Ziel der Förderung dürfte nicht mehr sein, dass Thüringer Agrarunternehmen die Weltmärkte beliefern, sagte BUND-Landesgeschäftsführer Burkhard Vogel am Donnerstag auf einer Fachtagung in Sömmerda. Kleine Privatbauernhöfe sollten viel stärker als bisher mit dem EU-Geld unterstützt werden. Der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, widersprach Vogel.
Die bisherige
EU-Agrarpolitik habe versagt, erklärte Vogel. Obwohl jedes Jahr etwa fünf Milliarden Euro sogenannte Direktzahlungen durch die EU an deutsche Agrarunternehmen ausgezahlt würden, hätten zwischen 2010 und 2018 etwa 200
Agrarbetriebe in Thüringen geschlossen.
Die EU-Agrarsubventionen machen einen großen Teil des Geldes aus, das die Europäische Union an ihre Mitgliedsstaaten gibt: Zuletzt waren etwa 60 Milliarden Euro pro Jahr aus Brüssel an die
Bauern in der EU ausgereicht worden - das entsprach in der jüngeren Vergangenheit etwa 40 bis 50 Prozent des Gesamtvolumens des EU-Haushalts. Die derzeitigen Fördermechanismen begünstigen vor allem große Landwirtschaftsbetriebe, die im Osten Deutschlands stark vertreten sind.
Der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, verwies unter anderem auf das Kaufverhalten der Kunden. Bauern könnten nur solche Produkte anbauen, für die sich auch Käufer fänden. Wenn die Menschen in Thüringen keine im Freistaat angebauten Kartoffeln kauften, dann bleibe den Landwirten nichts anderes übrig als Getreide auf ihren Feldern anzubauen, sagte er.
Zudem kritisierte Wagner, der Blick auf kleine Privatbauernhöfe sei oft romantisiert. Die Arbeitsbedingungen bei großen Landwirtschaftsbetrieben seien oft besser. «Wir haben hier tarifgebundene Arbeitsplätze», sagte Wagner. Dort werde den Beschäftigten zumeist nicht nur mehr Geld bezahlt als in der für Thüringen so wichtigen Logistikbranche. Für die Mitarbeiter gelte auch das Arbeitszeitgesetz. Wer nachts um ein Uhr dabei helfe, ein Kälbchen auf die Welt zu bringen, der könne nicht um sechs Uhr morgens wieder an der Melkmaschine stehen, sagte Wagner. Bei kleinen Privatbauern würden solche Einschränkungen nicht gelten.
Die EU-Agrarsubventionen sollen ab 2021 nach einem neuen Modell verteilt werden. Wie dieses Modell aussehen könnte und welche Details sich dabei gegenüber der bisherigen Verteilungspraxis ändern sollen, wird seit Monaten in allen EU-Mitgliedsländern diskutiert.