Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.03.2015 | 00:02 | EU-Fischereifonds 
Diskutiere mit... 
   3   2

Agrar-Direktzahlungen: Vize-Präsident Werner Hilse: "Subvention macht bis zu 50 Prozent am Betriebsgewinn"

Stuttgart/Hohenheim - Um Namen, Gemeinden, Postleitzahlen und Summen geht es, wenn am 31. Mai wieder die Empfänger von Mitteln aus dem Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) veröffentlicht werden.

Werner Hilse
Bild vergrößern
Werner Hilse (62) ist seit 2006 Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und seit 2003 Präsident des Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband. Er führt einen Gemischtbetrieb mit Ackerbau, Schweine- und Putenmast im Landkreis Lüchow-Dannenberg. (c) LPD
Rund 320.000 Landwirte in Deutschland empfangen EU-Subventionen. Doch was bedeuten die Zahlungen wirklich für die Existenz des landwirtschaftlichen Unternehmers? Und steht für die Landwirte die Veröffentlichung der Daten tatsächlich im Vordergrund der Diskussion?

Im zweiten Teil der brisanten Interview-Serie von Proplanta schildert der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes Werner Hilse seine Sicht über Greening, Datenschutz und Neiddebatten.

Wie stehen Sie persönlich zu den Direktzahlungen?

Sie sind ein Ausgleich für höhere Auflagen, die unsere Betriebe gegenüber Wettbewerbern erfüllen beispielsweise im Natur-, Tierschutz- oder Sozialrecht. Für unsere Betriebsleiter sind sie unverzichtbar, wie ein Blick in die Bilanzen belegt.

Glauben Sie, dass das Konzept funktioniert?

Es ist ein bereits bewährtes System - sonst hätte die EU das System der Direktzahlungen nicht fortgeschrieben. Allerdings bedauern wir den starken bürokratischen Aufwand, der von Reform zu Reform nicht geringer, sondern höher geworden ist.

Haben Sie einen Vorschlag, wie man es besser machen könnte?

Bei der Gestaltung der Direktzahlungen schafft das Greening leider erneut deutlich mehr Bürokratie für Landwirte und Überwachungsbehörden. Ein Grund dafür ist sicherlich die Absicht, möglichst viele Detailfragen ausschließen zu wollen. Bei allen agrarpolitischen Vorgaben muss aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gestärkt werden. Zugleich darf die unternehmerische Freiheit des einzelnen Landwirts nicht zu stark beschnitten werden. Und schließlich möchte jeder Landwirt lieber auf dem Acker und im Stall, als am Schreibtisch arbeiten.

Könnten Sie auch auf die Direktzahlungen verzichten?

Nein – solange wir innerhalb der EU höhere Standards und Vorgaben haben wie in anderen Regionen der Welt brauchen wir diesen Ausgleich. In einigen Bereichen machen die Direktzahlungen einen bedeutenden Anteil  am Gewinn der Betriebe aus, teilweise sind das mehr als 50 Prozent. Darauf können die Landwirte bei tendenziell sinkenden Agrarpreisen nicht verzichten.

Eine etwas diffizile Frage: Wie reagieren Ihre Berufskollegen auf die Veröffentlichung der Zahlungen?

Der Blick auf das Gehaltskonto des Nachbarn ist in Deutschland absolut unüblich. Die Veröffentlichung der Beihilfenzahlungen könnte eine Neiddiskussion in den Dörfern entfachen. Und zwar erstens zwischen den Landwirten und der Gesellschaft, zweitens zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und drittens könnte es unter den Landwirten Diskussionen geben.

Die Direktzahlungen geben keine Auskunft über das Einkommen der Landwirte, denn sie werden nicht als solche gezahlt und sind somit für viele nicht nachvollziehbar. Für den Deutschen Bauernverband hegen wir auch berechtigte Zweifel daran, ob eine Veröffentlichung personenbezogener Daten überhaupt zulässig ist - das zumindest bleibt umstritten.

Wie finden Sie die Umsetzung des Portals hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit und Transparenz und der verwendeten Abkürzungen?

Diese Frage können eher diejenigen beantworten, die sich an dieser Stelle mehr Transparenz wünschen. Als Berufsstand vermissen wir auf jeden Fall Informationen über den Hintergrund der Direktbeihilfen, ihre Bedeutung und deren Rechtfertigung. (Proplanta)
Kommentieren Kommentare lesen ( 3 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
adlberger schrieb am 10.03.2015 17:15 Uhrzustimmen(159) widersprechen(171)
Betriebe mit guter Unternehmensführung werden auch ohne Subventionen keine Probleme haben. Es ist ja bereits jetzt so, dass Betriebe, die von der Tierhaltung leben, nur sehr wenig Flächenprämien bekommen. Qualitatives Wachstum und nicht quantitatives Wachstum muss das Ziel erfolgreicher Zukunftsbetriebe sein.
Heinrich schrieb am 10.03.2015 14:14 Uhrzustimmen(135) widersprechen(131)
Natürlich würden das Betriebe aushalten. Und nein, damit meine ich nicht die großen Betriebe im Osten (die wahrscheinlich noch am Wenigsten). Die Subventionen haben doch nur bewirkt, dass die Preise für Getreide etc. gefallen und Landpreise angestiegen sind und jetzt denkt jeder, dass es ohne Subventionen gar nicht mehr gehen würde https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Isermeyer-fuer-Abschaffung-pauschaler-Agrarpraemien-1585520.html
Johann96 schrieb am 09.03.2015 15:56 Uhrzustimmen(154) widersprechen(197)
Bis zu 50 % vom Betriebsgewinn ? Der Kollege Hilse soll besser nachdenken bevor er was sagt. Er meint sicher Einnahmen der Betriebe. Aber die sind noch lange kein Gewinn. Nicht dass das in den falschen Hals kommt und wir sind die Prämien los. Das hält dann tatsächlich kein Landwirtschaftsbetrieb aus..
  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken