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14.04.2010 | 13:50 | Agrarmarkt-Telegramm 

Weltweit mehr Mais, weniger Weizen - leichte Preiserholung für Getreide und Ölsaaten

Stuttgart/Paris/Chicago - Schlagzeilen: – Weizenanbau wird wegen hoher Lagerbestände und geringer Preise weltweit eingeschränkt – Auswinterungsschäden in Osteuropa – Trend zu mehr Mais – USDA-Aprilprognose: leichte Zunahme der Futtergetreide- und Ölsaatenvorräte, leichte Abnahme der Weizenvorräte und starker Rückgang der Bestände bei pflanzlichen Ölen – EU-27: Mehr Weizen und Raps angebaut, weniger Gerste und Roggen – Rohölpreise erreichen neue Jahreshöchstwerte – Trockenheit in Südostasien – Gerüchte um höhere Soja- und Maisimporte Chinas

Agrarmarkt-Telegramm

Getreide- und Ölsaatenmarkt

Die Lage am Getreide- und Ölsaatenmarkt wird derzeit gleich von mehreren Faktoren beeinflusst: Den Anbauentscheidungen der US-Farmer - ob mehr Weizen, Mais, Soja oder Baumwolle angebaut wird - desgleichen in Kanada, in der EU-27 und in Osteuropa sowie dem Wettergeschehen in Südostasien. Nachdem die Märkte insbesondere bei Weizen wegen hoher weltweiter Lagervorräte (30 % des Weltverbrauchs) auf sehr niedrigem Preisniveau stagnierten, einzig Mais, Raps, Sonnenblumen wegen sinkender Lagervorräte stabilere Preise behaupten konnten, spielen die Prognosen zur kommenden Ernte 2010 bereits spürbar in den Marktverlauf der letzten Ernte hinein.


USA:
In den USA steht fest, dass der Winterweizenanbau 2009/10 um 13 % bzw. die gesamte Weizenfläche um 9 % eingeschränkt wurde, so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr, daher mehr Flächen für Soja oder Mais zur Verfügung stehen. Laut Flächenerhebung des USDA vom 31. März sollen der Maisanbau in den USA um 3 % (plus 1 Mio. ha), der Sojaanbau um 1 % (plus 0,3 Mio. t) und der für Baumwolle um 15 % zunehmen. Damit schränken die US-Farmer bereits das zweite Jahr infolge den Weizenanbau ein.

Der Maisanbau wird mit knapp 36 Mio. ha die zweitgrößte Maisfläche aller Zeiten erreichen. Hintergrund für den steigenden Maisanbau ist die prosperierende Bioethanolverarbeitung mit einem Maisbedarf von 283 Mio. t (plus 23 Mio. t) in den USA. Dabei soll die Beimischung von Bioethanol nach Vorstellung der US-Regierung auf bis zu 15 % angehoben werden. Noch ist darüber aber im Kongress nicht entschieden.


Kanada:
In Kanada wird laut Canadian Wheat Bord der Anbau von Durum, Weizen, Gerste und Leinsamen deutlich zurückgehen, dafür der Anbau von Mais, Hafer, Raps und Sojabohnen steigen. Dabei werden allgemein geringere Erträge erwartet. Der Anbau von Weizen wurde um 7 %, der von Gerste um 3 % eingeschränkt. Die Weizenernte 2010 wird um 10 % niedriger veranschlagt als 2009. Dagegen soll der Anbau von Mais um 4,5 %, der von Raps und Sojabohnen jeweils um 4 % zulegen. Ferner soll der Eigenbedarf an Getreide und Ölsaaten wegen Verwendung zu energetischen Zwecken wie Bioethanol steigen und den Exportanteil verringern.


Südostasien:
Der Südwesten Chinas, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos und Philippinen leiden unter einer Hitzewelle und Dürre wie seit 50 Jahren nicht mehr. Deutlich extremer als in Normaljahren trat der Nordost-Monsun mit extremer Hitze und Regenarmut auf. Im Südwesten Chinas ist vielerorts eine Getreideaussaat wegen Dürre unmöglich, in Malaysia verdorren bereits Palmplantagen (Palmöl), und in Thailand fehlt vielerorts das Wasser zur Bewässerung der Reisfelder.

