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01.06.2011 | 06:10 | Agrarbericht Mecklenburg-Vorpommern 

Agrarbericht zeugt von Robustheit und Wettbewerbsfähigkeit der Branche

Schwerin - "Mit dem heute im Kabinett vorgelegten Agrarbericht 2011 belegen wir den positiven Trend und die Robustheit der Agrarwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

Agrarbericht Mecklenburg-Vorpommern
Auch die Landwirtschaft war im Berichtszeitraum mit den Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise konfrontiert. Sie bewährte sich als wichtiger und stabiler Wirtschaftszweig", erklärte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus gestern auf der Landespressekonferenz.


Zu einzelnen Ergebnissen:

Wirtschaftliche Eckwerte

• Mit einer Bruttowertschöpfung von 870 Mill. Euro in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei im Jahr 2010 lag der Anteil an der Wirtschaftsleistung des Landes insgesamt bei 2,7 Prozent. Das ist bundesweit der vergleichsweise höchste Wert.

• Die Arbeitsproduktivität liegt in Mecklenburg-Vorpommern mit 31 262 Euro je Erwerbstätigen um 35,9 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt der Landwirtschaft. Dieser Vergleichswert liegt für die Gesamtwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns mit 20,3 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

• Fallende Preise für Getreide und Milch gaben den Ausschlag für das wirtschaftliche Ergebnis im Jahr 2009/10. Die Umsatzerlöse gingen in diesen Segmenten um über 15 Prozent zurück; steigende Erlöse für Fleisch und höhere staatliche Transfers z.B. durch die Teilnahme an zusätzlichen Umweltprogrammen z.B. umwelt- und artgerecht Tierhaltung wirkten ausgleichend.

• Die Betriebserträge fielen dadurch im Durchschnitt aller Landwirtschaftsbetriebe nur um 10 Prozent (190 Euro/ha LF) niedriger aus als 2008/2009.

• Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte waren nach einem kontinuierlichen Anstieg im Jahr 2009 um rund 27 Prozent zurückgegangen. Für 2010 zeichnet sich nach vorläufigen Schätzungen aber wieder ein deutlicher Anstieg von 20 Prozent ab. Die Futterbaubetriebe und die spezialisierten Milchbetriebe verzeichneten bisher nicht gekannte Einkommensschwankungen mit aktuell positiver Tendenz (32,83 €cent/kg im März 2011).

"Der Bericht macht deutlich, dass sich das immer schnellere Auf und Ab der Märkte und die hohe Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Ertragslage vom Witterungsverlauf zunehmend in den Betriebsergebnissen niederschlagen", erklärt der Minister.


Agrarstruktur

• Im Frühjahr 2010 fand mit der Landwirtschaftszählung nach mehr als zehn Jahren wieder eine umfassende Bestandsaufnahme im Agrarbereich statt. Nach Maßgabe der EU und den nationalen gesetzlichen Bestimmungen wurden die Erfassungsgrenzen teils beträchtlich angehoben (landwirtschaftlich genutzte Fläche von 2 ha auf 5 ha).

• Die Anzahl der Betriebe hat sich gegenüber dem Jahr 2007 um 707 Betriebe verringert. Hierbei handelt es sich jedoch überwiegend um kleine Nebenerwerbslandwirte. Zudem wurde durch europäische und nationale Bestimmungen die Erfassungsgrenze für die statistische Auskunftspflicht von 2 auf 5 Hektar angehoben.  Vergleicht man die Zahl der Antragsteller auf Flächenprämien in der Kategorie von 2 bis 5 Hektar mit dem Jahr 2007, so können 462 Kleinstbetriebe wieder hinzu gerechnet werden.

• Die durchschnittliche Betriebsgröße stieg im Land von 250 ha auf 286 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche. Der Anteil der einzelnen Rechtsformen hat sich tendenziell weiter zu Gunsten natürlicher Personen verändert (59 % natürliche Personen zu 41 % juristische Personen).

• Die Zahl der Betriebe in Form juristischer Personen stieg im Vergleich zu 2007 um 35 auf 776 Betriebe. Deren durchschnittliche Betriebsgröße hat sich um 36 ha auf 714 ha verringert, was durchaus als Reaktion auf sich abzeichnende Veränderungen der agrarpolitischen Rahmenbedingungen in Europa gewertet werden kann. Mit 1 913 Betrieben bleibt der Ackerbau die dominierende Produktionsrichtung in Mecklenburg-Vorpommern (40 Prozent aller Betriebe).

