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19.07.2019 | 06:15 | Ohne Bienen kein Leben 

Agrarministerin wirbt für Blühflächen

Hannover - Es summt hoch oben im Bienenbaum, Rauch liegt in der Luft - und mittendrin an den wimmelnden Waben steht die Agrarministerin.

Blühflächen
Blühende Beete und eimerweise Honig: Am Bieneninstitut Celle ist die Welt für die Bienen noch in Ordnung. Aber das Trend-Tier steht wie kein anderes für das Insektensterben. Von einem Volksbegehren für die Artenvielfalt wie in Bayern hält die Agrarministerin trotzdem nichts. (c) proplanta
Am Bieneninstitut in Celle hat sich Barbara Otte-Kinast über den Einsatz gegen das Bienensterben informiert. Dabei sieht sie nicht nur die Landwirtschaft in der Verantwortung.

Monokulturen in Agrarbetrieben gelten bei Umweltschützern als Gift für die Artenvielfalt. Aber: «In meinen Augen ist das noch nicht genau untersucht», sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag. «Auch in den Städten muss viel gemacht werden.» Die Kommunen sollten zum Beispiel brachliegendes Bauland für Blühflächen nutzen, forderte sie.

Die Biene steht derzeit sinnbildlich für die bedrohte Artenvielfalt. So ist nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) Niedersachsen mehr als jede zweite Wildbienen-Art im Bestand gefährdet, Tendenz steigend. Dabei sei die Bedeutung der Insekten riesig: Bienen stellten den Fortbestand von etwa 90 Prozent aller Pflanzenarten sicher - und damit einen Großteil der menschlichen und tierischen Ernährung. «Ohne Bienen kein Leben», sagte auch Otte-Kinast.

Für die Honigbienen sieht die Lage deutlich besser aus. Das Imkern boomt, die Biene gilt als Trend-Tier. Die Mitgliederzahl des Deutschen Imkerbunds ist binnen zehn Jahren um rund 50 Prozent gestiegen, parallel wächst die Zahl der Honigbienenvölker.

Doch darin stecke auch eine Gefahr, warnte die Ministerin. «Das Problem sind auch Hobbyimker, die sich Bienen im Internet bestellen.» Die Halter wollten etwas für die Artenvielfalt tun, wüssten aber oft nicht genug über die Verbreitung von Bienenkrankheiten. «Mit Unwissenheit kann man viel kaputtmachen», sagte Otte-Kinast.

Zustimmung erhält sie vom Leiter des Bieneninstituts, Werner von der Ohe. Für einen Hobbyimker sei es ärgerlich, wenn seine Bienen auf dem Balkon eingehen, sagte er. Für andere Bienenvölker sei das aber wegen der Gefahr der Übertragung von Krankheiten eine echte Gefahr. Imkervereine wiesen auf die richtige Vorsorge hin. Etwa 15 bis 20 Prozent aller Imker seien allerdings nicht registriert, schätzte von der Ohe.

Wer helfen wolle, könne für Bienen beispielsweise mit Lehmhaufen oder Totholz neue Lebensräume schaffen, riet der Experte. Das sei in der Regel besser geeignet als sogenannte Insektenhotels.

Von einem Volksbegehren für die Artenvielfalt wie in Bayern will die Ministerin hingegen nichts wissen. «Ich hoffe, dass dieser Kelch an uns vorbei geht», sagte sie. «Meine Hoffnung ist, dass die Menschen erkennen, was für die Bienen in Niedersachsen schon gemacht wird.» Beispielsweise erhielten Betriebe, die Blühstreifen auf ihrem Ackerland anlegen, eine finanzielle Förderung vom Land.

Die Freien Wähler machen allerdings schon ernst. Von Mitte August an könnten sich Unterstützer des Volksbegehrens in die Unterschriftenliste eintragen, die entsprechenden Unterlagen seien bereits eingereicht worden, teilte die Partei jüngst mit. Damit das Begehren zugelassen wird, werden 25.000 Unterschriften benötigt.

Ziel sei es, die noch natürlichen Lebensräume in ihrer Vielfalt zu erhalten. «Wir erleben gerade durch den übermäßigen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie der strukturellen Verarmung unserer Landschaft durch Monokulturen ein nie dagewesenes Artensterben von Tieren und Pflanzen», sagte Mitinitiator Heinrich Luhr.

In Bayern hatte das Volksbegehren Erfolg. Dort erreichten die Aktivisten 18,4 Prozent der Wahlberechtigten. Das Ergebnis: Am Mittwoch stimmte der bayerische Landtag einem Gesetzentwurf zu, mit dem Umwelt-, Natur- und Artenschutz deutlich verschärft werden.

Für Niedersachsen hatte Otte-Kinast im Mai eine Strategie für einen vielfältigen Ackerbau angekündigt. Das heißt, erst einmal wird diskutiert. Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden sowie konventioneller und ökologischer Landwirtschaft sollen bis Anfang 2020 unter anderem klären, wie Pflanzen mit weniger chemischen Substanzen geschützt werden können.

Das Bieneninstitut in Celle ist Deutschlands einzige Berufsschule für angehende Imker und ein Forschungsstandort von internationalem Rang. Im August legen 28 Auszubildende ihre Imkerprüfung ab. Zudem werden an dem Institut Bienenkrankheiten untersucht, Honige geprüft und Pflanzenschutzmittel kontrolliert.
dpa/lni
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