Bis zum Beginn des Südwest-Monsun, bei dem üblicherweise 70-90 % der Jahresniederschläge fallen, sind es noch mindestens zwei Monate hin. Wegen des Wetterphänomens „El Niño“ befürchten Experten eine Verspätung des Monsuns. Das bedeutet: Womöglich steigt der Importbedarf Chinas und anderer Staaten Südostasiens dadurch, China importierte zuletzt mehr Mais und auch mehr Sojabohnen. Analysten deuten zudem daraufhin, dass die chinesische Futtermittelproduktion im 1. Quartal im Jahresvergleich um 5,6 % gestiegen ist - das wäre ein beträchtlicher Anstieg.


Ukraine:
Die Ukraine und Weißrussland verzeichneten starke Auswinterungsschäden. In der Ukraine müssen laut Agrarministerium 12 bis 15 % der Wintersaaten wegen Auswinterung neu bestellt werden. Die stärksten Schäden verzeichnete Winterraps. In Weißrussland kamen mehr als 30 % der Winterungen zu Schaden.

In der Ukraine soll der Anbau von Mais, Sojabohnen und Sonnenblumen favorisiert werden. Wegen der gestiegenen Vermarktungschancen für Mais zur Bioethanolherstellung soll der Anbau um 10 % ausweitet werden. Da die Preise für Sonnenblumen 2009 um fast 30 % gestiegen sind, nimmt der Anbau in der Ukraine um fast 90 % zu. In Russland winterten fast 0,5 Mio. ha Raps aus, dort soll auf Kosten der Winterungen der Anbau von Mais und Zuckerrüben ausgedehnt werden.  


EU-27:
Nach ersten Prognosen Cocerals wird die kommende EU-Getreideernte 2010 mit 285 Mio. t um 5 Mio. t niedriger veranschlagt als 2009. Einem Anbauplus von 2 % bei Weizen und knapp 3 % bei Winterraps stehen ein Rückgang von minus 5 % bei Gerste und über minus 3 % bei Roggen entgegen. Dabei wird die EU-Weizenernte um 3 Mio. t höher, die von Gerste um 5,5 Mio. t und die von Roggen und Triticale um je 1 Mio. t niedriger veranschlagt. Bei Mais wird ein leichter Anbaurückgang von 0,6 % prognostiziert - aber das könnte noch anders kommen.

Der Rückgang bei Gerste trägt dem Sachverhalt Rechnung, dass Gerste ab dem neuen Wirtschaftsjahr nicht mehr der Intervention zugeführt werden kann. Auch der Anbau von Sommergerste soll wegen völlig inakzeptabler Preise zurückgehen. In Deutschland und Frankreich werden die Getreideernten jeweils um 3 Mio. t, in Polen um 1 Mio. t niedriger taxiert als 2009, während in Ungarn ein Plus von 2 Mio. t erwartet wird.

Die Ölsaatenernte in der EU-27 könnte mit 28,8 Mio. t um 1,9 % nieder ausfallen als 2009. Die Rapsernte soll trotzt Flächenausweitung um 3 % mit 20,8 Mio. t um 2,3 % im Vergleich zu 2009 zurückgehen. Wegen des langen Winters in Nord- und Osteuropas werden die Erträge geringer veranschlagt als im Vorjahr. Während der Norden und Osten Europas trotz erheblicher Schneemassen geringere Winterniederschläge verzeichneten, kam es in Südeuropa, insbesondere auf der iberischen Halbinsel, auf dem Balkan und auch in Nordafrika zu hohen Niederschlägen. Dadurch dürften dort die Ernteerwartungen gestiegen sein.


 

Getreidehandel


Rohöl:

Der Ölpreis ist auf den höchsten Stand seit 17 Monaten gestiegen. Ein Barrel Rohöl kostete an der New Yorker Rohstoffbörse fast 86 US-$ - das war der höchste Stand seit Oktober 2008. Anfang Februar lag der Preis noch bei 69 US-$. Als Hauptauslöser der Preiswelle gelten Erwartungen, wonach sich die Weltwirtschaft schneller als erwartet erholen könnte. Eine Knappheit besteht nicht, weist der US-Ölmarkt laut Branchendienst die höchsten Rohöl-Lagerbestände seit Sommer 2009 auf.


