Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.02.2022 | 09:05 | Solarausbau 

Agri-PV ab Ostern förderfähig?

Berlin - Die SPD hat das grüne Eckpunktepapier ihres Koalitionspartners für mehr Photovoltaik (PV) auf landwirtschaftlichen Flächen im Grundsatz begrüßt, drängt aber auf die Einbeziehung von Grünland in die förderfähige Flächenkulisse.

Agri-PV Förderung
Agri-Photovoltaik soll auf allen landwirtschaftlichen Flächen förderfähig werden. (c) proplanta
„Hier müssen wir nachverhandeln, damit alle gleichermaßen von der Regelung profitieren“, erklärte vorigeWoche die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag. Nach der von den grünen Bundesministerien für Umwelt, Landwirtschaft und Wirtschaft geplanten Regelung drohten Landwirte mit hohem Grünlandanteil durchs Raster zu fallen, erläuterte Mittag, die als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete den ländlich geprägten Wahlkreis Delmenhorst-Wesermarsch-Oldenburg-Land vertritt.

Klärungsbedarf sieht die SPD-Agrarpolitikerin auch noch, was die landwirtschaftlich genutzten Moorböden als mögliche neue Flächenkategorie im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angeht. „Noch nicht abschließend geklärt ist hier der Grad der Vernässung. Hier muss entsprechend ergänzt werden, um Transparenz und Planungssicherheit zu ermöglichen“, sagte Mittag. Alles in allem bedeute das grüne Eckpunktepapier aber einen wichtigen Schritt in Richtung zukunftsorientierte Landwirtschaft. Landwirte bekämen durch den Ausbau der PV auf ihren Flächen die Möglichkeit, sich als Energiewirte ein weiteres Standbein aufzubauen.

Agri-PV grundsätzlich förderfähig

Die grün geführten Bundesministerien für Wirtschaft, Umwelt und Landwirtschaft hatten sich am vorvergangenen Mittwoch (9.2.) darauf verständigt, Agrarflächen in benachteiligten Gebieten sowie landwirtschaftlich genutzte Moorböden künftig verstärkt für den PV-Ausbau zu nutzen. Die Doppelnutzung für Landwirtschaft und Solarstromerzeugung, die sogenannte Agri-PV, soll laut dem ressortübergreifenden Papier künftig auf Ackerflächen grundsätzlich zulässig und über das EEG förderfähig sein.

Die Unterstützung mit Mitteln aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) soll auf Agri-PV-Flächen laut dem gemeinsamen Vorschlag möglich bleiben, sofern die landwirtschaftliche Nutzung nur bis zu 15 % durch die Stromerzeugung beeinträchtigt wird. Solarparks auf Grünland und in Schutzgebieten werden von den grün geführten Bundesministerien mit Verweis auf den Natur- und Klimaschutz dagegen bislang abgelehnt.

Akuter Handlungsbedarf

Auch dem Bund der Deutschen Landjugend (BDL) brennt das Thema Agrar-PV auf den Nägeln. „Landwirtschaftsflächen werden knapper. Und teurer. Das ist ein Problem für die Landwirtschaft und erschwert jungen Menschen den Berufseinstieg“, mahnte der stellvertretende BDL-Vorsitzende Stefan Schmidt. Seit Jahren stiegen die Kauf- und Pachtpreise - auch bedingt durch die hohe Nachfrage nach Flächen für Solaranlagen. Kein Wunder also, wenn sich der Jugendverband mit den Entwicklungen des Bodenmarkts beschäftige.

Aktuell arbeite der Bundesarbeitskreis Agrarpolitik an einer BDL-Position zur Photovoltaik, ließ Schmidt wissen. Aus seiner Sicht besteht seitens der Politik akuter Handlungsbedarf. Junglandwirte brauchten Zugang zu bezahlbarem Boden und wirtschaftliche Perspektiven.

Zu viel Sonnenstrom im Sommer

Das Landvolk Niedersachsen warnte die Bundesregierung vor zu viel Euphorie beimAusbau der Solarenergie. Durch eine gute Planung will der Landesbauernverband sichergestellt wissen, dass Landwirte, die auf die Nutzung der Flächen angewiesen sind, nicht unter die Räder kommen.

Andererseits müssten die sich bietenden Chancen der PV-Stromerzeugung genutzt werden. Gleichzeitig gab Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies zu bedenken, dass ein starker Ausbau der PV-Stromerzeugungskapazitäten dazu führen dürfte, dass im Sommerhalbjahr mittags viel mehr Strom erzeugt, als verbraucht werde oder ins Stromnetz eingespeist werden könne. Daraus folgten negative Preise oder die zwangsweise Trennung vom Netz. Die Anlagen würden dann unrentabel, wenn nicht Alternativen, wie die Stromspei cherung oder die Wasserstofferzeugung, genutzt werden könnten.

Hennies rief dazu auf, Solar auf Agrarflächen regional vor Ort und vor allem gemeinschaftlich anzugehen und sich nicht als kleines Rad eines von außen bestimmten Großprojektes einzufügen.

Warnung vor Export von Umweltproblemen

Auch der Thüringer Bauernverband (TBV) erkennt Chancen und Risiken in den grünen Regierungsplänen zum Solarausbau. „Photovoltaik kann eine neue Quelle der Wertschöpfung für unsere Landwirtschaftsbetriebe sein. Wenn aber hierzulande fruchtbare Ackerflächen zugebaut werden und nicht mehr für den Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung stehen, muss in anderen Teilen der Welt neues Ackerland erschlossen werden“, warnte TBV-Vizepräsident Toralf Müller. Dafür müssten dann auch bisher ungenutzteWälder gerodet werden, so dass Umwelt und Klima letztlich zu den großen Verlierern der Energiewende zählten.

Für einen nachhaltigen Ausbau der Photovoltaik müsse deshalb zunächst das Potential auf Dächern, versiegelten Flächen sowie an Brache- und Konversionsflächen ausgeschöpft werden, heißt es in einem vergangene Woche verabschiedeten TBV-Positionspapier. Auch technische Innovationen zur Effizienzsteigerung und Erhöhung des Wirkungsgrades von Solarmodulen im Rahmen eines Repowering bestehender Anlagen müssten genutzt werden. Erst danach sollten Freiflächen in Betracht gezogen werden.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Einigung auf Solarpaket - das steckt drin

 Solarausbau in Baden-Württemberg kommt voran

 Verbände fordern Ampel zur Verabschiedung des Solarpakets auf

 Solarenergie: Kaum Bedarf an Agrarland

 Beschleunigungsgebiete für Windkraft- und Solaranlagen

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich

 Agrarstrukturwandel in Bayern schreitet voran