um Biokraftstoffe der 2. Generation zu fördern, plant die Europäische Kommission zusätzlich ein weiteres Mandat einzuführen, dass deren Anstieg auf 3,6 % im Jahr 2030 vorsieht. EU-Ministerrat und das Europäische Parlament müssen ein endgültiges Regelwerk erstellen, was mindestens 18 Monate dauern soll.
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