Wechselkurs:
Durch die leichte Schwäche des Euros gegenüber dem US-$, die durch den drohenden Staatsbankrott in Griechenland begründet wird, hat sich die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Getreide gegenüber Offerten aus den USA, Kanada und Australien am Weltmarkt verbessert. Im Gegenzug verteuerte sich allerdings in US-$ gehandelte Importware wie Sojaschrot oder Rohöl.   


Preise und Tendenzen in Deutschland

Gerste:
Gerste findet in Deutschland seit Wochen oft nur noch Abnahme über die Intervention - auch nur dann, wenn die zulässigen Höchstwerte für Besatz andere Kriterien nicht überschritten werden. In frachtfern zu Gebieten mit tierischer Veredlung gelegenen Regionen werden ab Station Erzeugerpreise um 90-92 €/t offeriert, in Frachtnähe zur Veredlungsregion um 110-112 €/t. Dabei rechnen Marktbeteiligte durchaus noch mit einer Nachfrage seitens der Futtermittelindustrie, weil der Anschlussbedarf  bis zur neuen Ernte noch weitgehend nicht gedeckt wäre.


Braugerste:
Der Verkauf von Braugerste ist bei aktuellen Offerten um 110 €/t ab Station indiskutabel – der Markt ist völlig zum Stillstand gekommen. Auch Vorverträge werden offenbar wegen zu geringer Offerten nicht abgeschlossen.


Futterweizen:
Die Preise für Futterweizen haben leicht angezogen. In frachtfernen Gebieten sollen um 110-115 €/ ab Station, an frachtnahen Veredlungsstandorten bis 127 €/t franko Lager offeriert werden.

Für die Mischfutterindustrie wird noch ein höherer Zukaufbedarf erwartet, spielen derzeit die Sojaschrotnotierungen für die Rezepturen eine wesentliche Rolle - vor dem Hintergrund der riesigen Sojaernte Südamerikas dürften die Sojaschrotpreise deutlich fallen, sobald eine höhere Verfügbarkeit gegeben ist und die Hafenarbeiterstreiks dort beendet sind.


Brotweizen:
Analog zum Futterweizen stiegen auch leicht die Preise für Brotweizen. Für B-Weizen mit 12 % RP sind je nach Region um 110-115 €/t ab Station erzielbar. Nach Einschätzung von Marktbeteiligten ist die Versorgung vieler Mühlen bis Mai gut gedeckt, Anschlussbedarf besteht aber vielfach noch bis zur neuen Ernte – bei verspäteter Ernte könnte der Bedarf noch steigen.


E-Weizen:
Für E-Weizen mit mind. 14,5 % RP werden etwa 125 €/t avisiert, soweit Nachfrage besteht. Nach anfänglich guter Nachfrageentwicklung nach guten E-Weizenqualitäten bestünden im Augenblick wenig Absatzchancen und wenn, dann nur in Richtung italienischer Verarbeiter. Andererseits wäre das Angebot seitens der Erzeuger infolge der Frühjahrsbestellung ohnehin gering. Insofern stünde ein kaum wahrnehmbares Angebot einer genauso geringen Nachfrage entgegen. Für Weizen aus der neuen Ernte sind offenbar noch keine konkreten Kontraktpreise im Gespräch.


Brotroggen:
Derzeit verhaltene Nachfrage bei Preisen um 83-85 €/t ab Station, bei derart niedrigen Preisen besteht auch kaum Abgabebereitschaft seitens der Erzeuger.


Raps:
Die Nachfrage nach Raps aus alter Ernte ist bei 305-315 franko Ölmühle unverändert gut, dabei sind nach Einschätzung von Marktbeteiligten die Lagervorräte bei Erzeugern weitgehend geräumt. Insofern konzentriert sich das Interesse vor allem auf Vorkontrakte zur Ernte 2010, wobei etwa 265 - 275 €/t Raps (40 % Öl, 2 % Besatz) ab Station offeriert werden. In Anbetracht sinkender Bestände an pflanzlichen Ölen ist mit einer zumindest stabilen Tendenz bei Raps zurechnen.


Sojaschrot:
Die nochmals erhöhte Prognose für die südamerikanische Sojaernte spricht für fallende Sojaschrotnotierungen, der wachsende Importbedarf Chinas für stabile Preise. Dabei dürften die Sojaschrotpreise aber vorerst fallen.  


Quelle: Proplanta


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