"Wir stellen fest, dass sich der normale Agrarstrukturwandel auch in Mecklenburg-Vorpommern fortsetzt. Von einem "Höfesterben" wie es eine Zeitung in M-V bereits erkennen wollte, kann aber überhaupt keine Rede sein", erklärt der Minister.


Arbeitskräfte und Einkommen

• Im Jahr 2010 waren in den landwirtschaftlichen Betrieben 19 266 Arbeitskräfte (dav. 5 195 Frauen und 14 071 Männer) beschäftigt, was einem Rückgang von 9,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2007 entspricht. Damit waren in jedem Betrieb rund vier Arbeitskräfte ständig beschäftigt. Der Arbeitskräftebesatz ist mit 1,3 Arbeitskräfteeinheiten je 100 ha unverändert niedrig (früheres Bundesgebiet: 3,8 AKE).

• Mit 15 785 Euro erhielten die Beschäftigten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei 2010 die niedrigsten Bruttolöhne in Mecklenburg-Vorpommern. Das waren zwar durchschnittlich 125 Euro mehr als 2009, liegt aber mit 6 487 Euro unter dem durchschnittlichen Bruttolohn in der Gesamtwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

"Erfreulich ist, dass die Zahl der Vollbeschäftigten im Vergleichszeitraum um 2,9 Prozent auf 72,4 Prozent anstieg. Der Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Arbeitskräfte hat sich somit insgesamt verlangsamt. Angesichts des niedrigen Einkommens in der Branche, halte ich die Forderung nach einem gesetzlich verbrieften Mindestlohn durchaus für gerechtfertigt", unterstrich der Minister.


Ländliche Entwicklung

• Für die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums in Mecklenburg-Vorpommern stehen bis Ende 2013 insgesamt aus europäischen, Bundes- und Landesmitteln 1 286 Mill. Euro zur Verfügung. Seit Programmbeginn wurden 36 Prozent des Gesamtplafonds ausgezahlt. Das entspricht 457,7 Mill. Euro öffentliche Mittel.

• Mecklenburg-Vorpommern ist eines der wenigen Bundesländer, welches die Möglichkeiten des ELER zur integrierten ländlichen Entwicklung vollständig nutzt und aus diesem Fonds auch die Sanierung von Schulen und Kindertagesstätten unterstützt.

• Zur Verbesserung der Breitbandversorgung im ländlichen Raum wurden im Zeitraum 2008 - 2010 zunächst jährlich 1,2 Mio. Euro eingeplant. Durch die Bereitstellung zusätzlicher Fördermittel konnten seit April 2009 194 Zuwendungen zur Schaffung von Breitbandinfrastrukturen mit einem Gesamtzuschussvolumen von 10,9 Mio. Euro (Gesamtinvestition 19,6 Mio. Euro) bewilligt werden. Diese Vorhaben dienen der Deckung des Bedarfs von 13 100 Haushalten und 6 200 gewerblichen beziehungsweise beruflichen Nutzern in Mecklenburg-Vorpommern.

"Die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat gute strukturelle und ökonomische Voraussetzungen, um den künftigen Herausforderungen (beispielsweise Klimawandel, Biodiversität, Nahrungsmittelsicherheit, nachhaltige Energiepflanzenproduktion und demografischer Wandel) offensiv zu begegnen. Aber sie muss sich ihrer Rolle in der Gesellschaft unter sich verändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen auch neu bewusst werden und diese Entwicklung progressiv aufnehmen. Das zentrale Anliegen der Landesregierung ist und bleibt eine integrierte Entwicklung der ländlichen Räume zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen und zur Erhaltung und Schaffung von Arbeit und Wertschöpfung hier im Land. Dabei sind insbesondere die Land- und Ernährungswirtschaft wesentliche Pfeiler der künftigen Entwicklung", so das Fazit des Ministers.


Hintergrund:

Der Agrarbericht 2011 enthält Trends und Fakten zur Entwicklung der Agrarwirtschaft in den Jahren 2009 bis 2010. Letztmalig legte der Minister  im Jahr 2009 einen Agrarbericht vor. Danach wurde per Kabinettsbeschluss die Agrarberichterstattung an die Periodizität der Agrarstatistikerhebung in Deutschland angepasst. Damit umfasst der Bericht erstmals einen 2-Jahreszeitraum.

Der Bund erstattet nur noch einmal pro Legislaturperiode dem Parlament Bericht über die Entwicklung der Landwirtschaft. 12 Bundesländer führen keine jährliche bzw. überhaupt keine Berichterstattung der strukturellen und wirtschaftlichen Lage mehr durch.

Der Agrarbericht ist als pdf unter: www.mv-regierung.de/lu verfügbar und wird in Kürze auch als Broschüre vorliegen. (PD)
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