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19.05.2017 | 18:01

Weizen-Fronttermin kippt auf 165,75 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Die internationalen Weizenmärkte partizipierten in den USA von neuen Schlechtwettermeldungen in Midwest, dem spürbar gefallenen US-Dollar, in Anbetracht dessen aber schwachem US-Export, während in der EU die ergiebigen Regenfälle für zuletzt potenziell höhere Erträge sprachen, außer in Spanien und Nordostfrankreich, wo sich inzwischen Missernten abzeichnen.
Warenterminbörse Weizenpreis
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Entwicklung Matif-Weizenpreis (c) proplanta

Die Importnachfrage Nordafrikas und im Nahen Osten flammte zuletzt etwas auf. Zudem stützt die gute Futterweizennachfrage den Markt. So notierte der neue Fronttermin in Chicago für CME-EU-Weizen bei 163,25 EUR/t (Mittwoch: 163,75 EUR/t), für US-Weizen bei 141,77 EUR/t (Mittwoch: 140,22 EUR/t) und an der MATIF für EU-Weizen Nr. 2 bei 165,75 EUR/t (Mittwoch: 166,25 00 EUR/t). Gleichzeitig fielen an der MATIF der Dezembertermin um 0,25 EUR/t auf 170,00 EUR/t und der für März 2018 um 0,50 EUR/t auf 173,75 EUR/t. Dabei tendierte Weizen zuletzt leicht fester. Der Eurokurs blieb heute Morgen bei 1,1112 USD/EUR stehen.

Dabei lagen die Preise des Handels für Standardweizen zuletzt bei 159,00 EUR/t (Mittwoch: 154,00 EUR/t) FOB Rouen und 172,00 EUR/t (Mittwoch: 174,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock sowie 169,00 EUR (169,00 EUR/t) FCO Mannheim. Nach Süd-Oldenburg und Holland wurde Futterweizen zu Preisen um 183,00 EUR/t (Mittwoch: 184,00 EUR/t) FCO gehandelt. Die Preise für neue Ernte liegen mit 171,00 EUR/t FCO Südoldenburg um über 10 EUR/t darunter.

In den USA haben Schlechtwettermeldungen mit Regen, zunächst im nördlichen, danach im südlichen Midwest, erneut zu festeren Terminkursen in Chicago geführt. Die Sorge über zunehmen Rost- und Mehltaubefall, verunsichert den Handel über die Qualität der nahenden Weizenernte in den USA, senkten die Experten im letzten Crop Progress Report ihre Bonitierung (gut-ausgezeichnet) für US-Weizen um 2 % auf 51 % gegenüber 62 % im Vorjahr. Dieser Abwärtstrend sollte sich nächste Woche fortsetzten. Unterstützt wird der festere Trend durch niedrigere Ernteerwartungen, soll die kommende US-Weizenernte mit 49,5 Mio. t um über 22 % unter die des Vor-jahres von 62,9 Mio. t zurückfallen, wofür der 8%ige Anbaurückgang und niedrigere Erträge verantwortlich zeichnen.

Der hohe Eurokurs von leicht über 1,11 EUR/USD verbesserte die Exportchancen für US-Weizen, doch die aktuelle Exportentwicklung konnte davon wenig profitieren, erreichten die Exporte von US-Weizen mit 247.600 t (alte Ernte) gegenüber 24.200 t  in der Vorvorwoche und 258.400 t zuvor erneut ein schwaches Ergebnis. US-Präsident hat offiziell den Countdown zu den Neuverhandlungen über die NAFTA-Verträge mit Kanada und Mexiko im US-Kongress eingeläutet, sollen Experten die Konditionen zugunsten der USA überarbeiten. Schlecht und regnerisch soll auch das Wetter in Kanada bleiben, wodurch sich Sommerweizenaussaat weiter verzögert, erwartet das USDA in Kanada mit 28,4 Mio. t um knapp 12 % kleinere Weizenernte dort. Möglicherweise ist das avisierte Weizenanbauareal von 23,2 Mio. Acres auf Vorjahresniveau zu hoch gegriffen.

In der EU ermöglichte gutes Wetter zu Wochenbeginn einen zügigen Fortgang der Aussaat von Sommergetreide, wobei die Aussaat faktisch als abgeschlossen gilt. In der EU verbesserten ergiebige Regenfälle seit Wochenmitte die potenziellen Ertrags-erwartungen bei Weizen nach oben, hatte vor allem Ostfrankreich, Deutschland, Polen und Rumänien mehr Niederschläge abbekommen. In Spanien auf jeden Fall, möglicherweise auch in Nordostfrankreich, sind die Trockenschäden irreversibel, in Spanien drohen Ernteausfälle von bis zu 50 %. Angesichts der Entwicklungen auf der iberischen Halbinsel setzte der französische Analyst Strategie Grains seine Prognose für die EU-Weizenernte auf 142,7 Mio. t zurück.

Die EU-Kommission taxierte die kommende EU-Weizenernte 2017/18 zuletzt auf knapp 142 Mio. t gegenüber 135,1 Mio. t im Vorjahr. Dabei erwartet Brüssel Drittlandexporte von 28,9 Mio. t Weichweizen, wobei die Angangsvorräte von 11,8 Mio. t auf 12,2 Mio. t nur leicht zunehmen sollen. Frankreichs Weizenernte soll mit 38,4 Mio. t die Vorjahres-Missernte von nur 27,9 Mio. t um 37,6 %, die Deutschlands mit knapp 25,2 Mio. t gegenüber 24,5 Mio. t im Vorjahr um 2,9 % übertreffen. In Spanien könnte die Weizenernte auf 5 Mio. t gegenüber knapp 6,9 Mio. t im Vorjahr zurückfallen.

Exportseitig kam die Nachfrage aus Nordafrika und Nahost etwas in Schwung, kaufte Ägypten vorgestern 295.000 t Weizen, davon jeweils 60.000 t aus Rumänien, Ukraine und Russland, sowie 115.000 t aus den USA zu einem Preis von 176,92-177,81 EUR/t FOB Schwarzmeer. Dabei erhöhte Ägypten seine Anforderungen an den Mindest-Rohproteingehalt um 0,5 % auf 12,0 % RP für französischen Weizen und auf 12,5 % für Ursprünge aus dem Schwarzmeerraum.

Letzte Woche gab es eine Weizenausschreibung Jordaniens über 100.000 t Hartweizen und zuletzt kaufte Algerien 470.000 t Weizen aus Frankreich und anderen Ursprüngen. Dies mündete auch in die Bilanz der EU-Weizenexporte in Drittländer, lag der EU-Weizenexport bei 249.000 t gegenüber 228.000 t in der Vorwoche und zuvor 322.000 t, blieben die gesamten Drittlandexporte von EU-Weizen (inkl. Weizenmehl) zuletzt mit 21,6 Mio. t gegenüber 26,7  Mio. t um über 19 % hinter dem Vorjahresniveau zurück. Wesentliche Unterstützung kommt für Weizen durch die gute Futtermittelnachfrage.
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